ASIEN/LIBANON - Patriarch warnt vor Folgen von Steuererhöhungen: “Familien würden weiter verarmen“

Montag, 24 Januar 2022 mittlerer osten   ostkirchen   wirtschaft   geopolitik   finanzwelt  

Beirut (Fides) – Eine Steuererhöhung sei in Phasen des Aufschwungs und des Wirtschaftswachstums zwar verständlich aber sie würde derzeit zu einem weiteren Faktor der Ungerechtigkeit für die Menschen im Libanon werden, die bereits mit einer verheerenden Krise kämpften, während die die Mehrheit der Bevölkerung unter die Armutsgrenze lebe. Dies betont der maronitische Patriarch Béchara Boutros Raï mit Blick auf die von der Regierung geplanten Maßnahmen, die Gegenstand der Debatte über die Haushaltsplanung für das laufende Jahr ist. Ein entsprechender Entwurf wurde von Finanzminister Youssef Khalil ausgearbeitet, der dem schiitischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri nahesteht.
Am heutigen Montag, den 24. Januar, trat der libanesische Ministerrat unter dem Vorsitz von Premierminister Naguib Mikati im Präsidentenpalast in Baabda erstmals seit der dreimonatigen Unterbrechung der Regierungssitzungen wieder zusammen.
Zu einer möglichen Steuererhöhung äußerte sich der libanesische Kardinal Rai in seiner Predigt beim Sonntagsgottesdienst am gestrigen Sonntag, 23. Januar. In seiner Predigt wies der Patriarch darauf hin, dass in der sehr ernsten Lage, in der sich das Land befindet, eine Steuererhöhung nur dazu führen würde, dass der wirtschaftliche Zusammenbruch des Libanon unumkehrbar wird, die Familien weiter verarmen und die produktiven Tätigkeiten beeinträchtigt werden. "Seit der Gründung des libanesischen Staates", so der Patriarch, "war der wirtschaftliche Liberalismus das Geheimnis des Wohlstands, des Wachstums und des Fortschritts im Libanon, indem er das Wachstum von Arbeitsplätzen und Finanzinvestitionen in allen Sektoren förderte, Beschäftigungsmöglichkeiten schuf und Verbindungen zwischen der libanesischen Wirtschaft und der Weltwirtschaft vor dem Aufkommen der Globalisierung herstellte." Der wirtschaftliche Zusammenbruch des Libanon", fügte er hinzu, "begann mit der Schwächung des libanesischen Liberalismus in seiner wirtschaftlichen und sozialen Dimension“.
Analysten weisen unterdessen darauf hin, dass sich die Situation durch die schwindende wirtschaftliche Unterstützung der arabischen Golfstaaten verschärft hat, die ihre Unterstützung für die libanesischen Regierungen, die durch die wachsende Rolle der schiitischen, mit dem Iran verbundenen Hisbollah-Partei gekennzeichnet sind, zurückgefahren haben. Dass die Libanesen diesen strengen Winter überleben konnten, ist vor allem den Überweisungen von Millionen von Libanesen im Ausland zu verdanken, die jeden Monat Hilfsgüter an Freunde und Verwandte in der Heimat schicken.
(GV) (Fides 24/1/2022)


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