Karatschi (Fides) - Der katholische Politiker Anthony Naveed ist zum stellvertretenden Präsidenten des Provinzparlaments von Sindh, einer Provinz im Süden Pakistans, gewählt worden. Es ist das erste Mal, dass ein Politiker christlichen Glaubens in dieses Amt gewählt wurde. Naveed war der Christ, der von der Pakistanischen Volkspartei (PPP) für den einzigen Sitz ausgewählt wurde, der nach den Parlamentswahlen vom 8. Februar für religiöse Minderheiten in der Provinzversammlung von Sindh vorgesehen war. Gemäß dem derzeitigen Wahlrecht wählt jede Partei ihre eigenen Kandidaten für die für Minderheiten vorbehaltenen Sitze aus.
Anthony Naveed, 53, stammt aus einer katholischen Familie in Karatschi und hat Politikwissenschaft und Ingenieurwesen studiert. Er hat sich stets durch sein aktives Engagement in der katholischen Gemeinde hervorgetan: Er war Vizepräsident der „Karachi Christian Boys Association“, leitete die Jugendkommission der Erzdiözese und nahm in dieser Eigenschaft am Weltjugendtag in Toronto (Kanada) im Jahr 2002 teil. Sein politisches Engagement begann 2005, als er für die PPP bei den Kommunalwahlen in Karatschi kandidierte. Im Jahr 2016 wurde er Assistent des Premierministers von Sindh. 2018 wählte ihn die PPP als Kandidaten für den Minderheitensitz in der Versammlung von Sindh, und er wurde gewählt. Nun wurde er für eine zweite Amtszeit bestätigt und zum stellvertretenden Vorsitzenden der Versammlung ernannt.
Bei seinem politischen Engagement konzentrierte er sich auf Bildungsinitiativen und Berufsbildungsmöglichkeiten für die Jugendlichen seiner Gemeinschaft. Trotz der schwierigen Bedingungen ist Naveed im Viertel „Akhtar Colony“ in Karatschi verwurzelt geblieben, wo er geboren wurde, geheiratet und sich mit seiner Familie niedergelassen hat: Die Entscheidung in einem von Christen bewohnten Arbeiterviertel zu "bleiben", hat ihm die Gunst der Menschen in der christlichen Gemeinschaft eingebracht und sein Ziel unterstrichen, "im Dienst der Rechte der Ärmsten und Diskriminierten zu stehen".
"Ich bin der PPP dankbar, einer politischen Partei, die sich entschieden hat, konkrete Maßnahmen zum Schutz der Rechte aller Minderheiten, einschließlich der christlichen Gemeinschaft, zu ergreifen", sagte Naveed. Seine Wahl und Ernennung wurde von den pakistanischen Gläubigen allgemein positiv aufgenommen, "als Zeichen dafür, dass die am stärksten benachteiligten Gruppen gleiche Chancen für ein Wachstum im wirtschaftlichen und soziopolitischen Bereich erhalten", so Akmal Bhatti, Vorsitzender der „Minority Alliance of Pakistan“.
Unterdessen ringt Pakistan auf Bundesebene mit der Bildung einer neuen Regierung nach den Wahlen vom 8. Februar. Die beiden historisch wichtigsten politischen Parteien Pakistans (Pakistan Muslim League-Nawaz und Pakistan People's Party) haben offiziell die Bildung einer Koalitionsregierung angekündigt, wobei der umstrittene und noch immer inhaftierte Imran Khan aus der Regierung des Landes herausgehalten wird, obwohl die Mandatsträger seiner Partei eine relative Mehrheit der Sitze im Parlament (93 Sitze) gewonnen haben. Die Pakistan Muslim League-Nawaz (PML-N) mit 75 Sitzen und die Pakistan People's Party (PPP) mit 54 Sitzen kündigten ein Bündnis für eine Koalitionsregierung mit dem den ehemaligen Premierminister Shehbaz Sharif als Premierminister und Asif Ali Zardari (von der PPP) als Präsidenten an. Shehbaz Sharif ist der jüngere Bruder des dreimaligen ehemaligen Premierministers Nawaz Sharif. Gleichzeitig wurde die älteste Tochter von Nawaz Sharif die erste weibliche Abgeordnete in der Provinzversammlung von Punjab. Politische Gegner beschuldigten die Behörden der Vetternwirtschaft und boykottierten die Sitzung der Provinzversammlung.
Die neu zu bildende Regierung steht unterdessen vor der dringende Erneuerung der Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 3 Mrd. USD, die nach Ansicht von Analysten für die wirtschaftliche Stabilität des Landes, das eine schwere wirtschaftliche und soziale Krise durchläuft, von entscheidender Bedeutung ist. Letztes Jahr unterzeichnete Pakistan ein Abkommen über ein Neunmonatsdarlehen des IWF, das nun erneuert werden muss, mit einem langfristigen Finanzierungsplan, der weithin als Priorität für die nächste Regierung gilt.
(PA) (Fides 28/2/2024)