ASIEN/OSTTIMOR - Wahl des neuen Präsidenten: Erzbischof von Dili wünscht Achtung der Verfassung und Armutsbekämpfung

Freitag, 22 April 2022 politik   wahlen   armut  

Dili (Fides) - "Ich hoffe, dass der neue Präsident zur Verfassung des Staates zurückkehren wird, denn diese grundlegende Charta dient der Kontrolle über die korrekte Funktionsfähigkeit des Landes", so Erzbischof Virgilio do Carmo da Silva (SDB) von Dili, der Hauptstadt von Osttimor. Er sei zuversichtlich, dass der gewählte Präsident die Verfassung des Landes respektieren und unterstützen werde. In Osttimor fand am 19. April die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Der ehemalige Freiheitskämpfer und Nobelpreisträger Jose Ramos-Horta - bereits Präsident des Landes von 2007 bis 2012 - wurde erneut zum Präsidenten von Osttimor gewählt. Die Präsidentschaftswahlen fanden in zwei Runden statt, da kein Kandidat im ersten Wahlgang am 19. März die Mehrheit der Stimmen erhielt.
Nach Angaben der staatlichen Wahlbehörde erhielt Ramos Horta bei der Stichwahl mit 62,09 % die meisten Stimmen. Francisco Guterres, der scheidende Präsident des Landes, erhielt 37,91 % der Stimmen. Der neue Präsident wird am 20. Mai, dem 20. Jahrestag der Gründung des jüngsten Staates Asiens, vereidigt werden.
Die katholische Kirche in Osttimor, einem mehrheitlich katholischen Land, hat sich stets für Ausgewogenheit und Mäßigung eingesetzt: "Wir müssen uns immer von der Verfassung inspirieren lassen und an ihr festhalten, indem wir die Disziplin aller Einwohner fördern, um unser Land dauerhaft in eine friedliche, wohlhabende und demokratische Gesellschaft umzuwandeln", so Erzbischof Da Silva nach der Stimmabgabe in Dili anlässlich der Stichwahl. Der Präsident müsse "als Vaterfigur für die Menschen im Land agieren und von allen politischen Gruppierungen respektiert werden", betonte er.
„Als Oberhaupt des Landes", sagte der Erzbischof in diesem Zusammenhang, "sollte es keine Unterscheidung nach Befürwortern oder Gegnern geben, sondern alle Bürger sollten ihn als ihren Präsidenten sehen, da er das Oberhaupt der Nation ist". Der Erzbischof würdigte zahlreichen Teilnahme der Bürger Osttimors an den Wahlen, sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang, und hoffte, dass "der neue Präsident hart arbeiten wird, um das Land aus der Armut herauszuführen".
„Die allgemeine Erwartung an den neuen Präsidenten ist, dass er, auch wenn er als der Kandidat einer Partei gewählt wurde, der Präsident aller Timoresen sein wird. Auf diese Weise würde er Frieden und Stabilität fördern und Instabilität, Chaos und Wirtschaftskrisen hinter sich lassen", erklärt der timoresische Soziologe Acacio Pinto gegenüber Fides. "Ich denke, dass die Wahlen friedlich verlaufen sind und dass das Volk seinen Präsidenten klar und deutlich gewählt hat, denn Ramos Horta erhielt 62,09 % der Stimmen", so Pinto.
"Das Land", so Pinto weiter, "hat erst Anfang letzten Jahres wieder politische Stabilität erlangt, und die Wirtschaft ist nach drei Jahren Rezession und negativem Wachstum gerade wieder auf Wachstumskurs. Der Weg zur Demokratie", so der Analyst, "steht vor Herausforderungen, da die Regierungen gegen die weit verbreitete Armut, Arbeitslosigkeit und Korruption kämpfen müssen".
Einem aktuellen Bericht der Weltbank zufolge leben etwa 42 % der Bürger von Osttimor unterhalb der Armutsgrenze, ein Prozentsatz, der zum Teil auch auf die Zeit der Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist.
Das Land wurde erst im Jahr 2002 von Indonesien unabhängig und hat 1,3 Millionen Einwohner. Es ist das zweite Land Asiens (nach den Philippinen) im Hinblick auf den Anteil der Katholiken an der Bevölkerung, in dem rund 98,3 % der Einwohner katholischen Kirche angehören.
(SD-PA) (Fides 22/4/2022)


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