Dulue Mbachu/ International Relations and Security Network
Rom (Fides) - Der Drogenhandel in den Ländern der Sahelzone untergräbt die öffentliche Gesundheit und schürt die regionale Instabilität. Laut dem jüngsten Bericht des Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (United Nations Office on Drugs and Crime, UNODC) ist der Drogenhandel in der Sahelzone „fest etabliert und hat sowohl lokal als auch global schädliche Folgen. Die Verwicklung verschiedener bewaffneter Gruppen in den Drogenhandel untergräbt weiterhin den Frieden und die Stabilität in der Region".
Cannabis ist nach wie vor die am häufigsten beschlagnahmte Substanz in den Sahelländern, gefolgt von Kokain und pharmazeutischen Opioiden.
Es ist jedoch anzumerken, dass die Sicherstellungen von Kokain von durchschnittlich 13 kg im Zeitraum 2015-2020 auf beeindruckende 1.466 kg allein im Jahr 2022 in Mali, Tschad, Burkina Faso und Niger angestiegen sind. Bis Juni 2023 wurden allein in Mauretanien 2,3 Tonnen Kokain beschlagnahmt. Im April 2024 gaben die senegalesischen Behörden bekannt, dass sie eine Rekordmenge von 1.137 kg Kokain im Wert von 146 Mio. USD beschlagnahmt hatten. Die Ladung war in einem Lastwagen versteckt, der an der Grenze zu Mali angehalten wurde. Im Jahr 2022 beschlagnahmten die Behörden in Dakar 300 kg Kokain in einem Lkw, ebenfalls an der Grenze zu Mali. Die größte Ladung wurde im November 2023 beschlagnahmte, als die senegalesische Marine fast drei Tonnen Kokain in einem Schiff vor der senegalesischen Küste beschlagnahmte.
Die Tatsache, dass die größten Kokainmengen im Senegal und in Mauretanien sichergestellt wurden, deutet darauf hin, dass die traditionelle Route der Drogenhändler von Südamerika nach Guinea-Bissau, Mauretanien und Senegal immer noch sehr aktiv ist. Von dort wird das Kokain auf dem Landweg über Mali und Niger in nordafrikanische Länder wie Algerien, Libyen und Marokko transportiert. Das Kokain wird schließlich über das Mittelmeer nach Europa verschifft, das neben Nordamerika der Hauptabsatzmarkt für die Droge ist.
Die afrikanischen Länder sind jedoch nicht mehr nur Transitländer, sondern auch aufstrebende Absatzärkte für Drogen. Zum traditionellen Cannabis sind Kokain, natürliche und synthetische Opiate, Methamphetamine und mehr hinzugekommen. Dies liegt auch daran, dass die kleinen afrikanischen Drogenhändler mit dem Verkauf von Drogenmengen bezahlt werden, die sie dann auf dem lokalen Markt weiterverkaufen.
Den westafrikanischen Konsumenten stehen nun neue billige synthetische Substanzen zur Verfügung, wie Kush (eine Mischung aus Marihuana, Tentanyl und Tramadol), die in Sierra Leone und Guinea Conakry einen gesundheitlichen und sozialen Notstand ausgelöst hat (vgl. Fides 27/10/2023 und 8/4/2024). Zu dieser Substanz gesellten sich laut UNODC weitere mit exotischen Namen wie Khadafi (eine Mischung aus Tramadol und alkoholischen Energydrinks), Monkey Tail (eine Mischung aus Samen, Blättern, Stängeln und Wurzeln von Gin und Cannabis). Neben importierten Substanzen aus anderen Kontinenten, wie z. B. Kokain, gibt es also eine billige lokale Produktion neuer Drogen, die sich in der Bevölkerung der westafrikanischen Staaten ausbreiten. Die lokalen Behörden müssen mit den sozialen und gesundheitlichen Schäden fertig werden, die durch den Missbrauch dieser Drogen verursacht werden, angefangen bei der Zunahme psychiatrischer Probleme.
"Die lokalen Drogenmärkte in Afrika diversifizieren sich rasch von einem überwiegenden Anteil an im Inland hergestelltem Cannabis zu einer Vielzahl von Drogen im Transit. Diese Diversifizierung verschärft die bestehenden Gesundheitsprobleme, zumal die Behandlungsmöglichkeiten für Drogenkonsumenten in Westafrika begrenzt sind", so das UNODC.
Schließlich finanziert der Drogenhandel nicht nur die bewaffneten Gruppen in der Region, sondern verschärft auch das Problem der Korruption, da Polizisten, Zollbeamte und Politiker auf der Gehaltsliste der Drogenhändler stehen, während ein Teil der Erlöse aus dem Drogenhandel in die lokalen Märkte reinvestiert wird, was die Entwicklung einer gesunden Wirtschaft untergräbt.
(L.M.) (Fides 29/6/2024)