ASIEN/SÜDKOREA - Trendwende bei den Geburtenraten: Kirche will hoffnungsvoll in die Zukunft blicken

Freitag, 28 Februar 2025 menschenleben   geburt   jubiläum  

Foto di sq lim su Unsplash

Seoul (Fides) - Die Zahl der Neugeborenen und die Fruchtbarkeitsrate in Südkorea steigen entgegen dem Trend zum ersten Mal seit neun Jahren, die von einem stetigen Rückgang geprägt waren. Laut den vom Koreanischen Institut für Statistik veröffentlichten Daten zur Bevölkerungsentwicklung 2024 lag die Zahl der Geburten im vergangenen Jahr bei 238.300 und damit um 8.300 höher als im Vorjahr, was den ersten Anstieg der Geburtenzahl seit 2015 darstellt. Die Fruchtbarkeitsrate, d. h. die Anzahl der Kinder, die eine Frau in ihrem Leben bekommt, stieg unterdessen auf 0,75, was einem Anstieg von 0,03 gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dem Bericht zufolge liegt die Fruchtbarkeitsrate Koreas jedoch immer noch deutlich unter dem Durchschnitt der Mitgliedsländer Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 1,51.
Nach Angaben des Instituts für Statistik gibt es drei Gründe für den Anstieg der Geburtenzahl: eine Zunahme der Bevölkerung in der fruchtbaren Altersgruppe, eine Zunahme der Eheschließungen, die sich durch die Pandemie verzögert haben, und auch der Beginn eines „kulturellen“ Wandels in den Wertvorstellungen junger Menschen im Hinblick auf die Ehe.
Joo Hyung-hwan, stellvertretender Vorsitzender des Regierungsausschusses für niedrige Geburtenrate und alternde Gesellschaft, der eigens eingerichtet wurde, um sich mit diesen Phänomenen zu befassen, sagte: „In diesem Jahr wird die Zahl der Neugeborenen im Vergleich zum letzten Jahr um 10.000 auf etwa 250.000 ansteigen, und die Gesamtfruchtbarkeitsrate wird etwa 0,79 betragen“, und verwies auf die Zahl der am Arbeitsplatz eingegangenen Anmeldungen für Schwangerschaft und Geburt. „Die positiven Veränderungen sind offensichtlich“, sagte er und hob hervor, “dass dies das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen nicht nur der Regierung, sondern auch der Unternehmen und lokalen Behörden ist.“
Um der niedrigen Geburtenrate entgegenzuwirken, wolle die Regierung den Elternurlaub für Männer ausweiten, die steuerliche Unterstützung für Unternehmen, die sich bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hervortun, ausbauen und die Unternehmen verpflichten, ihre Mitarbeiter für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sensibilisieren.
Im Jahr 2024 schlug der derzeit unter Anklage stehende Präsident Yoon Suk Yeol ein neues Ministerium vor, das sich mit der „nationalen demografischen Krise“ befassen sollte. Dabei sollte ein umfassenderer Ansatz verfolgt werden, der sich nicht nur auf finanzielle Unterstützung und Kinderbetreuung konzentriert, sondern auch - wie eine breite nationale Debatte gezeigt hat - die Kultur anspricht, damit ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Familie gefunden werden kann. Zu diesem Zweck sollten die Unternehmen aufgefordert werden, ihre Mitarbeiter zur Elternschaft zu ermutigen. Im Juni 2024 kündigte der Ausschuss ein Paket von „Maßnahmen zur Umkehrung des Trends der niedrigen Geburtenraten“ an.
Eine Änderung der sozialen Praxis und des Arbeitssystems könnte sich als entscheidend erweisen in einem Land, in dem die Geburtenrate in den letzten zehn Jahren auf den niedrigsten Stand der Welt gesunken ist. Soziologen haben festgestellt, dass koreanische Frauen dem beruflichen Aufstieg Vorrang vor Heirat oder Elternschaft gegeben haben, und ein weiterer Einflussfaktor waren die steigenden Wohn- und Lebenshaltungskosten sowie die Kosten für die Erziehung eines Kindes. Doch nun ist die demografische Krise nach Ansicht von Wirtschaftswissenschaftlern zum größten Risiko für das Wachstum der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens und ihres Sozialversicherungssystems geworden, da sich die Bevölkerung von 51 Millionen bis zum Ende des Jahrhunderts halbieren könnte, wenn der Trend nicht umgekehrt wird.
Pater Oh Seok-jun, Leiter des Komitees für das Leben der Erzdiözese Seoul, forderte dazu auf, die niedrige Geburtenrate nicht nur als „eine Frage der Zahlen“ zu betrachten, und auch nicht als ein Phänomen, dem mit Hilfe von Reproduktionstechnologien beizukommen sei, wie manche behaupten. Es sei notwendig, „das Thema von einem spirituellen und hoffnungsvollen Standpunkt aus zu betrachten“: „Ein Kind ist ein Geschenk der Gnade, das der Herr durch die vollkommene Vereinigung der Liebe zwischen einem Mann und einer Frau gewährt. Deshalb lädt die katholische Kirche in ihrer Pastoral mit jungen Menschen und Paaren dazu ein, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken“. Dies ist ein Ansatz, der auch das Heilige Jahr unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ prägt.
In diesem Rahmen veranstaltete die Pfarrei Yeokchon-dong der Erzdiözese Seoul am 23. Februar eine „Segnungszeremonie für Familien mit drei oder mehr Kindern“, um die Paare für den Schutz des Lebens zu sensibilisieren und die schwere Krise der niedrigen Geburtenrate in Korea zu überwinden. Yuliana Kim Min-jeong, Leiterin der Abteilung für Familie in der Pfarrei, sagte: „Es war gut für die Gläubigen zu sehen, wie Paare mit drei Kindern in diesen Zeiten ein Leben im Glauben führen und sich dem Herrn anvertrauen. Wir hoffen, dass ihr Zeugnis einen positiven Einfluss hat und jungen Paaren Ermutigung und Hoffnung gibt“.
Auf der Ebene der Mentalität und der gesellschaftlichen Trends muss auch eine Kultur überwunden werden, die zum Individualismus tendiert und eine Paarbeziehung in Frage zu stellt. Laut der vom koreanischen Statistikamt durchgeführten Volkszählung wird der Anteil der Ein-Personen-Haushalte in Korea im Jahr 2023 über 35 Prozent liegen. Im Jahr 2000 gab es 2,2 Millionen Ein-Personen-Haushalte im Land, 2015 waren es über 5 Millionen und 2023 werden es 7,8 Millionen sein. Die katholische Kirche spielt insbesondere im Rahmen der Seelsorge für junge Erwachsene eine aktive Rolle bei der Unterstützung derjenigen, die sich nach dem Eintritt in die Arbeitswelt dafür entscheiden, allein zu leben und einen „Single“-Haushalt zu gründen: Ziel ist es, ihnen Formen der positiven Sozialisierung vorzuschlagen, die es ihnen ermöglichen, sich anderen zu öffnen und zwischenmenschliche Beziehungen zu entwickeln, indem sie ihr Leben aus der Perspektive der Selbsthingabe und nicht nur aus der Perspektive des Eigeninteresses betrachten.
(PA) (Fides 28/2/2025)


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