ASIEN/PAKISTAN - Wegen angeblicher Blasphemie in Haft: Christen fordern Gerechtigkeit

Montag, 14 Juli 2025 menschenrechte   blasphemie  

Lahore (Fides) - Seit 12 Jahren sitzt Asif Pervaiz, ein 42-jähriger pakistanischer Christ, im Gefängnis nachdem er 2020 von einem Gericht in Lahore wegen Blasphemie zum Tode verurteilt wurde. Dies ist nur einer von vielen Fällen, in denen die Anschuldigungen falsch sind und ein Unschuldiger angeklagt wurde. Heute prangert seine Familie gegenüber Fides die Verzögerungen in der pakistanischen Justiz an: "Im vergangenen April wurde endlich, dank des Anwalts Saif-ul-Malook, einen Termin für die Berufung festgelegt. Aber der Richter hat ihn unerwartet und ohne Angabe von Gründen abgesagt", so Waseem Anwar, der Bruder des Verurteilten, der mit seiner Familie und der Familie von Asif Pervaiz aus Sicherheitsgründen seinen Wohnsitz verlegen musste, weil er Vergeltungsmaßnahmen befürchtete, wie sie bei Angehörigen von Personen, die der Blasphemie beschuldigt werden, vorkommen können. Waseem Anwar, der wie sein Bruder in einer Textilfabrik arbeitet, sorgt auch für Asifs Frau und deren vier Kinder.
Der Vorfall, an der dem Urteil zugrunde liegt, ereignete sich 2013 in der Textilfabrik, in der Asif arbeitete. Jemand nahm sein Handy und verschickte Textnachrichten mit blasphemischen Inhalten. „Es waren seine Arbeitskollegen, die dies aus Neid, Eifersucht und Verachtung gegenüber Christen handelten“, erzählt Waseem. „Leider hat das Gericht im erstinstanzlichen Verfahren seine Aussage, in der Asif die Vorwürfe bestritt, zurückgewiesen und ihn zum Tode verurteilt.“ Asif Pervaiz hatte auch bekräftigt, dass der Aufseher seiner Fabrik ihn zur Rede gestellt und ihn aufgefordert habe, zum Islam zu konvertieren, was er jedoch abgelehnt habe. Muhammad Saeed Khokher, der Kläger, bestritt hingegen, dass er Parvaiz bekehren wollte. Nach der Verurteilung in erster Instanz bemühte sich die Familie um Unterstützung bei der Organisation des Berufungsverfahrens. Bis heute ist es jedoch nicht gelungen, das Wiederaufnahmeverfahren zu eröffnen.
"Fälle von falschen Anschuldigungen der Blasphemie können nach einem langen Prozess auch zu einem positiven Ergebnis führen", sagt der katholische Anwalt Khalil Tahir Sandhu, der viele Opfer vor Gericht verteidigt hat, gegenüber Fides. "Es bleibt jedoch Tatsache, dass unschuldig Angeklagte oft viele Jahre im Gefängnis verbringen und ihre Familien irreparablen Schaden erleiden, ohne eine Entschädigung und ohne dass diejenigen, die falsche Anschuldigungen erheben, bestraft werden", stellt er fest.
Zu den Fällen mit positivem Ausgang gehört, dass ein Gericht in Lahore am 8. Juli zwei junge Christen von einer falschen Anklage wegen Blasphemie freigesprochen hat, die sich aus einem geringfügigen Streit ergeben hatte. Adil Babar und Simon Nadeem waren 18 bzw. 14 Jahre alt, als sie im Jahr 2023 angeklagt wurden, und wurden nun zwei Jahre später freigesprochen.
Für Aufsehen sorgte der Fall eines Katholiken, der nach 23 Jahren Gefängnis von der Anklage der Blasphemie freigesprochen wurde. Anwar Kenneth, heute 71 Jahre alt, wurde 2001 wegen angeblicher Blasphemie verhaftet und im Juli 2002 von einem Gericht in Lahore zum Tode verurteilt. Im vergangenen Juni ordnete der Oberste Gerichtshof schließlich nach einer Überprüfung des Falles seinen Freispruch an, da er psychisch krank war.
In einem im Juni 2025 veröffentlichten Bericht der der Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ mit dem Titel „A conspiracy to grab the land“ heißt es: "Pakistans Blasphemiegesetze sind diskriminierend, verweigern Nicht-Muslimen die Gleichheit vor dem Gesetz und begünstigen Gewalt gegen jeden, der des Verbrechens beschuldigt wird. Blasphemie ist eine Straftat, auf die in Pakistan offiziell die Todesstrafe steht, und die Gesetze werden seit langem dazu benutzt, persönliche Rachefeldzüge durchzuführen und Angehörige religiöser Minderheiten mit schwerwiegenden Folgen zu verfolgen. Eine einfache Beschuldigung der Blasphemie kann ein Todesurteil bedeuten: In den letzten zehn Jahren wurden Dutzende von Menschen aufgrund von Blasphemievorwürfen bei Massengewalt getötet“. Weiter heißt es in dem Text: "Menschen, die Blasphemievorwürfe erheben, tun dies oft aus wirtschaftlichen Gründen, etwa um Land zu erwerben, das anderen gehört. Obwohl die Opfer von Blasphemievorwürfen und der sich aus dem Gesetz ergebenden Gewalt allen sozioökonomischen und religiösen Gruppen in Pakistan angehören, kommen die meisten Opfer aus marginalisierten Gruppen".
Diese könnten sich oft aus wirtschaftlichen Gründen keine Verteidigung leisten: "Ein tief verwurzeltes Vorurteil im Strafrechtssystem führt zu Justizirrtümern gegenüber Menschen, die der Blasphemie beschuldigt werden. Die Behörden stellen fast nie diejenigen vor Gericht, die im Namen der Blasphemie Gewalttaten begehen, während diejenigen, die nach diskriminierenden Gesetzen - in der Regel ohne Beweise - angeklagt werden, unter langen Untersuchungshaftzeiten, fehlenden ordnungsgemäßen Verfahren und unfairen Prozessen leiden, die zu jahrelangen Haftstrafen führen können".
(PA) (Fides 14/7/2025)


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