Hanoi (Fides) - Das Glaubenszeugnis der beiden Bischöfe François Pallu (MEP) (1626-1684) und Pierre Lambert de La Motte (MEP) (1624 - 1679), der ersten Missionare, die in den Fernen Osten gesandt wurden, ist für die vietnamesischen Katholiken heute und für die gesamte Weltkirche wertvoll: Mit dieser Gewissheit hat sich die vietnamesische Kirche verpflichtet, den Seligsprechungsprozess der beiden Missionare, die Mitbegründer der Pariser Gesellschaft für Auslandsmissionen (MEP) waren und beide zu den Gründern der Kirche in Vietnam gezählt und von Historikern als "Wegbereiter der Evangelisierung und des Wachstums der Kirche in Ostasien" bezeichnet werden, auf den Weg zu bringen.
Bereits bei einer Versammlung der vietnamesischen Bischofskonferenz im Oktober 2019 beschlossen die Bischöfe, die Möglichkeit der Seligsprechung mehrerer Persönlichkeiten der vietnamesischen Kirchengeschichte zu prüfen. Dieser Wunsch nimmt nun Gestalt an: Die diözesane Untersuchung in der Sache von Bischof François Pallu wurde am 29. Oktober 2023 in Hanoi (Nordvietnam) in Anwesenheit der Bischöfe Vietnams und des Apostolischen Delegierten, der den Heiligen Stuhl vertritt, sowie von Pater Vincent Sénéchal, dem Generaloberen der Gesellschaft für die Außenmissionen von Paris, offiziell eröffnet. Am 13. Januar 2024 nahmen die vietnamesischen Gläubigen in der Diözese Phan Thiet an der feierlichen Messe zur offiziellen Eröffnung des Seligsprechungsprozesses von Bischof Pierre Lambert de la Motte teil.
François Pallu, 1626 in Tours geboren, wurde schon in jungen Jahren zum Kanoniker von Saint-Martin ernannt und zeichnete sich durch Barmherzigkeit und Nächstenliebe aus. Bei seiner Ankunft in Paris soll er Alexandre de Rhodes kennengelernt haben, einen Jesuiten, der damals als Missionar in Tonking und Cochin-China (das heutige Vietnam) tätig war. Dieser befand sich zu dieser Zeit in Europa, um den Papst um die Einsetzung von Bischöfen in seinem Missionsgebiet zu bitten. 1658 schlug die heilige Kongregation "de Propaganda Fide" vor, François Pallu und Lambert de La Motte als Apostolische Vikare für die Missionen in China und den Nachbarländern zu ernennen. Papst Alexander VII. stimmte dieser Wahl zu und am 17. November 1658 wurde François Pallu in Rom im Petersdom zum Bischof geweiht. Am 9. September 1659 wurde er zum Apostolischen Vikar von Tonking und Verwalter der Provinzen Yunnan, Guizhou, Hou Kouang, Sichuan, Guangxi in China und Laos ernannt.
Im selben Jahr wählte und ernannte er einen dritten Apostolischen Vikar, Ignace Cotolendi. Vor ihrer Ankunft in Asien gründeten Pallu und Lambert de la Motte die Gesellschaft der ausländischen Missionen zu Paris (Pariser Mission), um den Katholizismus zu verbreiten und einheimische Geistliche in Kambodscha, Siam, Vietnam und China auszubilden.
"Bischof François Pallu war sehr besorgt über die ihm anvertraute Mission. Er versuchte mehrmals vergeblich, nach Tonking zu gelangen", so Joseph Vu Van Thien, heute Erzbischof von Hanoi, über die Reise, die Pallu am 2. Januar 1662 mit sieben Priestern und zwei Laien von Frankreich aus per Schiff unternahm. Zwei Jahre später kamen sie in Ayutthaya, Siam (heute Thailand), an, doch vier von ihnen starben auf der Reise. Pallu konnte jedoch wegen der schweren Verfolgung keinen Fuß auf das Gebiet des Vikariats Tonking setzen, obwohl er es von 1659 bis 1680 leitete. Er konzentrierte seine Mission in Ayutthaya, wo er Priesteramtskandidaten aus China, Siam und Vietnam ausbildete, damit sie die örtlichen Kirchen leiten konnten.
Prälat Joseph Do Manh Hung, Generalsekretär der Vietnamesischen Bischofskonferenz, erinnerte an einen weiteren wichtigen Aspekt: Bischof Pallu und Bischof Pierre Lambert de la Motte errichteten 1664 in Ayutthaya ein Priesterseminar für die Ausbildung von Priestern. Da Bischof Pallu nicht nach Tonking reisen konnte, vertraute er die Leitung seines Vikariats Bischof Lambert de la Motte an und ernannte Pater François Deydier zum Generalvikar.
Am 15. April 1680 wurde Bischof Pallu zum Apostolischen Vikar von Fukien, in der chinesischen Provinz Fujian, ernannt. Da sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte, beeilte er sich, die Gläubigen in diesem Gebiet zu besuchen und die örtliche Kirche zu reorganisieren. Er starb am 29. Oktober 1684 im Alter von 58 Jahren. Nach Angaben von Bischof Hung hat sich der Bischof während seiner gesamten Amtszeit für die Herstellung von Verbindungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Vietnam eingesetzt. "Dank ihm ist die Ortskirche heute noch geeint", versichert er.
Im Jahr 1684, als er sein nahes Ende spürte, schrieb er an die Direktoren des Seminars für ausländische Missionen und gab ihnen Ratschläge für das gute Funktionieren der Kongregation, wobei er vor allem den Zusammenschluss zwischen den Missionaren und zwischen ihnen und den Apostolischen Vikaren empfahl. Dieser Impuls der Nächstenliebe war strukturell in der Gesellschaft für ausländische Missionen verankert und wurde zu ihrer charakteristischen Tugend: "Alle ihre Mitglieder müssen durch die Bande einer so vollkommenen Nächstenliebe verbunden sein, dass sie ein Herz und eine Seele sind" (Allgemeine Normen).
