ASIEN/MYANMAR - Rohingya-Flüchtlinge ernsthaft bedroht: Im Kreuzfeuer zwischen den birmanischen Streitkräften und der Arakan Army

Mittwoch, 22 Mai 2024 menschenrechte   rohingya  

Yangon (Fides) - Die Rohingya-Flüchtlinge sind in ihrer Existenz ernsthaft bedroht: So lautet die Warnung von sechzehn Rohingya-Organisationen der und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt, die sich für die Rechte der Rohingya in Myanmar einsetzen. Die Organisationen rufen zu dringender humanitärer Hilfe auf und weisen darauf hin, dass von den 60. 000 Rohingya-Flüchtlingen, die nach 2016-2017 im Bundesstaat Arakan (oder Rakhine) verblieben sind, nur ein Drittel in ihren Dörfern lebt, während die anderen zwei Drittel weiterihin als Binnenvertriebene in den Gemeinden Buthidaung und Maungdaw leben. Doch für sie gibt es keinen Frieden: "Die Rohingya im Zentrum von Buthidaung wurden von der einheimischen Arakan-Army aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Es gab zwar keine Kämpfe, aber die Soldaten wollten den Menschen Angst einjagen und sie dazu bringen, aus ihren Häusern zu fliehen, um sie dann zu plündern. Tausende von Rohingya, darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen, mussten fliehen. Wir verurteilen alle von der Arakan-Army begangenen Gräueltaten", erklärten die Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung.
"Die vertriebenen Rohingya", heißt es in dem Appell, "haben weder Nahrung noch Unterkunft. Sie leiden unter Hunger, Mangel an Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Humanitäre Hilfe wird dringend benötigt. Rohingya-Organisationen fordern heute die internationale Gemeinschaft auf, rasch zu intervenieren und Druck auf die United League of Arakan und die Arakan-Army auszuüben, damit sie der massenhaften Zwangsvertreibung und den Menschenrechtsverletzungen ein Ende setzen".
Die Vertriebenen seien Opfer von Gewalt und befänden sich inmitten von Kämpfen zwischen der Arakan-Armee und der regulären burmesischen Armee, die die Lieferung humanitärer Hilfe in die Region einschränkt. Die Nichtregierungsorganisationen fordern deshalb die Regierung von Bangladesch auf, die Grenze zu öffnen, um zumindest die Lieferung von humanitärer Hilfe in die nördlichen Gebiete von Rakhine zu ermöglichen. Sie fordern die Vereinten Nationen auf, "unverzüglich mit der Untersuchung der aktuellen Krise zu beginnen, um öffentlich über die Geschehnisse zu berichten".
Die NRO schlagen vor, "einen Dialogprozess einzuleiten, der alle ethnischen und religiösen Gemeinschaften im Rakhine-Staat einbezieht, um sich gemeinsam um ein friedliches Zusammenleben zu bemühen". "Wieder einmal sind Hunderttausende von Rohingya auf der Flucht um ihr Leben. Die internationale Gemeinschaft wurde gewarnt, was passieren könnte, und hat nicht eingegriffen. Jetzt ist es an der Zeit, mutig zu handeln. Die derzeitige Lage in Buthidaung ist sehr ernst, da Zehntausende von Flüchtlingen auf der Flucht sind, nachdem ihre Dörfer in den vergangenen Tagen angegriffen wurden", heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Es wird daran erinnert, dass die birmanische Armee im Staat Rakhine seit Februar Tausende von Rohingya-Männern aus Internierungslagern zwangsrekrutiert hat und die Rekruten in den Kampf gegen die Arakan-Army schickt. "Das Regime hat die Rohingya zu Propagandazwecken benutzt, um ethnischen und religiösen Hass und Gewalt zu schüren", heißt es dazu in dem Appell. Darüber hinaus gebe es weitere militante Organisationen (Arakan Rohingya Salvation Army; Arakan Rohingya Army; Rohingya Solidarity Organisation), die Rohingya rekrutierten und an der Seite der burmesischen Armee gegen die Arakan Army kämpfen. Die Rohingya werden also von beiden Seiten manipuliert und ausgebeutet und sind unschuldige Opfer von Gruppen, die "die Rohingya-Gemeinschaft weder vertreten noch in ihrem Namen handeln".
Die Organisationen, die den Appell unterzeichnet haben, bekunden ihre "volle Solidarität mit den Opfern solcher Verbrechen im Bundesstaat Rakhine". "Die Rohingya wollen in Arakan Seite an Seite in friedlicher Koexistenz mit anderen ethnischen Gruppen und verschiedenen Religionsgemeinschaften leben, zu gleichen Bedingungen, verwurzelt in Würde und Respekt für die Rohingya-Identität", betonen sie.
Im Bundesstaat Rakhine leben derzeit etwa 600.000 Rohingya-Flüchtlinge. Der größte Teil der Bevölkerung, schätzungsweise 260.000 Rohingya, lebt in der Gemeinde Buthidaung. Etwa 140.000 Rohingya sind in Internierungslagern in den Küstenstädten Sittwe, Pauktaw, Myebon und Kyaukphyu gefangen.
Am 27. Oktober 2023 startete ein Bündnis, bestehend aus der Arakan Army, Myanmar National Democratic Alliance Army, and Ta'ang National Liberation Army die Operation 1027 gegen die Militärjunta. Im November wandte die Arakan-Army ihre Aufmerksamkeit insbesondere auf den Staat Rakhine und startete dort Angriffe gegen die burmesische Armee, und die Rohingya-Flüchtlinge fanden sich inmitten des Bürgerkriegs wieder.
(PA) (Fides 22/5/2024)


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