EUROPA/ARMENIEN - Nach Protesten gegen Patriarch Karekin trifft sich der Oberste Rat zur Krisensitzung

Dienstag, 10 Juli 2018 ostkirchen   politik  

David 1010, Wikimedia Commons

Eriwan (Fides) – Am vergangenen 6. Juli drangen Demonstranten auf das Gelände des Katholikosats von Etschmiadsin ein, um den Rücktritt des armenischen Patriarchen Karekins II. zu fordern. Die Demonstranten befinden sich noch immer auf dem Gelände des Patriarchats, wo sie in Zelten übernachten. Der Sprecher des Patriarchats, Pfarrer Vahram Melikyan, bezeichnet diese Form des Protests als "inakzeptabel". Am heutigen 10. Juli soll unterdessen der oberste Rat des armenisch-apostolischen Patriarchats im Rahmen einer Krisensitzung über die Situation beraten. Die Sitzung wurde dringend einberufen, da viele Mitglieder des Rates aus der Diaspora sich derzeit in Eriwan aufhalten, um an einem panarmenischen Jugendtreffen teilzunehmen.
Die Proteste gegen Patriarch Karekin finden vor dem Hintergrund einer politischen und sozialen Krise statt, die im vergangenen Mai dazu geführt hatte, dass der bisherige Ministerpräsident Serzh Sargsyan von seinem Amt zurücktreten musste und der Oppositionsführer Nikol Pashinyan ihn im Amt als Regierungschef ablöste. Die armenischen Demonstranten werfen Patriarch Karekin II. zu enge Verbindungen politischen Kräften vor, die in den vergangenen Monaten abgelöst wurden.
Während der politischen Krise hatte Karekin sowohl die Regierung als auch die Oppositionsgruppen dazu aufgerufen, sich innerhalb des gesetzlichen Rahmens zu verhalten und Straßenschlachten und illegale Formen der Sabotage zu vermeiden. Unter anderem hatten die Demonstranten Gerüchte verbreitet, die den Patriarchen beschuldigten, Reliquien und heilige Güter verkauft zu haben. In den letzten Tagen wurde, vielleicht mit der Absicht, diesen Vorwürfen ein Ende zu setzen, die "Lanze von Antiochia" aus dem Museum der Kathedrale von Etschmiadzin ausgestellt, von der angenommen wird, dass es sich um die Lanze handeln könnte, mit der der römische Soldat die Seite Christi am Kreuz durchbohrte.
(GV) (Fides 10/7/2018)


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