VATIKAN - Schuldenerlass für den Frieden: Der Traum von Papst Franziskus für das Heilige Jahr

Donnerstag, 8 August 2024

von Fabio Beretta

Vatikanstadt (Fides) - Schuldenerlass als Weg zum Frieden. Das hatte Papst Franziskus, wie auch seine Vorgänger, für das bevorstehende Heilig Jahr gefordert. Auch in der Verkündigungsbulle für das Heilige Jahr, das die katholische Kirche demnächst begehen wird, formuliert der Pontifex diese Forderung schwarz auf weiß. "Vergib uns unsere Schuld, gewähre uns deinen Frieden" lautet deshalb auch das Motto, das Papst Franziskus für den Weltfriedenstag 2025 gewählt hat.
Das Dikasterium für den Dienst der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung erklärt, dass dieser Titel "dem biblischen und kirchlichen Verständnis des Heiligen Jahres" entspreche und sich an den Enzykliken "Laudato Si'" und "Fratelli Tutti" inspiriere. Seine Wahl soll "die Begriffe Hoffnung und Vergebung hervorheben, die im Mittelpunkt des Jubiläums stehen, einer Zeit der Umkehr, die uns nicht zur Verurteilung, sondern zur Versöhnung und zum Frieden aufruft".
"Ausgehend von der Beobachtung der Realität der Konflikte und der sozialen Sünden, die die Menschheit heute heimsuchen, und mit Blick auf die Hoffnung, die der Tradition des Jubiläums der Sündenbeseitigung/Schuldenerlass und den Überlegungen der Kirchenväter innewohnt", heißt es in dem Kommuniqué weiter, "können sich konkrete Orientierungen ergeben, die zu einem dringend notwendigen Wandel im geistlichen, moralischen, sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Bereich führen werden“.
Es ist bekannt, dass die am meisten entwickelten Nationen jedes Jahr Milliarden für Waffenverkäufe ausgeben. Dies belegt auch der im April 2024 veröffentlichte Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts: Im Jahr 2023, in dem an den Grenzen Europas zwei Kriege geführt wurden, wurden weltweit gut 2.443 Milliarden Dollar (2.293 Milliarden Euro) für Rüstungsgüter ausgegeben. Dies ist ein Zuwachs von fast 7 %. Es wurde noch nie zuvor so viel für Rüstung ausgegeben.
Daten, die uns besser verstehen lassen, was Papst Franziskus kürzlich anprangerte: " Die durch Kriege verursachte Gewalt zeigt deutlich, wie viel Anmaßung diejenigen bewegt, die sich vor den Menschen für mächtig halten, während sie in den Augen Gottes erbärmlich sind. Wie viele neue Arme verursacht diese schlechte, mit Waffen gemachte Politik, wie viele unschuldige Opfer! Doch wir dürfen nicht zurückweichen“.
Aus diesem Grund hatte der Papst auch zu einem Moratorium aufgerufen, um den ärmsten Ländern die Auslandsschulden zu erlassen oder drastisch zu reduzieren. Dies hatte Franziskus nicht nur in der Bulle zum Heiligen Jahr, sondern auch erst vor wenigen Wochen wiederholt, als er vor der Generalaudienz die Teilnehmer eines von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften veranstalteten Seminars zum Thema Schuldenkrise und globaler Süden empfing.
"Nach einer fehlgeleiteten Globalisierung, Pandemien und Kriegen stehen wir heute vor einer Schuldenkrise, die vor allem die Länder des Südens der Welt betrifft, Elend und Angst erzeugt und Millionen von Menschen der Möglichkeit einer würdigen Zukunft beraubt", klagte der Papst, weshalb es dringend notwendig sei, "einen multinationalen Mechanismus zu schaffen der auf Solidarität und Harmonie unter den Völkern beruht und der die globale Bedeutung des Problems und seine wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Auswirkungen berücksichtigt", um den Teufelskreis der Finanzierung zu durchbrechen, der zur Verschuldung führt, und um ein "es rette sich, wer kann“ zu vermeiden, bei dem "immer die Schwächsten verlieren".
Mit anderen Worten, im Hinblick auf das in einigen Monaten beginnende Heilige Jahr brauche man "eine neue internationale Finanzarchitektur, die mutig und kreativ ist" und die gerade im Hinblick auf das Heilige Jahr zu einer Art Moratorium, also einem Erlass oder einer Reduzierung der Auslandsschulden der ärmsten Länder führen kann.
"Ökologische Schulden und Auslandsschulden sind zwei Seiten derselben Medaille, die die Zukunft verpfänden", so die Warnung des Papstes, der daran erinnerte, dass der Schuldenerlass im Heiligen Jahr eine Tradition des jüdischen Volkes ist. Er appellierte an die Industrienationen, ihren Geist und ihr Herz zu öffnen, "um die Knoten jener Fesseln zu lösen, die die Gegenwart ersticken, ohne zu vergessen, dass wir nur Verwalter und Verwalterinnen sind", und dass niemand "mit ruhigem Gewissen" in unserem gemeinsamen Haus leben kann, wenn er weiß, dass er von "Scharen von hungernden Brüdern und Schwestern umgeben ist, die in sozialer Ausgrenzung und Verwundbarkeit leben. Dies zuzulassen, ist eine menschliche Sünde, und wenn man keinen Glauben hat, ist es eine soziale Sünde".
Und wenn man sich die Sipri-Daten ansieht, scheint diese soziale Sünde weit verbreitet zu sein. Im Jahr 2023 waren die 15 Staaten, die das meiste Geld für Rüstung ausgeben: USA, 860 Mrd. € (+2,3%, allein 37% der weltweiten Ausgaben und 68% der Nato-Ausgaben); China, 278 Mrd. € (+6%); Russland, 102 Mrd. € (+24%); Indien, 78,6 Mrd. € (+4,2%); Saudi-Arabien, 71,2 Mrd. € (+4,3%); Großbritannien, 70,4 Mrd. € (+4,3%); Deutschland, 62,8 Mrd. € (+9%); Ukraine, 60,9 Mrd. (+51%, wobei anzumerken ist, dass dieses Land auch 32 Mrd. an Hilfe erhalten hat); Frankreich, 57,6 Mrd. (+6,5%); Japan, 47,2 Mrd. (+11%); Südkorea, 45 Mrd. (+1,1%); Italien, 33,3 Mrd. (-5,9%); Australien, 30,3 Mrd. (-1,5%); Polen, 29,7 Mrd. (+75%); Israel, 25,8 Mrd. (+24%).
(Fides 8/8/2024)


Teilen: