Islamabad (Fides) – Der pakistanische Senat billigte die Einführung des Koranstudiums als Pflichtfach an staatlichen Schulen. Der vom Bildungsministerium eingereichte Gesetzentwurf “Holy Quran Bill 2017” war von der Nationalversammlung bereits am vergangenen 19. April gebilligt worden. Mit dem Gesetz soll das Koranstudium für alle muslimischen Schüler von der ersten bis zur zwölften Klasse Pflicht werden.
“Die göttliche Botschaft muss verständlich gemacht und ihre Verbreitung in der Gesellschaft gesichert werden, Frieden und Ruhe sollen begünstigt und die Werte der Wahrheit, der Ehrlichkeit, der Integrität, der Charakterbildung, der Toleranz und der Verständigung sollen begünstigt werden”, heißt es in dem Gesetzentwurf. Außerdem, so die Regierung, werde das Gesetz dem Staat helfen, die konstitutionellen Bestimmungen umzusetzen, denn im Artikel 31, Paragraph 2 der Verfassung heißt es: “der Staat setzt sich dafür ein, dass die Lehre des Heiligen Koran und des Islam verpflichtend unterrichtet wird”.
Wie aus christlichen Kreisen in Pakistan verlautet gelten die neuen Bestimmungen für muslimische Schüler, während es für nichtmuslimische Schüler keine Alternative gibt. Der christliche Anwalt Nasir Saeed vom “Centre for Legal Aid, Assistance and Settlement” (CLAAS) betont in diesem Zusammenhang: “Die Bestimmungen zielen darauf ab, dass die Islamisierung in der pakistanischen Gesellschaft begünstigt wird und dies kann möglicherweise zu religiöser Intoleranz führen. Anstatt Religionsfreiheit zu fördern zwingt die Regierung die Kinder zum Koranstudium. Außerdem könnte sich das Gesetz negativ auf die nichtmuslimischen Schüler auswirken, da diese sich gezwungen sehen den Unterricht zu besuchen, wenn sie keine andere Wahl haben und bei der Notenvergabe nicht benachteiligt werden wollen”.
Pater Inayat Bernard, Mitherausgeber der Zeitschrift “The Christian View” und Rektor des Kleinen Seminars “St. Mary” in Lahore, betont: “Wir leben in einer islamischen Republik und es wundert mich nicht, dass die Gesetzgeber solche Bestimmungen verabschieden. In Pakistan steht in allen öffentlichen und privaten Schulen die Islamkunde bereits auf dem Lehrplan. An christlichen Schulen haben wir viele muslimische Lehrer, da 70% der Schüler, die unsere Schulen besuchen, der islamischen Religion angehören. Nun wird das Koranstudium in arabischer Sprache Pflicht. Das bedeutet, dass man weitere Lehrer einstellen muss und dies wird für christliche Schulen nicht einfach sein. Außerdem gibt es verschiedene Denkschulen innerhalb des Islam, was zu Konflikten in der sunnitischen Welt führen könnte, wenn es um die Einstellung von Lehrern geht und auch für schiitische Schüler könnte dies negative Folgen haben. Die Bestimmungen werden voraussichtlich vielfältige Konflikte hervorrufen. Was den Alltag von Christen anbelangt, glaube ich nicht, dass es besondere Probleme geben wird. Denn dies ist unsere Realität: wir leben in einer muslimischen Republik".
(PA) (Fides 31/8/2017)
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