AFRIKA/ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK - Bischof Bangassou beklagt anhaltenden sexuellen Missbrauch durch Blauhelme

Donnerstag, 8 März 2018 gewalt   frauen   bischöfe  

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Bangui (Fides) - Frauen und Mädchen, die als Vertrieben im Mai 2017 im Priesterseminar in Bangassou Zuflucht suchten, prostituieren sich unter UN-Blauhelmen im Tausch gegen Lebensmittel. Dies beklagt Bischof Juan Jose Aguirre Munos von Bangassou im Südosten der Zentralafrikanischen Republik, an der Grenze mit der Demokratischen Republik Kongo. In dem Seminar, das nur rund 100 Meter von der Kathedrale entfernt ist, wurden rund 2.000 muslimische Vertriebene untergebracht, die vor den Anti-Balaka-Milizen fliehen mussten, die zu unrecht auch als „christliche“ Milizen bezeichnet werden (vgl. Fides 27/1/2014) und unsägliche Gewalt begingen.
Die UN-Friedenstruppen schufen rund um das Seminar einen Sicherheitsbereich, um Vertriebene zu schützen, die dort jedoch nur Wasser zur Verfügung haben. Lebensmittel sind knapp, da die Anti-Balaka-Milizen Barrieren errichteten. So sehen sich Frauen zur Prostitution unter Blauhelmen gezwungen, um Nahrung für sich und ihre Familien zu beschaffen. "Sie sind verzweifelt, sie sterben vor Hunger und bestehen oft darauf, sich selbst zu verkaufen, um etwas zu Essen zu bekommen", prangert der Bischof an. Unter ihnen sollen auch minderjährige Mädchen sein, von denen einige schwanger wurden.
Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, besuchte Bangassou persönlich. "Ich habe ihm gesagt, dass es Frauen gibt, die vergewaltigt werden, von denen einige minderjährig sind und darauf hingewiesen, dass es sich um Verbrechen gegen die Menschlichkeit handelt", so Bischof Aguirre zum Besuch des UN-Generalsekretärs. "Eine Untersuchung wurde daraufhin zwar eingeleitet, aber es hat sich nichts geändert. Und es ist nicht das erste Mal, dass UN-Soldaten sich so benehmen. Bereits 2015 wurde Gruppe kongolesischer Soldanten ausgewiesen, weil sie im Tausch gegen Sex Lebensmittelkonserven anboten“.
Die UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik (MINUSCA) erklärte unterdessen, man habe eine Untersuchung zu den Beschwerden des Bischofs von Bangassou durchgeführt und sei dem Schluss gekommen, „dass keine greifbaren Beweise diese Vorwürfe stützen könnten. MINUSCA bleibt jedoch in Kontakt mit den lokalen Stellen, um sicherzustellen, dass weitere Informationen über neue oder frühere Behauptungen (von sexuellem Missbrauch) so schnell wie möglich geprüft werden", heißt es in einer Erklärung.
Bischof Aguirre, der in seiner Heimat Spanien einen Erholungsurlaub machte, kehrte nun in seine Diözese zurück. "Die katholische Kirche ist die letzte, die das Licht aus macht. Wir dürfen nicht weggehen ", sagt der Bischof, der jedoch betont: "Ich schlaf nicht gut, ich leide unter dem vielen Stress. Jedes Mal, wenn ich betete, höre ich die Explosion von Bomben und den Lärm von Maschinengewehren. Ich war in akuten psychischen Schwierigkeiten und musste mir diese Pause gönnen“.
(L.M.) (Fides 8/3/2018)


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