AFRIKA/TSCHAD - Der Konflikt im Sudan könnte auch den benachbarten Tschad destabilisieren

Samstag, 10 Juni 2023 flüchtlinge   soldaten  

N'Djamena (Fides) - Die Auseinandersetzungen zwischen den militärischen Gruppierungen im Sudan haben auch für die Nachbarstaaten wie den Tschad und die Zentralafrikanische Republik schwerwiegende humanitäre Folgen, die bisher 100.000 bzw. 10.000 sudanesische Flüchtlinge aufgenommen haben.
"Ich möchte die außerordentliche Großzügigkeit und Solidarität der beiden Länder würdigen", sagte Abdou Abarry, Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs und Leiter des UN-Regionalbüros für Zentralafrika, der darauf hinwies, dass der Tschad rund 130 Mio. USD benötigt, um die 100.000 sudanesischen Flüchtlinge in den nächsten sechs Monaten unterzubringen. Laura Lo Castro, UNHCR-Vertreterin im Tschad, schätzt, dass "bis zu 200.000 weitere Menschen" gezwungen sein könnten, "in den nächsten drei Monaten in den Tschad zu fliehen".
Bei seinem jüngsten Besuch in den Grenzgebieten zum Sudan traf der tschadische Minister für Landverwaltung, Limane Mahamat, mit den Gouverneuren der drei Provinzen Ouaddaï, Sila und Wadi-Fira zusammen, die sudanesische Flüchtlinge aufnehmen. Die drei Gouverneure baten um die rasche Umsiedlung der Flüchtlinge aus den Grenzregionen, eine stärkere Unterstützung der lokalen Gemeinschaften und den Ausbau der grundlegenden Gesundheits- und Bildungseinrichtungen für Geflüchtete.
Trotz seines Ölreichtums ist der Tschad eines der ärmsten Länder der Welt. Tschad und Sudan haben eine gemeinsame Grenze von 1.400 Kilometern. Außerdem leben auf beiden Seiten der Grenze dieselben ethnischen Gruppen. Doch in der jüngeren Vergangenheit waren die Beziehungen zwischen dem Tschad und dem Sudan auch von Konflikten, Stellvertreterkriegen und brüchigen Friedensabkommen geprägt.
Die sudanesische Region Darfur spielt dabei eine entscheidende Rolle. Immer wieder war Darfur ein Zufluchtsort für Rebellengruppen aus beiden Ländern. Mohammed Hamdan Daglo (oder Dagalo), bekannt als "Hemetti", Anführer der Schnellen Eingreiftruppen (RSF), die gegen die Soldaten der regulären sudanesischen Armee kämpfen, hat gute Verbindungen zu tschadischen politischen und militärischen Gruppierungen. Er ist tschadisch-arabischer Herkunft und hat seine Hochburg in der Region Darfur. Sein Familienclan lebt auf beiden Seiten der Grenze.
Hemettis Cousin, General Bichara Issa Djadalla, ist der persönliche Stabschef von Mahamat Déby. Der Sieg oder die Niederlage von "Hemetti" im Sudan könnte ein großes Risiko für den Übergangspräsidenten Déby im Tschad darstellen. Im Falle eines Sieges könnten sich die tschadischen Araber ermutigt fühlen, auch im Tschad die Macht an sich zu reißen.
(L.M.) (Fides 10/6/2023)


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