Brüssel (Fides) – Die durch die Coronavirus-Pandemie verursachte Krise mache eine Aufhebung der von der US-Regierung gegen den Iran, Syrien und den Gazastreifen verhängten Wirtschaftssanktionen noch dringlicher, die in diesen Ländern besonders Leiden und Armut in der Bevölkerung auslösen. Dies fordert „Pax Christi International” in einem am Montag, den 30. März veröffentlichten offenen Brief an den US-Präsident Donald Trump.
Die katholische Organisation mit Sitz in Brüssel weist in ihrer Botschaft darauf hin, dass die Bevölkerung der von US-Wirtschaftssanktionen betroffenen Gebiete bereits unter einem Mangel an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung leidet. Das Fortbestehen der von den USA auf den Weg gebrachten wirtschaftlichen Strafmaßnahmen - warnt Pax Christi - könnte die Auswirkungen der Pandemie in diesen Regionen noch verheerender machen.
"Als internationales katholisches Netzwerk mit 120 angeschlossenen Organisationen auf der ganzen Welt", heißt es in dem Schreiben, "hören wir direkt von unseren Partnern, dass das tägliche Leben der Menschen für viele in Ländern wie dem Iran, Syrien und Gaza, deren Situation bereits prekär war, sich infolge von COVID-19 weiter verschlechtert hat".
Pax Christi fordert Trump auf, Sanktionen, die sich nachteilig auf die Zivilbevölkerung auswirken, zu lockern und auszusetzen und nicht länger die Fähigkeit der Regierungen zu untergraben, auf die Gesundheitskrise angemessen zu reagieren. Der US-Präsident (Foto) nahm am Freitag, dem 20. März, zusammen mit Vizepräsident Mike Pence an einer von 700 evangelischen Pastoren organisierten "Gebetskonferenz" teil, um für Überwindung der Coronavirus-Epidemie zu beten.
Zu den Sanktionen, die durch USA gegen die Regierungen dieser Gebiete verhängt wurden, so Pax Christi, gehören auch finanzielle Sanktionen, die die Möglichkeit der Länder, Vorräte und medizinische Geräte zu importieren, die zur Bewältigung der Folgen der Pandemie erforderlich sind, ernsthaft beeinträchtigen.
Das von Pax Christi gesendete Dokument befasst sich auch mit spezifischen Notfallsituationen. In Bezug auf den Iran wird daran erinnert, dass die Coronavirus-Epidemie in diesem Land, in dem die von den USA verhängten Santkionen bereits vor der aktuellen Krise einen ernsthaften Mangel an Medikamenten und medizinischen Geräten verursacht hatten, bereits "verheerende Auswirkungen" hat. Es wird zwar anerkannt, dass bereits Schritte unternommen wurden, wie zum Beispiel ein Konsens über den humanitären Handel mit der iranischen Zentralbank, aber durch die US-Sanktionen sei die gesamte iranische Wirtschaft, so dass ausländische Banken und Regierungen kaum bereit sind, humanitäre Transaktionen gegenüber dem Iran durchzuführen.
In Bezug auf Syrien wird auf die "entsetzlichen" Folgen verwiesen, die die Epidemie in einem Land haben könnte, in dem 11 Millionen Einwohner (einschließlich 6,2 Millionen Binnenvertriebene) bereits humanitäre Hilfe benötigen, um zu überleben, und wo die Verhängung radikaler Sanktionen den Kauf von Medikamenten und medizinischer Versorgung erschwert, während das Gesundheitssystem des Landes durch jahrelange Konflikte zerstört wurde.
In Gaza - berichtet Pax Christi – habe die israelische Blockade die Situation bereits vor der Pandemiekrise "unhaltbar" gemacht, während die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen bereits in der Vergangenheit wiederholt auf den Mangel an Grundmedikamenten und medizinischer Versorgung hingewiesen haben. Die hohe Bevölkerungsdichte, Engpässe im Wasserversorgungssystem und bei den sanitären Einrichtungen machen Gaza zu einem potenziell gefährdeten Gebiet, in dem die Entwicklung von Epidemien verheerende Auswirkungen hätte. Mit negativen Folgen auch für Israel. Pax Christi fordert deshalb die US-Behörden auf, Israel zu drängen, "dafür zu sorgen, dass medizinische Geräte und Technologien in Gaza bereitgestellt werden und dass Patienten, die außerhalb von Gaza versorgt werden müssen, die erforderlichen Genehmigungen für lange Behandlungszeiten erhalten, und " Familienmitglieder, insbesonders Eltern, die Kinder begleiten dürfen".
Die Botschaft von Pax Christi, die von allen Verantwortlichen der Organisation - beginnend mit deren Präsident Marc Stenger, Bischof von Troyes – und den Mitgliedern des Internationalen Rates und den Verantwortlichen Länderbüros (einschließlich Pax Christi USA) unterzeichnet wurde, endet mit dem Versprechen, um “Weisheit und das Mitgefühl von Präsident Trump” zu beten, “in diesen schwierigen Zeiten".
(GV) (Fides 31/3/2020).