AFRIKA/D.R. KONGO - Sechzig Jahre nach dem Martyrium: Neue Selige im Kongo

Sonntag, 18 August 2024

Uvira (Fides) - Die in der Demokratischen Republik Kongo während des Aufstands unter Pierre Mulele „in odium fidei“ getöteten Xaverianer-Missionare sind seliggesprochen worden. Der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, stand in Vertretung des Papstes dem Seligsprechungsgottesdienst auf dem Vorplatz der St. Pauls Kathedrale in Uvira vor. Mit ihm konzelebrierten der apostolische Nuntius in der Demokratischen Republik Kongo, Erzbischof Mitja Lescovar, und mehrere andere Bischöfe aus den Nachbarregionen.
„Ich bin überzeugt, dass das Blut unserer gesegneten Märtyrer uns das Geschenk des Friedens bringen wird“, sagte Kardinal Besungu in seiner Predigt, in der er auch zum Frieden aufrief: „Schluss mit der Gewalt! Schluss mit der Barbarei! Schluss mit dem Morden und Sterben auf kongolesischem Boden. Gewalt und Kriege sind die Frucht der Dummheit“. Für den Erzbischof von Kinshasa werden diese von Menschen geführt, „die vom Weg der Intelligenz abgekommen sind, von törichten Menschen, die weder Gottesfurcht noch Respekt vor dem Menschen haben, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde“. „Gott liebt keine Kriege. Gott liebt keine Gewalt. Gott liebt keine Konflikte. Denn bewaffnete Konflikte erniedrigen den Menschen und berauben ihn seiner Würde als Kind Gottes. Gewalt, Konflikte und Kriege sind das Werk des Teufels und seiner Gefolgsleute, die Verwüstung und Tod säen“, so der Kardinal.
Ähnlich äußerte sich auch Papst Franziskus beim Angelus, der im Anschluss an das sonntägliche Mittagsgebet an die neuen Seligen erinnerte: „Ihr Martyrium war die Krönung eines Lebens, das sie für den Herrn und für ihre Brüder und Schwestern lebten. Mögen ihr Beispiel und ihre Fürbitte Wege der Versöhnung und des Friedens zum Wohle des kongolesischen Volkes fördern“.
Drei Xaverianer-Missionare, zwei Priester und ein Ordensmann, sowie ein Diözesanpriester, die am 28. November 1964 in Baraka und Fizi in der Demokratischen Republik Kongo ermordet wurden, wurden nun zu den Ehren der Altäre erhoben. Nach der Unabhängigkeit des Kongo im Jahr 1960 begann die Übergangsphase vom französisch-belgischen Kolonialismus zur neuen sozio-politischen Situation, die von Unruhen geprägt war, an denen auch die katholische Kirche beteiligt war.
Der demokratisch gewählte und prosowjetische Patrice Lumumba wurde 1961 von Oberst Mobutu hingerichtet, der nach einer Zeit der Unruhen die Macht zwischen seiner Fraktion (den Mobutus) und der der Kasavubus aufteilte. 1963 kehrte Pierre Mulele, ein ehemaliger Minister der Lumumba-Regierung, nach einer ideologischen Indoktrination und militärischen Ausbildung in China in den Kongo zurück und rief eine Rebellenbewegung ins Leben, die sich gegen die Regierungsstrukturen in Leopoldville und gegen jegliche europäische Präsenz richtete. Die Guerillas gaben sich den Namen Simba (Swahili für Löwe). Während die Europäer und die meisten katholischen und protestantischen Missionare den Kongo verließen, beschlossen die Xaverianer zu bleiben.
Zu ihnen gehörten Luigi Carrara (der am 3. März 1933in Cornale di Pradalunga geboren wurde und 1947 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrag. Er legte am 12. September 1954 seine zeitliche und am 5. November 1959 seine ewigen Gelübde ab. Am 15. Oktober 1961 wurde er zum Priester geweiht und im darauffolgenden Jahr nach Baraka gesandt. Sein missionarisches Apostolat zeichnete sich durch die Vertrautheit mit Christus im Gebet und den bedingungslosen Dienst an den Kleinsten und Bescheidensten aus), Giovanni Didonè (der am 18. März 1930 in Rosà geboren