AFRIKA - Comboni Missionare: “Männer des Wortes” in Afrika

Samstag, 25 Januar 2020 bibel   missionarische Öffentlichkeitsarbeit   missionsinstitute  

Rom (Fides) - - In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben die Comboni-Missionare (MCCJ) in Afrika – abgesehen von unzähligen Fachstudien, Beiträgen für Zeitschriften und Büchern - 63 Grammatiken, 88 Vokabularien, 114 Katechismen, 23 Bücher der Kirchengeschichte und 54 Gebetsbücher sowie 137 Unterrichtstexte und Schulbücher herausgegeben. Dabei sollte betont werden, dass diese umfassende Produktion nicht das Ergebnis der Arbeit einzelner Ordensleute war, wie kompetenten und gelehrten diese auch sein mochten, sondern die Früchte einer Arbeit, die durch den täglichen Kontakt mit Menschen, das aufmerksame Zuhören und die Fürsorge für die Menschen sowie die leidenschaftliche Beobachtung genährt wurden, das heißt durch einen Dialog, der durch Wertschätzung für die lokale Bevölkerung geprägt war.
Wenn ein Missionar des Ordens in ein sogenanntes „Missionsgebiet“ geschickt wird, ist seine erste Aufgabe, das Studium der Sprachen und Kultur der Menschen im jeweiligen Land. Sprachkenntnisse sind unerlässlich, da es die Aufgabe des Missionars ist, das Evangelium in den Ausdrucks- und Denkkategorien des Volkes zu verkünden. Darüber zeugen solche Bemühungen von einer Haltung der Wertschätzung für Menschen und ihre Kultur in Bezug auf ihr Vermögen, christliche Wahrheiten in ihren Denk- und Lebensweisen zu verstehen.
Die Qualifikation, die einen Missionar am besten definiert, ist die des "Mannes des Wortes". Aber das Wort Gottes muss im Volksmund weitergegeben werden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, es in die Landessprache zu übersetzen, was nicht einfach ist. „Wie übersetzt man Javhé, Tempel, Heide, Sünde, Gnade, Rechtfertigung, Erlösung? Was tut Gott, wenn er vergibt? Nimmt er die Sünde weg, vergibt er die Schuld des Menschen, oder was sonst?", fragte sich der Comboni-Missionars und spätere Bischofs Giuseppe Sandri, der zusammen mit einem Team von Einheimischen – im Rahmen eines umfangreichen Projekts zur Übersetzung der Bibel der südafrikanischen Bibelgesellschaft - einige Bücher der Bibel in der südafrikanischen Sprache Xitsonga übersetzt hat, und fasst damit die Schwierigkeiten zusammen, die sich ergeben, wenn man die Bibel in die Ausdrucksformen der einheimischen Bevölkerung übersetzt.
Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil war das Lehrbuch für die christliche Glaubensbildung der Katechismus, insbesondere der Katechismus von Pius X. in der verkürzten Fassung von 1912. Die Übersetzungen der Bibel beschränkten sich auf einige „biblische Geschichten“, die als „Hilfe“ für die Glaubenswahrheiten in der Bibel übersetzt wurden. Die ersten Übersetzungen ganzer Bücher der Bibel stammen von Missionaren aus den Kirchen der Reformation. Die Übersetzung der Bibel durch die katholische Kirche sollte eine der Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils sein, begünstigt durch das neue Klima der ökumenischen Öffnung und die Wiederentdeckung der Heiligen Schrift im Leben des Christen. Wo die Übersetzung in die Landessprachen das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Missionare der verschiedener christlicher Kirchen ist, werden die von der Reformation nicht anerkannten, aber in der katholischen Überlieferung präsenten Bücher der jüdischen Tradition hinzugefügt.
Interessant ist auch die Aussage von Erzbischof Sandri, wie die Übersetzung der Bibel von statten ging: "Auch wenn wir die wahre Bedeutung des hebräischen oder griechischen Textes gefunden haben, ist es notwendig, ihn in einer aktuellen Form des Xitsonga wiederzugeben." Die ewige Frage, die wir uns stellen, lautet: "Wenn wir diese Passage auf diese Weise übersetzen, wird der Tsonga-Leser dann verstehen, was der Text bedeutet? Wir versuchten es wieder und wieder und wir heben es es immer wieder neu gelesen; eine Passage wurde laut vorgelesen, um zu hören, ob sie das historische, hagiografische oder wissenschaftlichen Narrativ wiedergibt und ob es die Nüchternheit eines Textes es schafft, den ursprünglichen Sinn für Poesie, Begeisterung und Drama zu vermitteln."
Meine eigene Erfahrung in Afrika - ich habe 30 Jahre in Afrika in Uganda und Kenia gearbeitet – ließ mich stets staunen, über den Wunsch afrikanischer katholischer Christen, die Bibel zu lesen und etwas über die biblischer Fakten und Charaktere zu erfahren - ein Wunsch, der sicherlich durch die Beispiele von Christen aus anderen Kirchen angeregt wurde, für die die Bibel das wesentliche Werkzeug des Gebets und der christlichen Glaubensbildung ist. Mittlerweile darf die Bibel in den Häusern der Menschen nicht mehr fehlen, sie wird in der Familie und bei den verschiedensten Lebensumständen gelesen: Die Geburt eines Kindes, eine Hochzeit, eine Beerdigung, ein Besuch bei einem Kranken. Und unter den Mitgliedern einer kleinen Basisgemeinde gibt immer einen Katecheten oder Laien, der bereit ist, die Anwesenden in der Reflexion einer Bibelstelle anzuleiten.
Vor allem ist es das Instrument des Gebets und der Glaubensbildung in den kleinen christlichen Gemeinschaften, in denen meditiert, gebetet, reflektiert und angewendet wird, was das Heilige Buch uns heute im Leben sagt. Das Wort Gottes, das in der brüderlichen Gemeinschaft gebrochen wird, hilft den Armen, die Gegenwart Gottes in ihrem Leben zu entdecken und die Hoffnung zu schöpfen, die sie im Kampf um die Verbesserung der schwierigen Bedingungen, in denen sie sich befinden, stützt. Die schmerzhaften Ereignisse des Volkes Israel werden in dem oft schmerzhafte und schwierige Leben der Menschen verstanden, und die Worte Jesu schenken Kraft beim Kampf angesichts der Schwierigkeiten und oftmals der Tragödien des eigenen Lebens.
(Pater Mariano Tibaldo, Comboni Missionar) (Fides 25/1/2020)


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