Mogadischu (Fides) - Die Türkei vermittelt in der Krise zwischen Somalia und Äthiopien wegen des Marineabkommens, das Äthiopien Anfang des Jahres mit der abtrünnigen Region Somaliland unterzeichnet hat (vgl Fides 3/1/2024 und 9/1/2024).
In Gesprächen, die gestern, am 1. Juli, in Ankara stattfanden, konnten die Außenminister von Addis Abeba und Mogadischu ihre gegenseitigen Positionen darlegen, um eine für beide Seiten zufriedenstellende Verständigung zu erreichen. Als Vermittler fungierte der türkische Außenminister Hakan Fidan, der als langjähriger Leiter des türkischen Geheimdienstes (MIT) und davor der türkischen Agentur für internationale Zusammenarbeit (TIKA) über große Erfahrung in afrikanischen Angelegenheiten verfügt.
Darüber hinaus kann die Türkei als beteiligte Partei betrachtet werden, da sie selbst ein Marineabkommen mit Somalia geschlossen hat (vgl. Fides 22/2/2024), das als Gegengewicht zu dem zwischen Äthiopien und Somaliland vereinbarten Abkommen betrachtet werden kann. Die Tatsache, dass Addis Abeba sich ausgerechnet in Ankara mit seinem somalischen Amtskollegen an einen Tisch setzen wollte, ist jedoch ein Hinweis auf einen neuen türkischen Einfluss am Horn von Afrika, der zu einem umfassenden Dialog fähig ist.
In der Abschlusserklärung der Gespräche heißt es: "Die Minister Somalias und Äthiopiens bekräftigen ihr Engagement für eine friedliche Beilegung der Differenzen und danken der Türkei für ihre Unterstützung und ihre positiven Beiträge". Die Minister kamen überein, am 2. September eine zweite Gesprächsrunde abzuhalten.
Bemerkenswert ist die Abwesenheit von Somaliland, einem Land, dessen Unabhängigkeit von Somalia von keinem anderen Staat anerkannt wird. Die Anerkennung durch Äthiopien ist einer der Eckpfeiler der im Januar geschlossenen, aber noch nicht in Kraft getretenen Vereinbarungen. Als Gegenleistung für die Anerkennung durch Äthiopien gewährt Somaliland eine 50-jährige Pacht für rund 20 km seiner Küste und die Einrichtung eines Marinestützpunkts. Äthiopien hat nach der Unabhängigkeit Eritreas im Jahr 1993 den Zugang zum Meer verloren. Der größte Teil seines Seehandels läuft derzeit über Dschibuti. Vor kurzem hat die Regierung von Somaliland Dschibuti beschuldigt, eine Clan-Miliz zu beherbergen und auszurüsten, um Somaliland zu destabilisieren.
(L.M.) (Fides 2/7/2024)