AFRIKA/MADAGASKAR - Militär übernimmt die Macht: Parteien suchen nach Ausweg aus dem institutionellen Vakuum

Mittwoch, 15 Oktober 2025 putsch   soldaten  

Antananarivo (Fides) – „Mit der Machtübernahme durch das Militär und der Weigerung von Präsident Andry Rajoelina, zurückzutreten, ist eine institutionelle Pattsituation entstanden“, so der Salesianer Cosimo Alvati, der seit langem in Madagaskar lebt und arbeitet, wo das Militär gestern (14. Oktober) die Machtübernahme erklärte, gegenüber Fides.
„Wir werden ab heute die Macht übernehmen und den Senat und das Verfassungsgericht auflösen. Die Nationalversammlung wird ihre Arbeit fortsetzen können“, erklärte Oberst Michael Randrianirina im nationalen Fernsehen vor dem Präsidentenpalast im Zentrum der madagassischen Hauptstadt.
„Der Präsident kann durch eine Zweidrittelmehrheit der Nationalversammlung, die durch ein Dekret von Rajoelina selbst aufgelöst wurde, zum Rücktritt gezwungen werden“, erklärt Pater Cosimo. Die Abgeordneten lehnten jedoch nicht nur das Dekret zur Auflösung ihrer Versammlung ab, sondern stimmten mit 130 von 163 Stimmen für die Absetzung von Rajoelina. Unterdessen lehnte Rajoelina seine Absetzung ab und erklärte, die Abstimmung habe im Rahmen einer „Sitzung ohne jegliche Rechtsgrundlage“ stattgefunden, und prangerte anschließend einen „Putschversuch“ des Militärs an. „Der Präsident bleibt uneingeschränkt im Amt“, versicherte er.
„Nun gibt es jedoch ein weiteres Problem“, so Pater Cosimo. „Im Falle eines Rücktritts des Staatschefs und in Erwartung vorgezogener Neuwahlen wird sein Amt interimistisch vom Senatspräsidenten übernommen, der jedoch nicht vorhanden ist, da er in den vergangenen Monaten zurückgetreten ist. Auf jeden Fall hat das Militär die Auflösung des Senats selbst verfügt“, erklärt der Missionar. „Wie man sieht, ist ein institutionelles Vakuum entstanden, das nun die verschiedenen politischen Parteien zu füllen versuchen werden“, sagt Pater Cosimo. „Ich glaube, dass auch Rajoelina in die Verhandlungen involviert ist, der wahrscheinlich versucht, wenn schon nicht an der Macht zu bleiben, so doch zumindest einen gerichtlichen Freischein zu erhalten. Sobald ein Kompromiss zwischen den politischen Kräften gefunden ist, wird man eine institutionelle Formel finden, um das Land an die Urnen zu bringen“, schließt der Missionar.
(L.M.) (Fides 15/10/2025)


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