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Monasao (Fides) - "Sie kennen jede Jahreszeit, und zu jeder Jahreszeit wissen sie, was der Wald zu geben hat". "Sie" sind die Bayaka-Pygmäen, die in der Mission von Monasao in der katholischen Diözese Berberati im äußersten Südwesten der Zentralafrikanischen Republik leben. Pfarrer Michele Farina, ein Fidei-Donum-Priester aus der italienischen Diözese Savona, ist zusammen mit den Missionaren der Gesellschaft für Afrikakamissionen (SMA) in der Mission Monasco tätig und berichtet als Augenzeuge von den Licht- und Schattenseiten des Lebens und der Entwicklung vor Ort. Als er 2022 in Zentralafrika ankam, nachdem er acht Jahre in Kuba gelebt hatte, stellte Pfarrer Farina fest, dass die Pygmäen in dem Maße, wie sie sich mit anderen Gruppen und Ethnien in Südafrika integrieren, Gefahr laufen, ihre Identität zu verlieren. Der Prozess der Integration und der Überwindung der Isolation birgt die Gefahr, dass das Urvolk und seine Kultur aussterben. Angesichts dieses Szenarios, warnt der Missionar, "besteht unsere Verpflichtung auch darin, diese Volksgruppe, ihre Kultur und ihre Traditionen zu schützen und zu bewahren. Sie sind ein zahlenmäßig kleines Volk, aber sie sind wichtig, nicht nur für dieses Land, sondern auch für diesen Teil Afrikas."
„Die Pygmäen", so Pfarrer Farina weiter, "haben erst vor 20 Jahren zum ersten Mal gewählt, und das auch dank der Hilfe der örtlichen Missionare“. Indem sie zur Wahl gingen, so der Missionar "verschafften sie sich Gehör für die Situation ihres Landes".
Die Herausforderung, zur Bewahrung der Identität und Kultur der Pygmäen beizutragen, beschränkt sich in der Mission nicht auf abstrakte Erklärungen und theoretische Kämpfe. Sie zeigt sich in den Werken und Gesten, die den Missionsalltag prägen und ausfüllen. "In Monasao", so Pfarrer Farina gegenüber Fides, "führen wir Gemeindeaktivitäten mit Gebetsgruppen durch, mit Jugendlichen, mit vielen Kindern, mit Katechumenen und kleinen Kindern, die sich auf die Sakramente vorbereiten. In Zentralafrika gibt es verschiedene Gruppen und Bewegungen, die Pfarreien wie die unsere in Monasao und den umliegenden Dörfern unterstützen. Von grundlegender Bedeutung ist die Anwesenheit von Katecheten, die der Bezugspunkt der Gemeinde sind und die Arbeit der Priester begleiten, die nicht immer vor Ort anwesend sein können, vor allem sonntags bei den Gottesdiensten".
Die Mission der Gesellschaft für Afrikamissionen in dieser Region wird konkret in vier Pfarreien durchgeführt. Die Pfarrei in Monasao, in der auch Pfarrer Farina zusammen mit Pater Davide Camorani arbeitet, umfasst vier weitere Dörfer in ihrem Gebiet.
Die Mission bei den BayaKa-Pygmäen begann vor 48 Jahren dank eines französischen Missionars, Pater René Ripoche, und einer Gruppe von Pygmäen, die beschlossen, von einem halbnomadischen Leben im Regenwald zu einem sesshafteren Leben in einem Dorf überzugehen. Der Ort wurde ausgewählt, weil es dort eine Wasserquelle gab. Mit der Zeit wuchsen sowohl das Dorf als auch die Mission, und andere Missionare folgten. Heute leben in Monasao etwa 6.000 Menschen, die Hälfte davon Pygmäen, die andere Hälfte Nicht-Pygmäen.
Die Arbeit der Missionare zeigt sich auch in sozialen Projekten, die allen zugutekommen. Pfarrer Farina erzählt: "Wir engagieren uns in einer Schule für Pygmäenkinder im Alter von 6 bis 8 Jahren, die vor allem dazu dient, ihre Eingliederung in die öffentliche Schule zusammen mit anderen zu erleichtern. In der Schule gibt es vier einheimische Lehrer und vier Köchinnen, die ebenfalls vorwiegend Pygmäen sind".
