ASIEN/IRAK - Erzbischof Nona: Muslime schützen Kirche in Mossul vor Plünderungen

Donnerstag, 12 Juni 2014

Mossul (Fides) - “Die dschihadistischen Milizen haben inzwischen ganz Mossul unter ihrer Kontrolle und die Lage scheint sich beruhigt zu haben. Doch wir wissen nicht genau, war sie sind und was sie planen“, so der chaldäische Erzbischof von Mossul Amel Shamaaoun Nona zur derzeitige Lage in der zweitgrößten Stadt des Iraks, die in den vergangenen Tagen von Milizionären der islamistischen Gruppe “Islamischer Staat im Irak und Levante” (ISIL) erobert wurde, die auch für ihre Übergriffe in Syrien bekannt ist. Wie der chaldäische Erzbischof bestätigt, haben die meisten der insgesamt 1.200 in Mossul lebenden christlichen Familien die Stadt verlassen. Der Bischof und seine Priester halten sich unterdessen derzeit in der nahe gelegenen Ninive-Ebene auf. Gleichwohl dementiert Erzbischof Nona Gerüchte über angebliche Übergriffe auf christliche Kirchen durch Mitglieder der ISIL. “Unsere Heilig-Geist-Kirche”, so der Erzbischof zum Fidesdienst, “wurde von vorgestern von Räuberbanden geplündert, während die Einheiten der ISIL die Stadt einnahmen. Daraufhin haben in der Nähe wohnende muslimische Familien die islamistischen Kämpfer gerufen, die die Plünderer aus der Kirche vertrieben. Dieselben Familien teilten uns mit, man werde die Kirche fortan bewachen und vor Plünderern schützen“.
Die Baustelle einer armenischen Kirche wurde bei den Gefechten beschädigt, weil sie sich direkt nehmen einer Armeebasis befindet, die von den Dschihadisten erobert wurde. Seit ihrem Einmarsch in die Stadt zeigen sie die Absicht, die öffentliche Ordnung gewährleisten zu wollen. Erzbischof Nona dementiert auch Gerüchte über den angeblichen Kopftuchzwang für christliche Frauen. Bei den noch in Mossul verbliebenen Christen handelt es sich vor allem um ältere Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Wohnung nicht verlassen können. Unter die Mehrheit der aus Mossul geflohenen Einwohner seine Muslime, so der Erzbischof
“Was ich zur Entwicklung der Lage sagen kann”, so der Erzbischof abschließend, “ist, dass diese auf ziemlich mysteriöse Weise stattfand. Es ist nicht ganz verständlich, wie es geschehen konnte, dass so viele Soldaten und Polizeibeamte die Stadt innerhalb von einer Stunde verlassen und Waffen und Transportmittel zurückgelassen haben. Dies alles wirft viele Fragen auf”.
In der Heilig-Geist-Kirche in Mossul wurde am 3. Juni 2007 Pfarrer Ragheed Ganni zusammen mit drei Diakonen ermordet. Aus derselben Pfarrei wurde auch Erzbischof Paulos Faraj Rahho verschleppt, dessen Leiche am 13. März 2008 gefunden wurde. (GV) (Fides 12/6/2014).


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