ASIEN/SYRIEN - Erzbischof Marayati: “Für die ‚Heiligen Kriege’, die andere führen, bezahlen die einheimischen Christen”

Dienstag, 20 Oktober 2015 terrorismus  

Aleppo (Fides) – Die Offensive der syrischen Armee in der Region um Aleppo, bei der diese von der russischen Luftwaffe unterstützt wird, führt nicht nur zur Massenauswanderung aus der Region, sondern sie wirkt sich auch auf die zentralen Viertel der syrischen Metropole aus, die von den Soldaten Assads kontrolliert wird. “In den vergangenen Tagen” so der armenisch katholische Erzbischof Boutros Marayati im Gespräch mit Fides “sind Gerüchte darüber im Umlauf, dass das Stromwerk von den Rebellen außer Betrieb gesetzt worden sein soll. Seit zwei Tagen gibt es keinen Strom und es kommt vermehrt zu Waffen- und Mörserangriffen. Wir benutzen mit Benzin betriebene Generatoren, so lange es Benzin gibt und das Wasser holen wir aus Brunnen, die es vor allem auf dem Gelände von Kirchen und Moscheen gibt”.
Die widersprüchlichen Nachrichten über die aktuellen Militäroperationen wirken sich auch auf die Psyche der Einwohnern aus: “Auf der einen Seite”, so der armenisch-katholische Erzbischof von Aleppo “wissen sie, dass etwas passiert und viele hoffen, dass die seit Jahren anhaltende Besetzung in unseren Stadtvierteln ein Ende hat. Auf der anderen Seite wissen alle inzwischen nur zu gut, dass Entscheidungen darüber auf geopolitischer Ebene getroffen werden. Die Weltmächte und die regionalen Mächte führen Krieg in Syrien und wenn sie wirklich wollen, dann kann dieser Krieg innerhalb weniger Tage beendet oder unendlich fortgesetzt werden”.
In diesem Kontext ist auch Erzbischof Marayati der Meinung, dass die Bezeichnung, die kirchliche Vertreter im Hinblick auf den Konflikt benutzen und diesen als “Heiligen Krieg” gegen die Dschihadisten des Islamischen Staates bezeichnen als “unvorsichtig”: “Heute“, so der Erzbischof, “wird das russische Eingreifen in Syrien als 'Heiliger Krieg' bezeichnet. Doch auch als die Vereinigten Staaten im Irak intervenierten, wurde diese militärische Operation von gewissen Kreisen in den USA als 'Heiliger Krieg’ bezeichnet. In Wirklichkeit verbergen sich hinter solchen Interventionen immer andere Interessen. Und wer solche Begriffe benutzt kenn weder die Geschichte noch die Psychologie der Völker des Nahen Ostens. Die Rechnung der 'Heiligen Kriege', die die anderen führen bezahlen immer die einheimischen Christen”. (GV) (Fides 20/10/2015).


Teilen: