AMERIKA/ECUADOR - Schlussdokument zum Dialog mit indigenen Völkern veröffentlicht: “Der erste Schritt ist getan”

Mittwoch, 19 Oktober 2022 frieden   soziale lage   dialog   katholische kirche  

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Quito (Fides) - "Wir sind Bürger eines einheitlichem, plurethnischen und interkulturellen Staat. Wir alle sind für das reibungslose Funktionieren des Staates verantwortlich. Die politische Macht steht im Dienste der Bürger und des Gemeinwohls. Der Dialog ist der einzige verantwortungsvolle Weg zur Lösung von Konflikten", heißt es in den Beschlüssen, die am Ende des "Dialogs" veröffentlicht wurden, an denen Vertreter der Regierung und indigener Völker und Organisationen sowie der Kirche zusammen mit Experten teilgenommen hatten. Das Schlussdokument fasst die Erkenntnisse und die sich dabei herauskristallisierenden Herausforderungen zusammen.
Unter den Herausforderungen nennen die Dialogteilnehmer an erster Stelle die Beseitigung aller Formen von Kolonialismus und Feindseligkeit, die darauf abzielen, die kulturellen Unterschiede, insbesondere der Schwächsten, zu bekämpfen. "Wir sind niemals Feinde, sondern Kameraden, Geschwister und Freunde, die ein gemeinsames Vaterland haben“, betonen sie. Die zweite Herausforderung bestehe darin, vom Staat nicht nur die Erfüllung seiner verfassungsmäßigen und gesetzlichen Pflichten zu fordern, sondern auch selbst zu seiner Finanzierung und seinem Fortschritt beizutragen. "Was wir brauchen, ist eine staatsbürgerliche Erziehung zu Rechten und Pflichten, die zur Stärkung des ecuadorianischen Staates und seiner demokratischen Institutionen beiträgt“, wird betont.
Darüber hinaus müsse man Politiker und alle Staatsbeamten in die Verantwortung nehmen werden, damit diese nicht ihren persönlichen oder parteipolitischen Interessen dienen, sondern den großen Hoffnungen der Bürger, die "oft nicht das Minimum haben, um in Würde zu leben, unter anderem wegen des Mangels an Arbeit, Bildung, Gesundheit und Sicherheit".
Die letzte Herausforderung bestehe darin, in allen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens eine Pädagogik des besonnenen und transparenten Dialogs zu gewährleisten. Ein solcher Dialog müsse auf Zuhören, Empathie und Zusammenarbeit beruhen. "Auf allen Ebenen des Landes müssen wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass das Gespräch mit denjenigen, die anders denken als wir, um eine Einigung zu erzielen, bedeutet, den eigenen Standpunkt zu verraten", mahnen die Dialogteilnehmer.
Nach Protesten, die das öffentliche Leben des Landes im Juli dieses Jahres 18 Tage lang geprägt hatten und bei denen es auch zu gewalttätigen Zwischenfällen kam, sahen die am 30. Juni von der Regierung und den indigenen und sozialen Organisationen unterzeichneten Vereinbarungen den Dialog über verschiedene Fragen des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebens vor und baten Vertreter der katholische Kirche, für diesen Dialog zu bürgen. Die darauf folgenden Beratungen wurden am 12. Oktober abschlossen (vgl. Fides 1/7/2022; 19/7/2022).
Das vom Vorstand der ecuadorianischen Bischofskonferenz am 14. Oktober 2022 unterzeichnete Abschlussdokument unterstreicht, dass die Bischöfe auf Bitten der indigenen und sozialen Organisationen und der Regierung, vor allem aber aller Ecuadorianerinnen und Ecuadorianer, jenseits aller ideologischen und politischen Unterschiede, die Aufgabe übernommen haben, den Dialog in diesen schwierigen Zeiten zu gewährleisten. "Wenn es darum geht, den Frieden zu sichern, Gerechtigkeit zu suchen, von einem neuen Land zu träumen, lohnt es sich, gewisse Risiken einzugehen, und niemand sollte sich verstecken oder ausschließen, aus Angst, sein Ansehen oder seinen guten Ruf zu verlieren", schreiben sie in ihrem Dokument dazu. Die Bischöfe betrachten es daher auch als ihre Aufgabe, den Dialog zu erleichtern, den Prozess zu begleiten und die Ergebnisse der Dialogtische offiziell zu verbreiten. Sie bedanken sich bei allen Teilnehmern, die sich "mit Hingabe, Geduld und Ausdauer" an diesem Prozess beteiligt haben, und schließen mit der Aussage: "Wir haben den ersten Schritt getan, Ecuador braucht uns, um gemeinsam weiterzugehen".
(SL) (Fides 19/10/2022)


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