ASIEN/IRAN - Erzbischof von Teheran: “Wir müssen aufhören, unsere Vormachtstellung behaupten zu wollen”

Montag, 28 Oktober 2024 krisengebiete   kriege   mission   frieden   franziskaner  

OFMConv

Teheran (Fides) – „Wir müssen aufhören, unsere Vormachtstellung behaupten zu wollen und Zeit, Energie und Ressourcen in innovative Techniken und Strategien zu investieren, die uns vom Licht ablenken“, so Dominique Joseph Mathieu, Erzbischof von Teheran-Ispahan und künftiger Kardinal, zu einem möglichen Frieden im Nahen Osten und in der Welt.
In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde die iranische Hauptstadt, in der Erzbischof Mathieu sein bischöfliches Amt ausübt, zusammen mit anderen Gebieten des Landes von einem Luftangriff der israelischen Streitkräfte getroffen. Der israelische Angriff auf den Iran, der mit den Vereinigten Staaten von Amerika vereinbart wurde, traf hauptsächlich militärische Ziele.
Die Bewertung des jüngsten israelischen Angriffs ist sowohl in Israel als auch in Teheran geteilt, wie das Informationsportal "Anbamed“ feststellt: „Netanjahu behauptet, dem Iran eine Lektion erteilt zu haben, die er nicht vergessen wird, während die Opposition sagt, dass es sich um eine theatralische Aktion handelte, um Entschlossenheit zu demonstrieren... In Teheran wird dieselbe Debatte geführt, während das geistliche Oberhaupt Khamenei vor maximalistischen und minimalistischen Übertreibungen warnt“.
„Papst Franziskus“, betonte der Erzbischof von Teheran in einem kurzen Gespräch mit Fides, “erinnert uns ständig an die Dringlichkeit, den Kriegen ein Ende zu setzen, da sie nur Tod und Finsternis erzeugen. Es ist an der Zeit, nicht mehr wegzuschauen, sondern sich den Spannungen und Konflikten mit Mut und Transparenz zu stellen. Nur durch eine authentische Begegnung mit dem anderen kann jener Funke entstehen, der uns einlädt, als Brüder und Schwestern in dem gemeinsamen Haus zu leben, das uns der Schöpfer anvertraut hat. Gott, unser Herr, fordert uns auf, uns zu einer Mission der Liebe gegenüber der gesamten Schöpfung und jedem ihrer Geschöpfe zu verpflichten“.
Politiker und Militärs in Teheran sagen unterdessen, dass es eine Reaktion geben wird. Und der israelische Geheimdienst - so berichtet „Anbamed“ - „behauptet, dass man erwartet, dass Teheran 100 ballistische Raketen auf israelisches Gebiet abschießen wird“. Auf Antrag des Irans, der von Russland, China und Algerien unterstützt wird, findet heute auch eine Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in New York statt.
Die Möglichkeit, nicht in den Strudel der Gewalt hineingezogen zu werden, scheint vom Vorhandensein politischer Optionen abhängig zu sein, die die Aussicht auf einen Waffenstillstand und ein Ende der Vergeltung als einzigen realistischen Weg anerkennen, um dem Chaos zu entkommen und das Leid ganzer Völker zu beenden. „Indem wir trotz unserer Unterschiede gemeinsam gehen“, schließt Erzbischof Dominique Joseph Mathieu, der am 7. Dezember von Papst Franziskus zum Kardinal kreiert wird, “können wir zu wahren Zeugen des Friedens werden. Beschränken wir uns nicht darauf, vom Frieden zu träumen, sondern verwirklichen wir ihn konkret durch Aktionen der Versöhnung und Einheit“.
Die Erzdiözese Teheran-Ispahan ist für die Seelsorge aller Katholiken lateinischen Ritus (etwa 2.000) im Iran zuständig. Das gesamte Gebiet der Erzdiözese ist in vier Pfarreien unterteilt.
(GV) (Fides 28/10/2024)


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