ASIA/PAKISTAN - Neue Anklagen gegen Christen und Hindus wegen "Blasphemie"

Dienstag, 2 August 2016 blasphemie   religiöse minderheiten   religionsfreiheit   islam   gewalt  

P.A.


Lahore (Fides) - Erneute Anklagen wegen “Blasphemie” gegen die religiösen Minderheiten in Pakistan. Wie Fides erfahren hat, sind im letzten Monat mindestens vier Christen in der Provinz Punjab wegen angeblicher Blasphemie gegen den Islam angeklagt worden. In einer anderen Provinz des Sindh, im Süden von Paklistan, wurde bei Zusammenstößen zwischen Hindus und Muslims in Mirpur Mathelo im Distrikt von Sindh ein Mann getötet und ein weiterer schwer verletzt. Auch dieser Zwischenfall wurde durch eine falsche Beschuldigung wegen Blasphemie ausgelöst, die nach Polizeiangaben von einem geistig Kranken ausgegangen war.
Unter den Fällen zu Lasten von Christen ist der von Nadeem James, 35, wohnhaft in Gujrat zu nennen, der der Blasphemie gegen den Islam mittels einer "WhatsApp"beschuldigt wurde. Nach Verbreitung der Nachricht der angeblichen Verhöhnung des Islam umringten etwa hundert Muslims das christliche Viertel in der Absicht es abzubrennen, und nur der schnelle Eingriff der Polizei konnte ein Unglück verhindern. Die Christen hatten vorsichtshalber ihre Häuser verlassen.
Ein Anti-Terror-Gericht (ATC) in Gujranwala hatte in den vergangenen Wochen zwei Christen (Anjum Naz Sindhu, Direktor einer Schule, e Javed Naz) und einen Muslim (Jaffar Ali) aufgrund von Blasphemie-Anschuldigungen zum Tode verurteilt.
Auch ein anderer Christ, Usman Masih, wurde der Blasphemie bezichtigt, da er eine beleidigende Message auf Facebook gestellt haben soll.
Im Fall von Sindh hatten sich zahlreiche Muslims nach Bekanntwerden der Blasphemie-Anklagen zusammengerottet und die Hindus aufgefordert den Beschuldigten auszuliefern. Die Spannungen zwischen Hindus und Muslims hatten Unruhen hervorgerufen, wodurch es zu Beschädigung von Geschäften und Zusammenstößen mit der Polizei kam, die dann 80 Personen verhaftet hatte. Später wurden zwei junge Hindus angegriffen; Unbekannte hatten geschossen, Sateesh Kumar getötet und seinen Freund schwer verletzt, dessen Zustand noch immer kritisch ist.
Pakistan – wo unter 200 Millionen Muslims ca. 4 Millionen Christen und ebenso viele Hindus leben – hat eine der härtesten Blasphemie-Gesetzgebungen unter den Ländern mit Muslim-Mehrheiten; eine Vielzahl von Handlungen und verbalen Äußerungen gelten danach als „Diffamation des Islam“. Das 1986 von Diktator Mohammad Zia-ul-Haq ohne jegliche Abstimmung im Parlament eingeführte Gesetz sieht Zuchthaus-oder Todesstrafe vor; in vielen Fällen wird es aber auch für persönliche Racheakte missbraucht.
Nach Angaben der Kommission Justitia et Pax der Bischöfe in Pakistan wurden zwischen 187 und 2013 200 Christen, 633 Muslims und 21 Hindus (insgesamt mehr als 1300 Fälle) wegen Blasphemie angezeigt. 2014 wurden 1400 Klagen registriert, während in den letzten 30 Jahren 70 der Blasphemie angeklagte Personen ohne Gerichtsprozess hingerichtet wurden.
(PA) (Fides 2/8/2016)


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