AFRIKA/NIGER - Humanitäre Krise in der Sahelregion: Katholische Kirche leistet Hilfe

Mittwoch, 13 Dezember 2023 flüchtlinge   vertriebene   fidei donum  

Niamey (Fides) - Die Sahelzone läuft zunehmend Gefahr, zu einem "humanitären schwarzen Loch" zu werden. Neben den Binnenvertriebenen der Region leben dort auch Flüchtlinge aus Nachbarländern wie Nigeria und Sudan unter prekären Bedingungen.
Die Sicherheitskrise, von der die Region betroffen ist, hat mehrere Ursachen. Die Konflikte zwischen der sesshaften bäuerlichen Bevölkerung und der nomadischen Hirtenbevölkerung wurden in den letzten Jahren durch den Klimawandel verschärft, der zu einer Verringerung der Weideflächen und Wasserquellen geführt hat. Die dschihadistischen Gruppen, die seit einigen Jahren in der Region ihr Unwesen treiben, haben aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen vor Ort neue Rekruten angeworben. Der Sturz des Gaddafi-Regimes in Libyen, das auf seine Weise eine Art „Pax Libica“ garantierte, indem es die Staaten in der Region wirtschaftlich unterstützte, hat durch den Zustrom von Waffen aus libyschen Arsenalen und von Kämpfern, ehemaligen Mitgliedern der Leibgarde Gaddafis, ebenfalls zur Destabilisierung der Region beigetragen.
Bei all dem bleibt die katholische Kirche, wenn auch unter vielen Schwierigkeiten, präsent und versucht, seelsorgerische und humanitäre Hilfe zu leisten.
In Diffa, einer Stadt im äußersten Südosten Nigers, treffen intern vertriebene Christen auf Flüchtlinge, die vor religiöser Verfolgung in den Nachbarländern Nigeria und Tschad fliehen, heißt es in einer Mitteilung der regionalen Bischofskonferenz Westafrikas (CERAO/RECOWA). Hier helfen katholische Hilfsorganisationen, darunter Caritas Niger, Catholic Relief Services (CRS) und die Catholic Agency for Overseas Development (CAFOD), Vertriebenen und Flüchtlingen, indem sie ihnen eine Existenzgrundlage bieten.
Gerade unter diesen Bedingungen zeigt sich aber auch die Universalität der katholischen Kirche. Den Gläubigen in den Vertriebenen- und Flüchtlingslagern stehen „Fidei Donum“-Priester aus anderen afrikanischen Ländern zur Seite. Dies ist der Fall von Pfarrer Mark Robert, der ursprünglich aus Malawi stammt und eine katholische Mission in Zinder, etwa 400 Kilometer von Diffa entfernt, leitet und dort für Dutzende von Katholiken in den Flüchtlingslagern die Messe feiert. Die meisten der in den Lagern von Diffa untergebrachten Menschen sind Nigerianer aus den Bundesstaaten Borno und Yobe, die vor der Gewalt von Boko Haram fliehen.
Ein weiterer „Fidei Donum“-Priester ist Augustine Anwuchie aus Nigeria, Pfarrer der Kirche Unserer Lieben Frau von Lourdes in Maradi (Niger), der daran erinnert, wie sich die Region um den Tschadsee, an der Grenze zwischen Tschad, Niger, Nigeria und Kamerun, von einem günstigen Umfeld für Bauern und Hirten aus diesen vier Ländern in ein unsicheres Gebiet verwandelt hat. "Bevor die Terroristen in dieses Gebiet kamen, gab es kleinere Zusammenstöße zwischen Bauern und Hirten, die sich um das fruchtbare Gebiet stritten", sagt der Priester. "Erst nach der Gründung von Boko Haram im Jahr 2009 begann die Region einen Zustrom von Terroristen zu erleben. Im Jahr 2016 begann die Boko-Haram-Bewegung, Anschläge in der Tschadsee-Region zu verüben."
Der nigerianische Priester weist darauf hin, dass "die Tschadsee-Region von der Regierung im Stich gelassen wurde, was sie zu einem Paradies für den Waffenhandel gemacht hat“. „Boko Haram hat dieses Schlupfloch genutzt, um Terroristen zu rekrutieren und Anschläge in der Region zu verüben", betont er.
Die jüngsten Militärputsche in drei Staaten der Region (Niger, Burkina Faso und Mali) haben die Situation noch verschärft, denn wie Rahmane Idrissa, Forscher an der Universität Leiden, im Interview mit Fides (vgl Fides 1/12/2023) erklärt, ist die Sicherheitskrise in der Sahelzone "sehr komplex und kompliziert. Eine rein militärische Lösung allein reicht nicht aus, um sie zu lösen. Es ist eine politische und wirtschaftliche Lösung erforderlich. Die Militärs denken aufgrund ihres Berufes hauptsächlich an eine militärische Lösung. Meiner Meinung nach sind sie nicht in der Lage, das Problem zu lösen; ich fürchte im Gegenteil, sie werden es noch verschärfen“.
(L.M.) (Fides 13/12/2023)


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