Das andere Projekt, an dem die Missionare beteiligt sind, ist eine Krankenstation, ein kleines Krankenhaus in der Mission, das von den Missionaren eingerichtet wurde und in das täglich Dutzende von Menschen aus anderen Dörfern kommen, um behandelt oder geimpft zu werden. Sechs Pygmäen arbeiten in der Klinik in Monasao mit Pater Davide, einem Krankenpfleger, zusammen, der die Krankenstation leitet. Das Zusammenleben zwischen Pygmäen und Zentralafrikanern ist zwar nicht konfliktreich, aber auch nicht einfach, erklärt Pfarrer Farina. Die Pygmäen "sind ein ziemlich unterwürfiges Volk, das es nicht gewohnt ist, in einem Dorf mit eigener Dynamik zu leben. Aus diesem Grund werden sie leider oft als eine Art billige Arbeitskräfte behandelt. Sie sind nach wie vor sehr unterwürfig. Sie sind es gewohnt, in Armut zu leben und sich mit dem Nötigsten zu versorgen, das der Wald, ihr ursprünglich wichtigster Lebensraum, hergibt. Sie leben hauptsächlich von der Jagd und der Landwirtschaft. In den letzten Jahrzehnten haben sie gelernt, im Dorf zu leben und in der Dorfgemeinschaft mit anderen Menschen, die nicht zu ihrer ethnischen Gruppe gehören, zusammenzuleben“.
Im Hinblick auf den Weltjugendtag, der Anfang August in Lissabon stattfinden wird, erklärt Pater Michele, dass es bisher unmöglich war, die Initiative für Jugendliche in ihrer Mission einzuführen. "Es ist etwas, das leider noch weit von den Möglichkeiten der Zentralafrikaner und erst recht der Pygmäen entfernt ist“, betont er. „Während meines jüngsten Aufenthalts in Italien habe ich mit meiner Diözese in Savona darüber gesprochen“, berichtet der Fidei-Donum-Priester, „Mein Traum wäre es, junge Pygmäen zum nächsten Weltjugendtag mitnehmen zu können, damit einige von ihnen diese Erfahrung machen können und sie in ihre Pfarrei zurückbringen können. Diesmal, während der Tage des WJT in Lissabon, werden wir mit den Nachrichten, die wir sammeln können, die nicht leicht zu finden sind, versuchen, etwas parallele Initiativen vorzuschlagen".
Was die politische, soziale und wirtschaftliche Instabilität betrifft, die das Leben in der Zentralafrikanischen Republik prägt, so spüren die Menschen in Monasao zwar die Auswirkungen dieser Situation, ohne jedoch über die Ursachen informiert zu sein. "Viele Dinge sind erst lange nach ihrem Eintreten bekannt“, so der Missionar, „von vielen anderen Dingen und Ereignissen erfährt man gar nichts. Aber zu den Auswirkungen der Turbulenzen und der Instabilität gehört der Mangel an Arbeitsplätzen und Schulen mit angemessenem Unterricht. Im Alltag ist unsere Gegend relativ friedlich, wir befinden uns in der Nähe der Grenze zu Kamerun und Kongo, in einem Gebiet, das nicht von großen Straßen und Kommunikationswegen durchzogen ist. In diesem Gebiet gibt es keine Rebellengruppen, die sich aus Zentralafrikanern und Nicht-Zentralafrikanern zusammensetzen und mit den Wagner-Söldnern in Zentralafrika, die vom derzeitigen Präsidenten Faustin-Archange Touadéra ins Land gerufen wurden, aneinander geraten. In dieser abgelegenen Gegend, weit weg von der Hauptstadt, rund 450 Kilometer unwegsame Straßen, leben wir im Zeichen der ‚Ruhe‘ des nahen Regenwaldes. Wir brauchen 12 bis 14 Stunden, um nach Bangui zu kommen. Wir sind zudem 150 km vom Sitz unserer Diözese, Berberati, im Westen des Landes, entfernt“.
Neben Monasao umfasst das Gemeindegebiet die vier Dörfer Kanza, Kounda Papaye (hauptsächlich von Bayaka-Pygmäen bewohnt), Beya und Salo (mit gemischter Bevölkerung).
Die Pygmäen, die überwiegend katholisch sind, pflegen auch rituelle Stammis-Traditionen mit Tänzen und Gesängen, die mit dem täglichen Leben verbunden sind und sich durch eine starke Verbundenheit mit dem Wald auszeichnen, die sich wiederum in den Tänzen und Gesängen ausdrückt. Unter den Zentralafrikanern ist die Zahl der Muslime gering, während viele zu neuen Gemeinschaften mit evangelischem Hintergrund angehören.
(MF/AP) (Fides 15/7/2023)