Von Fabio Beretta
Vatikanstadt (Fides) - Drei mögliche Maßnahmen, um die Auslandsverschuldung, dieses „Kontrollinstrument“ über die armen Länder, zu überwinden und so einen „Weg der Hoffnung“ zum Frieden neu zu eröffnen, nennt Papst Franziskus in seiner heute veröffentlichten Botschaft zum 58. Weltfriedenstag, den die Kirche jedes Jahr am 1. Januar begeht, in der der Papst zu einem „kulturellen und strukturellen“ Wandel aufruft.
Es genügten nicht, „ein paar punktuelle Akte der Philanthropie“, um einen „dauerhaften Wandel“ zu herbeizuführen, betont der Papst in der in vier Teile gegliederten, in 15 Punkten formulierten und auch ins Russische übersetzten Botschaft, um ernsthaft auf „den Schrei der Menschheit“ zu hören, die von Gewalt zerrissen ist. Dazu sporne auch das bevorstehende Heilige Jahr an.
Der Papst zitierte den heiligen Basilius von Caesarea, der in einer seiner Predigten sagte: „Aber sag mir, was ist denn dein? Woher hast du es bekommen und in die Welt gebracht? [...] Bist du nicht nackt aus dem Mutterschoß gekommen und wirst du nicht nackt wieder zur Erde zurückkehren? Woher hast du denn deine Güter? Sagst du vom Zufalle, dann bist du gottlos, weil du den Schöpfer nicht erkennst und dem Geber keinen Dank weißt“ (Homilia de avaritia, 7: PG 31, 275), und er weist darauf hin, wie „im vernetzten globalen Dorf Ungerechtigkeiten, die durch Korruption noch verschärft werden und die armen Länder in eine Sackgasse führen, wenn es nicht von einer Logik der Solidarität und Interdependenz genährt wird. Die Logik der Ausbeutung des Schuldners beschreibt auch prägnant die gegenwärtige „Schuldenkrise“, die einige Länder, insbesondere im globalen Süden belastet“.
Nach Ansicht des Bischofs von Rom „ist die Auslandsverschuldung zu einem „Kontrollinstrument“ geworden, „mit dem einige Regierungen und private Finanzinstitute der reichsten Länder ohne Skrupel die menschlichen und natürlichen Ressourcen der ärmsten Länder wahllos ausbeuten, um die Nachfrage ihrer eigenen Märkte zu befriedigen.
Hinzu komme, „dass verschiedene Völker, die bereits durch internationale Schulden belastet sind, sich gezwungen sehen, auch die Last der ökologischen Schulden der weiter entwickelten Länder zu tragen“. Beides, ökologische Schulden und Auslandsschulden, sind zwei Seiten derselben Medaille – dieser Logik der Ausbeutung, die in der Schuldenkrise gipfelt“.
Daher der Appell, der bereits mit der Bulle „Spes non confundit“ an die internationale Gemeinschaft gerichtet wurde, Maßnahmen zum Erlass der Auslandsschulden zu ergreifen und dabei die Existenz von ökologischen Schulden zwischen Nord und Süd anzuerkennen. Es ist ein Aufruf zur Solidarität, aber vor allem zur Gerechtigkeit.
Der Papst schlägt “drei Maßnahmen” vor, die dem Leben ganzer Bevölkerungen ihre Würde zurückgeben und sie auf den Weg der Hoffnung zurückführen können, damit die Schuldenkrise überwunden werden kann und sich alle wieder als Schuldner erkennen, denen vergeben wurde“. Zunächst greift der Papst den Appell von Papst Johannes Paul II. auf der anlässlich des Heiligen Jahres 2000 „an eine Reduzierung, wenn nicht überhaupt an einen gänzlichen Erlass der internationalen Schulden zu denken, die auf dem Geschick vieler Nationen lasten“. Doch, so der Papst, „damit dies kein isolierter Akt der Wohltätigkeit ist, der die Gefahr in sich birgt, erneut einen Teufelskreis aus Finanzierung und Verschuldung in Gang zu setzen, muss gleichzeitig eine neue Finanzarchitektur zur Schaffung einer globalen Finanzcharta entwickelt werden, die auf Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern beruht“.
Darüber hinaus fordert der Papst „eine feste Verpflichtung zur Förderung der Achtung der Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod“, denn „ohne Hoffnung auf das Leben ist es nämlich schwierig, dass in den Herzen der jungen Menschen der Wunsch entsteht, neues Leben zu zeugen“. Deshalb lädt Papst Franziskus zu einer „konkreten Geste“ ein, und bezieht sich auf die „Abschaffung der Todesstrafe in allen Ländern“, die wie bereits in der Bulle „Spes non confundit“ formuliert, „jede menschliche Hoffnung auf Vergebung und Erneuerung zunichte macht“..
Einen weiteren Appell wagt Papst Franziskus in Anlehnung an den heiligen Paul VI. und Benedikt XVI.: „Lasst uns wenigstens einen festen Prozentsatz des Rüstungsetats für die Einrichtung eines Weltfonds verwenden, der den Hunger endgültig beseitigen und in den ärmsten Ländern Bildungsmaßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ermöglichen soll, die dem Klimawandel entgegenwirken“.
„Wir sollten versuchen, jedes Motiv zu beseitigen, der die jungen Menschen dazu bringen könnte, hoffnungslos in die Zukunft zu blicken, in Erwartung, das Blut ihrer Angehörigen zu rächen. Die Zukunft ist ein Geschenk, um die Fehler der Vergangenheit zu überwinden und neue Wege des Friedens zu bauen“, so der Bischof von Rom, der im letzten Teil der Botschaft daran erinnert, dass der wahre Friede derjenige ist, den „Gott einem entwaffneten Herzen schenkt“, d.h. „einem Herzen, das nicht darauf versessen ist, zu berechnen, was mir gehört und was dir gehört; einem Herzen, das den Egoismus ablegt und bereit ist, den anderen die Hand zu reichen; einem Herzen, das nicht zögert, sich als Schuldner Gottes zu bekennen und deshalb bereit ist, die Schulden zu erlassen, die den Mitmenschen belasten“.
(Fides 12/12/2024)