Vatikanstadt (Fides) - Im Jahr 2016 wurden insgesamt 28 Mitarbeiter der katholischen Kirche ermordet. Seit acht aufeinander folgenden Jahren steht dabei Amerika an erster Stelle, während die Zahl der ermordeten Ordensschwestern einen drastischen Anstieg verzeichnete. Dieses Jahr wurden neun Ordensfrauen ermordet, doppelt so viele wie im Vorjahr.
Wie aus Informationen hervorgeht, die dem Fidesdienst vorliegen, kamen 2016 insgesamt 14 Priester, 9 Ordensschwestern, 1 Seminarist und 4 Laien gewaltsam ums Leben. Nach Kontinenten aufgeteilt entsteht folgendes Bild: in Amerika wurden 12 kirchliche Mitarbeiter ermordet (9 Priester und drei Ordensschwestern); in Afrika wurden 8 kirchliche Mitarbeiter ermordet (3 Priester, 2 Ordensschwestern, 1 Seminarist, 2 Laien); in Asien wurden 7 kirchliche Mitarbeiter ermordet (1 Priester, 4 Ordensschwestern und 2 Laien); in Europa wurde 1 Priester ermordet.
Wie bereits in den Jahren zuvor wurden auch im vergangenen Jahr viele bei einem versuchten Raubüberfall oder bei Entführungen ermordet und in ihren Wohnungen von Verbrechern überfallen wobei die Täter, oft in einem Kontext des Verfalls der moralischen Werte, wirtschaftlicher und kultureller Armut in vielen Ländern, mit brutaler Gewalt vorgingen und gegen Menschenrechte und das Recht auf Leben verstießen.
In einem solchen Kontext hatten die Priester, Ordensleute und Laien, die gewaltsam ums Leben kamen, oft im Namen des Evangeliums Ungerechtigkeit, Diskriminierung, Korruption und Armut angeprangert, wofür sie mit dem Leben bezahlen mussten, wie dies zum Beispiel auch der Priester José Luis Sánchez Ruiz aus der Diözese San Andres Tuxtla (Veracruz, Mexiko) tat, der entführt und dann mit „offensichtlichen Zeichen der Folter“ wieder freigelassen wurde. Bereits in den Tagen zuvor war er bedroht worden, wahrscheinlich weil er heftige Kritik an der weit verbreiteten Korruption und Kriminalität geübt hatte (vgl. Fides 14/11/2016). Wie auch Papst Franziskus am Fest des heiligen Märtyrers Stefanus betonte, “hasst die Welt die Christen aus demselben Grund, aus dem sie auch Jesus hasste, will Er das Licht Gottes brachte und die Welt die Finsternis vorzieht, um die eigenen bösen Werke zu verbergen” (Angelus, 26/12/2016).
Sie alle legten in ihrem Alltag Zeugnis ab, indem sie Sakramente spendeten, Armen halfen, sich um Waisen kümmerten, Drogenabhängige betreuten, an Entwicklungsprojekten mitwirkten oder die Pforten ihrer Wohnungen für alle öffneten. Bei den Ermittlungen der lokalen Behörden wird die Identität der Täter und deren Motiv oft nicht aufgeklärt.
Sorge bereitet auch das Schicksal anderer kirchlicher Mitarbeiter, die entführt wurden und vermisst werden.
Der Fidesdienst nimmt nicht mehr nur Missionare ad gentes im engeren Sinn in diese Liste auf, sondern alle Pastoralarbeiter, die auf gewaltsame Weise ums Leben kamen. Deshalb benutzen wir absichtlich nicht den Begriff „Märtyrer“, sondern nur dessen Bedeutung im Sinne von “Zeugen”, um nicht die Beurteilung vorwegzunehmen, die die Kirche diesbezüglich aussprechen wird, und weil die Informationen, die im Hinblick über ihr Leben und oft auch über den Umstand ihres Todes zur Verfügung stehen in den meisten Fällen nicht vollständig sind.
Papst Franziskus erinnert immer wieder daran, dass es “heute viele Christen gibt, die ermordet, gefoltert, inhaftiert oder hingerichtet werden, weil sie Jesus Christus nicht verleugnen“ und dass “die Märtyrer sind in der heutigen Zeit noch mehr als in den ersten Jahrhunderten”.
(SL) (Fides 30/12/2016)