ASIEN/MONGOLEI - Reichtum des Glaubens und interreligiöser Dialog für das Wohl aller

Freitag, 1 September 2023



von Gianni Valente
Ulaanbaatar (Fides) - "Ich habe die mongolischen Führungskräfte getroffen und sie haben mir versichert, dass die neue Verfassung religiösen Pluralismus garantiert und dass alle Religionen und Konfessionen willkommen. Interessant ist, dass es bisher unter den mehr als zwei Millionen Mongolen keinen einzigen Christen gibt. Einen einzigen an der Zahl, meine ich", so der große belgische Missionar und Sinologe Jerome Heyndrickx, ehemaliger Oberer der chinesischen Ordensprovinz der Scheut-Missionare, der im April 1992 über einige interessante Details seiner Reise im Oktober 1991 berichtete, als er Ulaanbaatar besuchte, um die ersten katholischen Missionen in der Mongolei zu gründen, nachdem die Führungskräfte dieses Landes um die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum Heiligen Stuhl gebeten hatten.
Auch heute noch stellen die etwa 1.500 mongolischen Katholiken eine kleine Gemeinschaft in einer Bevölkerung dar, die sich mehrheitlich zum lamaistischen Buddhismus bekennt (vgl. Artikel von Victor Gaetan, Fides 24/7/2023).
Nach der Volkszählung von 2020 sind 52 % der Bevölkerung buddhistisch, 41 % bezeichnen sich als "nicht religiös", und 3,2 % sind Muslime. Und die gesamte Missionsarbeit, die in den letzten Jahrzehnten in der Mongolei entstanden ist, hatte immer das strukturelles Merkmal die Offenheit für Begegnungen mit Andersgläubigen, wie das fünfte Video belegt, den Teresa Tseng Kuang yi für Fides im Hinblick auf die Reise von Papst Franziskus in die Mongolei (31. August bis 4. September) produziert hat
Die Mongolei - so Kardinal Giorgio Marengo, Consolata Missionar und Apostolischer Präfekt von Ulaanbaatar, in der Videoreportage - sei "ein Land mit einer langen Tradition der Spiritualität, sowohl schamanisch als auch buddhistisch und teilweise auch islamisch" und "durch diesen großen Reichtum" fühlten sich auch die katholischen Missionare angesprochen. Eine religiöse Pluralität, die Missionare und Missionarinnen kennen und schätzen gelernt haben, in einem Dialog, der im Laufe der Zeit gewachsen ist und auch in Form von immer häufigeren regelmäßigen Treffen mit Vertretern anderer Religionen stattfindet. Seit zwei Jahren finden alle zwei Monate Treffen zum interreligiösen Dialog und Zusammenleben statt. „Und bei diesen Treffen", so Kardinal Marengo in dem Videointerview weiter, "werden Themen von gemeinsamem Interesse, aber auch Schwierigkeiten und Möglichkeiten für gemeinsame Lösungen eingehend erörtert", und es werden gemeinsame Initiativen gefördert, insbesondere im karitativen Bereich.
Die Erfahrung von Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Gläubigen verschiedener Glaubensgemeinschaften ist deshalb alles andere als abstrakt und hat auch praktische Auswirkungen auf das nationale Zusammenleben. „Diese Erfahrung", so der Apostolische Präfekt von Ulaanbaatar, "zeigt, dass jede echte, authentische religiöse Tradition auf ihre Weise zum Wachstum der Gesellschaft beiträgt". Und "die verschiedenen religiösen Traditionen stellen in ihrer Vielfalt keine Bedrohung dar, sondern sind, wenn es ihnen gelingt, gut miteinander zu harmonieren, eine Ressource für jede Gesellschaft und für den Staat". Wie ein "Reichtum, den wir in den Dialog, in den Austausch unter uns einbringen".
Die Begegnungen, die Papst Franziskus während seiner bevorstehenden Reise in die Mongolei mit den religiösen Führern haben wird, können die Missionare und die mongolische katholische Gemeinschaft auf ihrem Weg der Brüderlichkeit und der Nähe zu den Gläubigen anderer Religionen ermutigen und bestärken. "Wir wissen", so Kardinal Marengo in dem Video abschließend, "dass auch Anhänger und Vertreter anderer religiöser Traditionen großen Respekt und Bewunderung für den Heiligen Vater empfinden".
(Fides 23/8/2023).


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