VATIKAN - Synodenbericht bekräftigt die missionarische Dynamik der synodalen Kirche: „Kirche ist Mission“

Sonntag, 29 Oktober 2023 bischofssynode   synodalität   mission   laien   katecheten  

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Rom (Fides) - "Anstatt zu sagen, dass die Kirche eine Mission hat, sollten wir bekräftigen, dass die Kirche Mission ist. ‚Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Joh 20,21)‘“. So beginnt das achte Kapitel des "Synodenberichts", der am Samstag, 28. Oktober, zum Abschluss der ersten Sitzung der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode, die dem Thema "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" gewidmet war, angenommen und veröffentlicht wurde.
Das Dokument stellt im Hinblick auf die zweite Tagung der Versammlung, die für Oktober 2024 geplant ist ein vorläufiges Ergebnis des synodalen Weges dar. Der gesamte Text ist durchzogen von ständigen Verweisen auf den Auftrag der Verkündigung des Evangeliums als einzige Daseinsberechtigung der Kirche und als Leitkriterium für die Durchführung von Reformen und Veränderungen in den Institutionen und der Dynamik der Kirche. Die missionarische Dynamik der synodalen Kirche wird insbesondere im achten Kapitel mit dem Titel "Die Kirche ist Mission", mit dem der zweite Teil des Berichts beginnt, unter dem vielsagenden Titel "Alle Jünger, alle Missionare" in ihren wesentlichen Zügen wiedergegeben.
Alle Abschnitte von Kapitel 8 wurden von den Mitgliedern der Synodenversammlung mit einem Konsens angenommen, der in den meisten Fällen nahezu einstimmig war.

Die Sendung Jesu
"Die Kirche", so lesen wir im ersten Absatz von Kapitel 8, "erhält von Christus, dem Gesandten des Vaters, ihre Sendung. Getragen und geleitet vom Heiligen Geist, verkündet und bezeugt sie das Evangelium denen, die es nicht kennen oder nicht annehmen, mit jener bevorzugten Option für die Armen, die in der Sendung Jesu wurzelt. Auf diese Weise trägt sie zum Kommen des Reiches Gottes bei, dessen "Same und Anfang" sie ist (vgl. LG 5)".

Die sakramentale Quelle der Mission
Die ersten Sakramente des christlichen Lebens, so heißt es im achten Kapitel unter Buchstabe b, "übertragen allen Jüngern Jesu die Verantwortung für die Sendung der Kirche. Die Laien, die geweihten Männer und Frauen und die geweihten Amtsträger haben die gleiche Würde. Sie haben unterschiedliche Charismen und Berufungen empfangen und üben unterschiedliche Rollen und Funktionen aus, die alle vom Heiligen Geist berufen und genährt werden, um den einen Leib in Christus zu bilden. Alle Jünger, alle Missionare, in der geschwisterlichen Lebendigkeit der örtlichen Gemeinschaften, die die süße und tröstliche Freude der Evangelisierung erfahren".
„In diesem Rahmen", so der von der Vollversammlung angenommene Bericht, "ist die Ausübung von Mitverantwortung für die Synodalität wesentlich und auf allen Ebenen der Kirche notwendig. Jeder Christ ist eine Mission in dieser Welt".

Die Gaben der Laien und Familien
"Eltern, Großeltern und all jene, die ihren Glauben in der Familie leben und weitergeben, sind die ersten Missionare", heißt es in dem Abschnitt des Berichts, in dem daran erinnert wird, dass "die Familie als Lebens- und Liebesgemeinschaft ein privilegierter Ort der Erziehung im Glauben und in der christlichen Praxis ist, was eine besondere Begleitung innerhalb der Gemeinschaft erfordert. Und "wenn die Mission eine Gnade ist, die die ganze Kirche verpflichtet, so tragen die Laien entscheidend zu ihrer Verwirklichung in allen Lebensbereichen und in den alltäglichsten Situationen bei“. „Sie sind es vor allem", so der Bericht weiter, "die die Kirche gegenwärtig machen und das Evangelium auch in der Kultur des digitalen Umfelds verkünden, die in der ganzen Welt einen so starken Einfluss ausübt, in den Jugendkulturen, in der Arbeitswelt, in Wirtschaft und Politik, in Kunst und Kultur, in der wissenschaftlichen Forschung, in Erziehung und Bildung, in der Bewahrung des gemeinsamen Hauses und in besonderer Weise in der Teilnahme am öffentlichen Leben. Wo sie anwesend sind, sind sie aufgerufen, im täglichen Leben Zeugnis von Jesus Christus zu geben und ihren Glauben ausdrücklich an andere weiterzugeben. Vor allem die jungen Menschen werden mit ihren Gaben und Schwächen in dem Maße, wie sie in der Freundschaft mit Jesus wachsen, zu Aposteln des Evangeliums unter Gleichaltrigen" (Buchstabe d).
Der Bericht hebt hervor, dass Laien "auch in den christlichen Gemeinschaften zunehmend präsent und aktiv im Dienst sind. Viele von ihnen organisieren und gestalten pastorale Gemeinschaften, dienen als Glaubenserzieher, Theologen und Ausbilder, geistliche Begleiter und Katecheten und wirken in verschiedenen Gemeinde- und Diözesangremien mit. In vielen Regionen hängen das Leben der christlichen Gemeinschaften und die Mission der Kirche von der Person der Katecheten ab" (Absatz e). Der Bericht ruft dazu auf, die Charismen der Laien, als "Gaben des Heiligen Geistes für die Kirche", "hervorzuheben, anzuerkennen und voll zu würdigen". In manchen Situationen "kann es vorkommen, dass die Laien dazu berufen werden, den Priestermangel auszugleichen, wobei die Gefahr besteht, dass der eigentliche Laiencharakter ihres Apostolats geschmälert wird". „In anderen Kontexten kann es vorkommen, dass die Priester alles tun und die Charismen und Dienste der Laien ignoriert oder zu wenig genutzt werden", heißt es weiter.
Der angenommene Text verweist ausdrücklich auf die "von vielen auf der Versammlung geäußerte Gefahr einer 'Klerikalisierung' der Laien, die eine Art Laienelite schafft, die Ungleichheiten und Spaltungen im Volk Gottes aufrechterhält" (Absatz f).

