Antananarivo (Fides) – „Madagaskar befindet sich in der Schwebe und wartet auf die Erklärungen von Präsident Andry Rajoelina“, sagt der italienische Missionar Pater Cosimo Alvati von den Salesianern Don Boscos der seit vielen Jahren in Madagaskar lebt und arbeitet, gegenüber Fides. Er ist erschüttert von den seit zwei Wochen andauernden Demonstrationen, die am 25. September begonnen haben (vgl. Fides 29/9/2025 und 3/10/2025). Nach der gewaltsamen Unterdrückung der Demonstrationen forderte eine Militäreinheit, die CAPSAT, am 11. Oktober die Sicherheitskräfte auf, „sich zu weigern, das Feuer auf die Demonstranten zu eröffnen”.
„Die Haltung des Militärs, das sich offenbar auf die Seite der Bevölkerung gestellt hat, ist noch nicht ganz klar”, kommentiert der Missionar. „Die Gendarmerie scheint ihrerseits dem Präsidenten weiterhin treu zu sein. Um die Gemüter zu beruhigen, wurde eine neue Regierung angekündigt, aber bisher wurden nur die Namen von drei Ministern bekannt gegeben”.
Der Präsident, dessen Aufenthaltsort unbekannt bleibt, hat für den heutigen 13. Oktober um 19 Uhr Ortszeit eine Ansprache an die Nation angekündigt.
„Dieses Vorgehen ist bereits aus dem Jahr 2009 bekannt, als Raojelina selbst auf der Welle der Volksproteste gegen den damaligen Präsidenten Marc Ravalomanana (vgl. Fides 23/3/2009) an die Macht kam, der seinerseits 2002 nach einer harten Auseinandersetzung mit dem scheidenden Präsidenten Didier Ratsiraka mit Unterstützung von Teilen der Armee die Macht übernommen hatte“, erinnert Pater Cosimo.
Die Demonstrationen der letzten Tage wurden blutig niedergeschlagen. Nach Angaben der UNO gab es mindestens 20 Tote unter den Demonstranten, aber es gibt keine offiziellen Zahlen von den madagassischen Behörden. „Kriminelle Banden nutzen das Chaos aus und plündern eine von Armut erschöpfte Bevölkerung“, betont der Missionar. „Während auf dem Land eine Überlebenswirtschaft herrscht, lebt in den Städten ein Großteil der Bevölkerung in Armut, wenn nicht sogar buchstäblich am Hungertuch. Solange den Madagassen keine echte Perspektive auf Wachstum geboten wird, werden solche Aufstände weiter ausbrechen“, schließt Pater Cosimo.
(L.M.) (Fides 13/10/2025)