ASIEN/SYRIEN - Pater Jacques Mourad: “Der Kelch des Leidens ist bis zum Rand gefüllt“

Mittwoch, 8 Februar 2023 mittlerer osten   ostkirchen   mönchtum   naturkatastrophen   dschihadisten   glaube   caritas  

Aleppo (Fides) - "Alles, was noch fehlte, um den Kelch des Leidens bis zum Rand zu füllen, war dieses Erdbeben. Doch auch jetzt, in dieser Situation, sind die Hoffnung, die Nächstenliebe, die Solidarität unter allen, Gott sei Dank, noch vorhanden. Heute zeigt sich das Geheimnis unseres Glaubens an diesen Trümmern", so Pater Jacques Mourad, der syrische Mönch aus dem Kloster Deir Mar Musa, der Anfang März zum syrisch-katholischen Erzbischof geweiht werden wird. Am gestrigen 7. Februar, war er in Aleppo vor Ort und berichtet gegenüber Fides von den neuen Wunden, die das Erdbeben in seiner gemarterten Heimatstadt geschlagen hat. Und er nutzt diese Gelegenheit auch um seinem Glauben zu bezeugen.
In den Kriegsjahren machte Pater Jacques, Mitglied der von dem aus Rom stammenden Jesuitenpater Paolo Dall'Oglio gegründeten Klostergemeinschaft, eine besondere persönliche Erfahrung. Im Jahr 2015 wurde er von dschihadistischen Milizionären des selbsternannten Islamischen Staates (IS) entführt und monatelang als Geisel gehalten, nachdem diese das Kloster Mar Elian in Quaryatayn, dessen Prior er war, verwüstet hatten. Nach seiner Freilassung lebte er lange Zeit in Sulaymanyia in der Autonomen Region Kurdistan, im örtlichen Haus seiner Klostergemeinschaft. In dieser Zeit unterstützte er geistlich und materiell viele christliche Flüchtlinge aus dem Irak, die aus Qaraqosh und anderen Städten in der Ninive-Ebene vor den vorrückenden Dschihadisten des Daesh geflohen waren.
Wenn Pater Jacques von den Schmerzen des Krieges spricht, um das Ausmaß des durch das Erdbeben verursachten Leids zu verdeutlichen, weiß er, wovon er spricht. Und seine spirituelle Weisheit als syrischer Mönch gibt auch vielsagende Einblicke in die neuen Tragödien, die das Leben zahlreicher Menschen zwischen Syrien und der Türkei bestimmen. "Ich versuche, nah bei den Menschen zu sein, denn es gibt so viel Schmerz und Angst in ihren Herzen. Was dieses Erdbeben angerichtet hat, ist unglaublich. Die Angst der Menschen ist stärker als zu Kriegszeiten". In den Gesichtern vieler Menschen sieht Pater Jacques den Ausdruck von Resignation und völliger Erschöpfung. Doch auch angesichts der eigenen Hilflosigkeit, leuchtet vielerorts der Mut wieder auf, denjenigen zu helfen, die am meisten verwundet sind. "Die gestrigen Beben waren noch immer zu spüren. Es ist kalt, es ist feucht, so viele sind bereits krank, so viele werden krank werden, aber die Menschen leben und helfen sich gegenseitig in Kirchen, in Moscheen, auf der Straße, in Autos".
(GV) (Fides 8/2/2023)


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