ASIEN/PAKISTAN - Wegen angeblicher Blasphemie in Haft: Richter gewähren drei Christen Freilassung gegen Kaution

Donnerstag, 1 September 2022 blasphemie   religiöse minderheiten   christentum   islam   menschenrechte   gerechtigkeit  

Islamabad (Agenzia Fides) - Der Oberste Gerichtshof Pakistans hat drei Christen, die der Blasphemie beschuldigt werden, deren Anträge in zwei Verfahren untersucht wurden, Freilassung auf Kaution gewährt.
Im ersten Fall gewährten die Richter Kaution für Salamat Mansha Masih der seit 18 Monaten wegen religiöser Vergehen in Verbindung mit den so genannten "Blasphemieparagraphen" bilden (295 a, 295 b und 295) im Gefängnis saß. Salamat Mansha arbeitete zusammen mit seinem Kollegen Haroon Ayub als Müllsammler bei der „Lahore Waste Management Company“. Die beiden wurden verhaftet, nachdem vier muslimische Studenten Anzeige gegen sie erstattet hatten, weil sie angeblich das Christentum gepredigt und den Islam beleidigt hatten. Haroon Ayub war bereits im Februar 2021 auf Kaution freigelassen worden (vgl. Fides 17/2/2021).
Die Richter Qazi Faez Isa bemerkte bei der Urteilsverkündung: "Ich habe noch nie einen Fall gesehen, in dem ein Christ einen Muslim der Blasphemie beschuldigt hat. Wir sollten unseren christlichen Mitbürgern für ihre Bemühungen um die Reinigung unserer Städte dankbar sein".
Im zweiten Fall wurden zwei Christen, Patras Masih und der protestantische Pastor Raja Waris aus Lahore, von den Richtern des Obersten Gerichtshofs ebenfalls gegen Kaution freigelassen, die von dem Anwalt Saif-ul-Malook (dem muslimischen Anwalt, der auch Asia Bibi verteidigt hat) beantragt worden waren. Der heute 22-jährige Patras Masih sitzt seit viereinhalb Jahren im Gefängnis, weil er sich abfällig über den Propheten Mohammed geäußert haben soll. Patras wurde im Februar 2018 beschuldigt, ein Foto auf Facebook gepostet zu haben, das als Gotteslästerung angesehen wurde. Der protestantische Pastor Raja Waris saß 20 Monate lang wegen Blasphemie im Gefängnis. Der Pastor hatte einen ebenfalls als beleidigend empfundenen Post aus dem Internet entfernt, aber die Anklage gegen ihn führte trotzdem zu seiner Verhaftung.
Joseph Jansen, Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation "Voice for Justice" und renommierter Menschenrechtsaktivist, begrüßte die jüngste Entscheidung des Obersten Gerichtshofs und erklärte gegenüber Fides: "Wir begrüßen es, dass die Richter die drei Christen gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt haben, aber wir sind nach wie vor sehr besorgt über den Missbrauch der Blasphemiegesetze, mit denen unschuldige Menschen ins Visier genommen werden". "Bemerkenswert sind auch die Äußerungen des Richters Qazi Faez Isa, der sich gegen die Diskriminierung und Ungerechtigkeit aufgrund der Blasphemiegesetze aussprach und versuchte, das Problem der falschen Anschuldigungen zu verdeutlichen", stellt er fest.
Nach Angaben der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (NCJP) der katholischen Bischöfe Pakistans, wurden seit Beginn des Jahre 2022 sechs wegen Blasphemie angeklagte Christen auf Kaution freigelassen. Nach Angaben des "Center for Social Justice" wurden von 1987 bis 2021 insgesamt 1.949 Personen aufgrund der Blasphemiegesetze angeklagt. Darunter sind 928 Muslime, 643 Ahmadis, 281 Christen, 42 Hindus und 55 Personen unbekannten Glaubens.
(AG-PA) (Fides 1/9/2022)


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