Die Mission "ad Gentes" als Austausch von Gaben
Die Praxis der Mission "ad gentes", die von Missionaren und Missionarinnen ausgeübt wird, die ihr Herkunftsland verlassen, um ihren apostolischen Dienst in anderen Ländern zu verrichten, wird im zusammenfassenden Bericht der Synode erneut als "eine gegenseitige Bereicherung der Kirchen“ bezeichnet, weil sie „nicht nur die Missionare, sondern die gesamte Gemeinschaft einbezieht, die zum Gebet, zum Teilen der Güter und zum Zeugnis angeregt wird". „Ein solches Angebot", so heißt es in dem Text, "darf nicht aufgegeben oder als eine Praxis der Vergangenheit abgetan werden, auch nicht von den 'an Klerikern armen Kirchen', während 'diejenigen, in denen es eine größere Blüte an Berufungen zum geweihten Amt gibt, sich für eine pastorale Zusammenarbeit öffnen können, in einer wirklich evangelischen Logik. Alle Missionare - Laien, geweihte Männer und Frauen, Diakone und Priester, insbesondere die Mitglieder der Missionsinstitute und die ‚Fidei donum‘-Missionare ", betont der von der Synodenversammlung angenommene Text, "sind aufgrund ihrer eigenen Berufung eine wichtige Ressource für die Entstehung von Banden der Kenntnis und des Austauschs der Gaben" (Absatz g).

Ungelöste Fragen und Vorschläge
Unter den "Fragen, die angegangen werden müssen", um die missionarische Dynamik der Kirche zu erleichtern und nicht zu bremsen, hebt der Bericht auch diejenigen hervor, die mit den neuen Aufgaben und Rollen zusammenhängen, die die Laien in der kirchlichen und pastoralen Dynamik übernehmen. Das Zweite Vatikanische Konzil und das darauf folgende kirchliche Lehramt - so der Bericht - haben die "besondere Sendung der Laien im Hinblick auf die Heiligung der zeitlichen oder säkularen Realitäten" vorgestellt. Nun werden "in der konkreten pastoralen Praxis auf der Ebene der Pfarrei, der Diözese und neuerdings auch der Weltkirche Laien zunehmend mit Aufgaben und Diensten innerhalb der Kirche betraut“. „Die theologische Reflexion und die kanonischen Bestimmungen", so betont der Bericht in diesem Zusammenhang, "müssen mit diesen wichtigen Entwicklungen in Einklang gebracht werden und sich bemühen, Dualismen zu vermeiden, die die Wahrnehmung der Einheit der Sendung der Kirche beeinträchtigen könnten" (Absatz j).
Bei der Förderung der Mitverantwortung für die Mission aller Getauften muss auch das apostolische Potenzial von Menschen mit Behinderungen anerkannt werden (Absatz k). Die pastoralen Strukturen müssen "so umgestaltet werden, dass sie den Gemeinschaften helfen, die Charismen und Dienste der Laien hervorzuheben, anzuerkennen und zu beleben". Gleichzeitig sind die kirchlichen Gemeinschaften in allen ihren Formen aufgerufen, sich "in erster Linie in den Dienst der Sendung zu stellen, die die Gläubigen in der Gesellschaft, in der Familie und im Arbeitsleben erfüllen, ohne sich ausschließlich auf die Tätigkeiten, die in ihnen stattfinden, und auf ihre organisatorischen Erfordernisse zu konzentrieren", um die Gefahr der Selbstbezogenheit zu vermeiden. (Absatz l).

Neue kirchliche Ämter für Laien
Unter den Vorschlägen, die im abschließenden Teil von Kapitel 8 skizziert werden, erinnert der Bericht an "die Notwendigkeit einer größeren Kreativität bei der Einrichtung von Diensten entsprechend den Bedürfnissen der Ortskirchen, unter besonderer Einbeziehung der Jugendlichen". Insbesondere erwähnt der Text die Möglichkeit, für die Laien "einen wirklichen Dienst am Wort Gottes einzurichten, der in geeigneten Kontexten auch die Predigt einschließen könnte", sowie "einen Dienst, der Ehepaaren übertragen werden kann, die sich für die Unterstützung des Familienlebens und die Begleitung von Menschen einsetzen, die sich auf das Sakrament der Ehe vorbereiten" (Absatz n).
(GV) (Fides 29/10/2023)


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