wurde und 1950 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrat. Er legte am 12. Oktober 1951 die zeitlichen und am 5. November 1954 die ewigen Gelübde ab. Am 9. November 1958 wurde er zum Priester geweiht und im folgenden Jahr nach Fizi gesandt), Vittorio Faccin (der am 4. Januar 1934 in Villaverla geboren wurde und 1950 in das Institut der Xaverianer-Missionare eintrat. Seine Gelübde legte er am 8. Dezember 1952 ab und 1959 wurde er in die Mission nach Baraka entsandt) und Albert Joubert (der am 18. Oktober 1908 in Saint Louis de Mrumbi-Moba, damals Belgisch-Kongo, als Sohn eines französischen Vaters, der der Päpstlichen Garde angehörte, und einer afrikanischen Mutter geboren wurde. Er wurde am 6. Oktober 1935 zum Priester geweiht, nachdem er in verschiedenen Pfarreien und Diözesen tätig gewesen war).
Sie alle wurden am 28. November 1964 getötet. Gegen 14.00 Uhr hielt ein Militärjeep vor der Kirche in Baraka, aus dem Abedi Masanga, ein Anführer der Rebellen, die das Gebiet seit Monaten besetzt hielten, ausstieg. Er forderte Pater Vittorio Faccin auf, in den Jeep einzusteigen, und als dieser sich weigerte, schoss er ihm in die Brust und tötete ihn. Nachdem er die Schüsse gehört hatte, trat Pater Carrara, aus der Kirche. Abedi befahl auch ihm, in das Auto zu steigen, aber Pater Carrara kniete beim Anblick seines toten Mitbruders vor dessen Leiche nieder und wurde in den Kopf geschossen. Die Leichen der beiden Ordensleute wurden auf grausame Weise zerstückelt und einer der Arme von Pater Victor wurde von einem jungen Mann, einem Mitglied des Rebellenkommandos, der sich später bekehrte, als Trophäe durch das Dorf Baraka getragen.
Nach diesen Morden fuhr der Jeep von Oberst Abedi Masanga nach Fizi, wo er am Abend eintraf. Hier fuhr er - gegen den Rat der Rebellenführer, die die Mission kontrollierten und die Xaverianerpatres schützten - zur Pfarrei und rief die Ordensleute. Pater Didoné öffnete mit Pfarrer Joubert die Tür. Beim Anblick der Waffen konnte Pater Didoné gerade noch das Kreuzzeichen machen, als Oberst Abedi Masanga schoss und ihn an der Stirn traf. Unmittelbar danach schoss Abedi auch auf Pfarrer Joubert und traf ihn in die Brust. Der verwundete Joubert versuchte wegzulaufen, wurde aber von einem weiteren Schuss von hinten tödlich getroffen.
Im Verlauf des Seligsprechungsprozesses wurde bestätigt, dass sie „in odium fidei“ getötet wurden. Ihre Ermordung fand in einem atheistischen und antireligiösen Kontext statt. Die christliche Religion wurde gewaltsam bekämpft, Kirchen wurden geplündert, Tabernakel und Heiligenbilder geschändet, und es kam zu Ausschreitungen und der Zerstörung religiöser Symbole.
Die Gewalt der Simba-Rebellen richtete sich nicht nur gegen weiße Ordensleute, sondern auch gegen schwarze Priester und Ordensleute, was den antireligiösen Hass, der sie antrieb, bestätigte. Die Simba-Rebellen stellten ihre traditionelle Religion der Stammes- und Animistenriten dem Christentum entgegen. Der Hauptverantwortliche für die Morde, Abedi Masanga, der selbst ursrpürnglich Christ war, änderte sich radikal, nachdem die Chinesen ihn mit der zutiefst antichristlichen maoistischen Ideologie indoktriniert hatten.
Die Missionare waren sich der Risiken bewusst und ihre Entscheidung, trotz allem auf ihren Posten zu bleiben, bestätigte ihre Bereitschaft, das Martyrium auf sich zu nehmen, um die Gläubigen und die Mission nicht im Stich zu lassen. Auch Pfarrer Joubert bekundete seine Bereitschaft zum Martyrium. Das Martyrium war für alle vier die Krönung eines Lebens, das ganz dem Herrn und den Mitmenschen gewidmet war.
(F.B.) (Fides 12/8/2024)


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