ASIEN/OSTTIMOR - Don-Bosco-Schwestern: Ordensfrauen oder Widerstandskämpferinnen?

Donnerstag, 22 Juni 2023

FMA

Dili (Fides) - "Eigentlich wollte ich Jesus zu den Menschen bringen, aber dann waren sie es, die mich zu ihm brachten", so fasst Schwester Maria Fe Silva ihr ganzes Leben in einem Satz zusammen. Die katholische Ordensfrau wurde auf den Philippinen geboren und trat in den Orden der Don-Bosco-Schwestern (Töchter Mariä, Hilfe der Christen) bei. Ihr Traum von einem Leben in der Mission erfüllte sich, als sie nach Osttimor ging, wo sie 30 Jahre lang blieb, und sie sich vor allem um Kinder und Jugendeliche kümmerte, darunter auch um die Kinder der Guerilla und der Kämpfer der „Frente Revolucionária de Timor-Leste Independente“ (FRETELIN), die in jenen Jahren für die Unabhängigkeit Osttimors und gegen die indonesische Invasion und Annexion der ehemaligen portugiesischen Kolonie kämpfte.
Nach einem Jahr der Vorbereitung in Rom kam Schwester Maria Fe 1988 zusammen mit anderen Don-Bosco-Schwestern in Osttimor an, dort unter der Leitung der Salesianer Don Boscos, die bereits im Land präsent waren, in der pastoralen Arbeit ihren Dienst zu leisten. Die Don-Bosco-Schwestern sind heute mit dem Waisenhaus für 150 Jungen und Mädchen in dem Bergdorf Venilale, 30 km von Baucau entfernt, betraut. "Als ich zusammen mit einer italienischen und einer amerikanischen Mitschwester ankam", berichtet Schwester Maria Fe gegenüber Fides, "kamen viele Menschen, um uns willkommen zu heißen, Eltern mit ihren Kindern, Priester und ganze einheimische Familien. Ein Jahr zuvor, als die Ordensoberin, die die Mission leitete, nach Baucau ging, wurde sie von den Salesianern Don Boscos und vielen jungen Leuten empfangen, die ein großes Transparent mit der Aufschrift 'Maìn, Timor wartet auf dich!“. „Main'“, erklärt Schwester Maria Fe, „wird unsere Ordensgründerin, die heilige Maria Mazzarello, genannt“.
Als die Ordensfrau in Venilale ankam, waren gerade ein Dutzend Kinder aus der Bergregion dem Waisenhaus anvertraut worden. "Man nannte sie 'die Kinder der Revolutionsfront'", erinnert sich Schwester Maria Fe, "es waren Kinder von FRETELIN-Kämpfern. Die Lage im Land war aufgrund der Auseinandersetzungen mit dem indonesischen Militär, das die Insel seit 1975 besetzt hielt, immer noch sehr angespannt. Die Salesianer Don Boscos waren dabei stets als Vermittler zur Regierung aufgetreten, und es war auch eine Vereinbarung getroffen worden, die Kinder der FRETELIN-Familien in ihre Obhut zu nehmen“. „Aus diesem Grund", fügt Schwester Maria Fe hinzu und verweilt bei einem Detail, das sie heute zum Schmunzeln bringt, "betrachteten uns die Militärs nicht als echte Nonnen, sondern hielten uns für FRETELIN-Kämpferinnen, die sich als Nonnen verkleidet hatten, da wir uns um diese Kinder, die Kinder der Guerilla, kümmerten“.
Heute kümmern sich die Don-Bosco-Schwestern in Venilale noch immer um die Kinder im Waisenhaus und haben ein weiteres in der Stadt Laga eröffnet: "Insgesamt leben bei uns hundert Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren. Wir haben das Wohnhaus der Jungen von dem der Mädchen getrennt. Morgens gehen sie in die staatliche Schule, und nach der Schule machen sie bei uns Freizeit-Aktivitäten und wir bereiten sie auf den Empfang der Sakramente vor. Wir haben in Venilale auch eine Klinik in Venilale eröffnet, um die Frauen zu versorgen“.
Nach ihrer ersten Tätigkeit in der Mission in Venilale verbrachte Schwester Maria Fe einige Zeit in Jakarta und begleitet seit 2017 die Don-Bosco-Schwestern auf der Insel Sumba in der Nähe von Bali. "Auf Sumba", erklärt die Ordensfrau, "haben wir das St. Elizabeth College, wo wir uns um Mädchen im Alter von 11 bis 18 Jahren kümmern. Wir binden sie in unsere pastoralen Aktivitäten ein, wenn wir die verschiedenen Dörfer besuchen… Wir Schwestern leben in der Pfarrei St. Elisabeth in der Diözese Weetabula, ein Suffraganbistum der Erzdiözese Kupang. Allein in meiner Pfarrei gibt es 18 Missionsstationen mit 12.000 Katholiken".
(MFS/AP) (Fides 22 /6/2023)


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