Lahore (Fides) - Das Charisma des heiligen Ignatius weckt in Pakistan weiterhin das Interesse junger Menschen und der Orden nimmt junge Männer auf, die das Ordensleben der Jesuiten kennenlernen wollen. In der Fastenzeit 2024 legte zum Beispiel Robbie D'Lima seine ersten Gelübde in der „Saint Mary's School“ in Lahore ab, einem Institut, das als Ort für die Zeremonie im Gedenken an die Präsenz und die Mission der Jesuiten in Pakistan ausgewählt wurde.
Vor einigen Jahren, als er bereits Diözesanpriester war, fühlte Robbie D'Lima den Ruf des Herrn, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Damit begann ein neues Kapitel in seinem Leben. Nachdem er zwei Jahre als Novize zunächst im Vereinigten Königreich und dann in Pakistan verbracht hatte, war Pater D'Lima von seiner Berufung zum Ordensleben überzeugt und beschloss, die Gelübde in der Gesellschaft Jesu abzulegen. An der Eucharistiefeier nahmen die Ordensgemeinschaft der Jesuiten, Mitarbeiter und Schüler der drei Jesuitenschulen, Schwestern aus Frauenkongregationen, Freiwillige und Laien teil. Die Liturgie betonte die tiefe Bedeutung der Gelübde des geweihten Lebens als "radikale Verpflichtung gegenüber Gott und dem Volk Gottes in dreifacher Weise: zu sein, zu dienen und zu sterben".
„In erster Linie sind die Gelübde die Grundlage für eine neue Lebensweise, die von dem Wunsch geprägt ist, durch die Exerzitien mit Gott verbunden zu sein", so der aus Peru stammende Pater Juan Carlos Pallardel (sj), Oberer der Jesuitengemeinschaft in Pakistan. Und um diese Verpflichtung zu symbolisieren, erhielt Pater Robbie ein Exemplar der „Konstitutionen“ der Gesellschaft Jesu, um die Hingabe an ein Leben als Jesuit in Pakistan zum Ausdruck zu bringen.
Zweitens sei der Schwerpunkt der Gelübde, so der Zelebrant, der Dienst. Für Jesuiten bedeute der Ruf zum Dienen einen bewussten Entscheidungsprozess, in dem zwischen Armut und Komfort, Demut und Stolz, universeller Mission und Eigeninteresse gewählt werden müsse. Der Dienst sei das Grundprinzip, das alle Jesuiten leiten und ihr gesamtes Denken und Handeln beeinflussen sollte, in der Gewissheit, in ihrem Nächsten dem armen und gekreuzigten Jesus zu dienen.
Wie die ersten Jesuiten, die vor mehr als 450 Jahren auf den indischen Subkontinent gesandt wurden, um der Bitte des Mogulkaisers Akbar zu folgen, der mehr über das Christentum erfahren wollte, folgen Pater D'Lima und die Jesuiten auch heute weiterhin dem Ruf, Christus in Pakistan zu dienen, wo die Christen nur 1,3 % der 240 Millionen Einwohner des Landes ausmachen. In dieser Mission sind die Jesuiten aufgerufen, den Armen, den Ausgegrenzten und Unterdrückten sowie denjenigen zu dienen, die unter unmenschlichen Lebensbedingungen leiden.
Am Ende der Zeremonie erhielt Pater D'Lima das Gelübdekreuz, das die "Kenosis" symbolisiert, das "Sich-selbst-entäußern", um Platz für andere zu schaffen. Die durch die Gelübde verliehene Gnade dient als Motivation, sich den Realitäten des Lebens in Pakistan in all seiner Komplexität zu stellen. Angesichts dieser Realitäten sind die Jesuiten aufgefordert, ständig nachzudenken, sich zu engagieren und nach Wegen zu suchen, die Liebe Christi in diesem Land zu bezeugen.
Die Geschichte der Jesuitenmission in Pakistan ist durch drei verschiedene Epochen gekennzeichnet. Die ersten Jesuiten kamen im 16. Jahrhundert während des Mogulreichs auf den Subkontinent (die modernen Staaten Indien und Pakistan existierten damals noch nicht), doch die Mission wurde während der Herrschaft von Schah Jahan vorübergehend geschlossen. Die zweite Periode begann 1888, als sich die Ordensleute in Karatschi, Hyderabad und Belutschistan niederließen. Im Jahr 1961 gründeten schließlich vier Jesuiten eine neue Mission in Lahore und leiteten damit die aktuelle und dritte Phase der jesuitischen Präsenz in Pakistan ein. Die Jesuiten begannen, sich in apostolischen Aktivitäten wie dem interreligiösen Dialog und der Bildung (in Schulen und Universitäten) zu engagieren. Nach der Unterstützung durch Ordensprovinzen in Australien und Sri Lanka gab es die ersten Berufungen vor Ort, und 2009 legte der erste pakistanische Jesuit die Gelübde ab. In Lahore betreiben die Jesuiten zwei weiterführende Schulen und einen Kindergarten, die Schüler und Schülerinnen aus wirtschaftlich benachteiligten Verhältnissen aufnehmen. Ein Höhepunkt ist das kulturelle Engagement der "Loyola Hall", einem Studienzentrum, das auch viele muslimische Wissenschaftler für Forschung und Seminare anzieht.
Mit Pater D'Lima erhöht sich die Zahl der Jesuiten in Lahore auf insgesamt vier. Hinzu kommen - bei einer steigenden Zahl von Berufungen zum Ordensleben - vier junge pakistanische Kandidaten, vier weitere "Scholastiker", die in Indonesien studieren, zwei junge Jesuiten in Sri Lanka und Pater Imran John (der erste pakistanische Jesuit), der derzeit in Rom lebt und arbeitet.
(PA) (Fides 23/3/2024)