ASIEN/PAKISTAN - Muslim wegen angeblicher Blasphemie gelyncht: Aktivisten fordern rasches staatliches Handeln und langfristige Veränderung

Montag, 14 Februar 2022 menschenrechte   blasphemie   islam  

Dawn.com

Khanewal (Fides) - "Gewalt und Mord im Namen der Blasphemie durch religiöse Fanatiker sind in Pakistan zu einer ernsten Bedrohung für den Staat geworden. Wegen des religiösen Extremismus in der Provinz Punjab leidet das gesamte Image Pakistans. Ich bin zutiefst erschüttert über die brutale Ermordung eines unschuldigen Mannes. Eine psychisch kranke Person wird von einem Mob religiöser Extremisten gelyncht. Dies ist nicht die Lehre des Islam. Religiöser Extremismus muss in jeder Form verurteilt werden. Der Vorfall in Sialkot ist uns noch lebhaft in Erinnerung, und nun diese neue schreckliche Gewalt, bei der ein Mann gelyncht wird, während Polizeibeamte als Zuschauer zusehen", so der Präsident der Interreligiösen Kommission für Frieden und Harmonie (ICPH) und muslimische Religionsverterter Allama Muhammad Ahsan Siddiqui.
Am Abend des 12. Februar folterte und tötete eine Menschenmenge in Mian Channu im Bezirk Khanewal in der pakistanischen Provinz Punjab einen geisteskranken muslimischen Mann, der beschuldigt wurde, Seiten des Heiligen Korans verbrannt zu haben. Der Mob hörte nicht auf die Unschuldsbeteuerungen des muslimischen Mannes, der der Gotteslästerung beschuldigt. Sie fesselten ihn und folterten ihn zu Tode, steinigten ihn und hängten ihn dann auf.
"Die pakistanische Regierung muss Aufklärungsprogramme unterstützen, um diese Normen zu ändern und eine Haltung zu stärken, die das Zusammenleben fördert“, so Allama Siddiqui weiter, „Derartige Gewalt durch den Mob sollte schnell bestraft werden. Die Regierung muss die Rechtsstaatlichkeit gewährleisten. Es liegt in ihrer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es nicht zu solchen Vorfällen kommt. Wir wollen ein friedliches Pakistan".
Premierminister Imran Khan ordnete unterdessen bereits strenge Maßnahmen gegen den Mob an, der den unschuldigen Mann gelyncht hat.
Der Menschenrechtsaktivist Ashiknaz Khokhar aus der Provinz Punjab, sagte im Gespräch mit Fides: "Diese Vorfälle schaden dem Ansehen Pakistans in der Welt. Der Staat muss streng gegen die Schuldigen vorgehen. Massengewalt muss ernsthaft angegangen und behandelt werden, um die unschuldigen Menschen zu schützen".
Der Vorsitzende des Friedenskomitees für Menschenrechte in Sahiwal, Sohail Shaukat, betont in diesem Zusammenhang: "Niemand hat das Recht, die Justiz in die eigenen Hände zu nehmen. Niemand steht über dem Gesetz. In Fällen von Blasphemie werden die Menschen gewalttätig und aggressiv und wenden sich sogar von den Lehren des Islam ab".
Joseph Jansen, Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation "The Voice for Justice", fordert eine umfassendere politische und gesellschaftliche Analyse und entsprechende langfristige Veränderung: "Kurzfristig ist es dringend erforderlich, die Täter zu verhaften; andererseits muss aber auch analysiert und bewertet werden, warum eine Gruppe von Bürgern sich berechtigt fühlt, die Justiz in die eigene Hand zu nehmen und unschuldige Menschen zu töten. Ein Nachdenken und ein kultureller und politischer Wandel sind notwendig".
(AG-PA) (Fides 14/2/2022)


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