Bischof Pallu starb am 29. Oktober 1684 in Moyang (Fujian). Er wurde in der Nähe des Dorfes begraben, an einem Ort, der den Christen als "Heiliger Berg" bekannt ist. Im August 1912 wurde seine Asche mit Erlaubnis des Seminars für ausländische Missionen und des Apostolischen Vikars von Fujian nach Hongkong in das Seniorenheim Nazareth überführt und am 4. März 1954 nach Paris zurückgebracht.
Das von Bischof François Pallu und Bischof Lambert de la Motte 1664 in Ayutthaya errichtete Priesterseminar, das "Seminar der Heiligen Engel" und später das Generalkolleg genannt wurde, zog ab 1670 bereits 33 Seminaristen an, weitere 50 traten in das kleine Priesterseminar ein. Später wurde es nach Chanthaburi (heute Ostthailand), dann nach Hondat (Kambodscha) und Pondicherry (Indien) verlegt. Schließlich wurde es 1809 nach Penang (Malaysia) verlegt. 1979 übergaben die MEP-Missionare die Leitung des Seminars an die lokale Kirche. Aufgrund des Rückgangs der Schülerzahlen wurde sie 1984 nach Mariophile, Tanjung Bungah (Malaysia), verlegt. Seit seiner Gründung vor mehr als 360 Jahren hat das Generalkolleg mehr als tausend Priester ausgebildet. Es ist auch als "Kolleg der Märtyrer" bekannt: Bis heute haben 47 Seminaristen, die dort ausgebildet wurden, das Martyrium erlitten, darunter fünf Heilige und ein Seliger. "Heute ist der Gründer an der Reihe, sich auf den Weg der Seligsprechung zu machen", schreibt „Eglises d'Asie“, das Informationsorgan der Pariser Gesellschaft für Auslandsmissionen.
Mit der feierlichen Eröffnung der diözesanen Phase des Seligsprechungsprozesses, die am 13. Januar in der Diözese Phan Thiet (im Süden Vietnams, in der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt) in Anwesenheit von 20.000 Menschen stattfand, erinnert die vietnamesische Kirche neben Bischof Pallu auch an die Figur des Bischofs Pierre Lambert de la Motte.
Pierre Lambert de la Motte (1624-1679), Mitbegründer der Gesellschaft der ausländischen Missionen zu Paris (MEP), war im 17. Jahrhundert französischer Missionar und erster Bischof von Dang Trong. „Auch er", so die vietnamesischen Bischöfe heute, "säte das Evangelium und trug Früchte in Gemeinschaften, die den Glauben trotz der vielen Schwierigkeiten, die sie im Laufe der Jahrhunderte erlebten, lebendig hielten“.
"Wir wünschen uns, dass dieser Missionar zum Heiligen erklärt wird, damit wir seinem Beispiel der Evangelisierung folgen und ihn anrufen können, um uns Inspiration und Leidenschaft für die Verkündigung des Evangeliums zu geben", betonte der Vorsitzender der vietnamesischen Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Nguyen Nang, von Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon).
Obschon Bischof de la Motte in Ayutthaya (dem heutigen Thailand) starb, findet der Seligsprechungsprozess in Vietnam statt, und zwar aufgrund eines Schreibens, mit dem der Erzbischof von Bangkok mit Zustimmung des Heiligen Stuhls die kanonische Zuständigkeit für den Seligsprechungsprozess an die Diözese Phan Thiet übertragen hat.
In seiner Predigt bei der Eröffnungsfeier sagte Erzbischof Joseph Nguyen Chi Linh von Hue: "In einem Leben von nur 55 Jahren, davon 19 Jahre als Bischof, obwohl er Vietnam nur dreimal besuchen konnte, hat Bischof de la Motte Wesentliches für die Kirche in Vietnam geleistet“. Laut Erzbischof Linh legte der erste Apostolische Vikar von Cochin-China (dessen Vikariat Südvietnam, Kambodscha, Thailand und einen Teil Chinas umfasste) das Fundament der dortigen Kirche: "Die katholische Kirche in Vietnam hätte ohne Bischof Lamberts Beitrag nicht so wachsen und sich entwickeln können, wie sie es heute tut (27 Diözesen mit mehr als 50 Bischöfen, 4.000 Priestern und 10.000 Ordensleuten).“
Tatsächlich ließ sich Bischof Lambert de la Motte im benachbarten Siam (dem heutigen Thailand) nieder, wo er mit Unterstützung des dortigen Königs die Kirche „St. Joseph“ in Ayutthaya und das dazugehörige Priesterseminar gründete, das zu einem Bezugspunkt für Missionare aus vielen asiatischen Ländern werden sollte. Während einer Reise zwischen September 1675 und Juni 1676 reiste er heimlich nach Vietnam ein und weihte die ersten einheimischen Priester des Landes. Ihm wird auch die Gründung der ersten Frauenkongregation in Asien zugeschrieben, die "Kreuzliebenden Schwestern“, die als Gesellschaft des apostolischen Lebens nach diözesanem Recht organisiert waren und sich dem kontemplativen Gebet und dem aktiven Apostolat widmeten, wie dem Katechismusunterricht und dem Besuch von Kranken und Armen.
Lambert wurde 1655 zum Priester geweiht. Wegen seines Interesses an der Mission in Asien wählte ihn die Kongregation "de Propaganda Fide" mit Pallu zu einem der ersten Apostolischen Vikare zwischen 1655 und 1657. Ihm wurde das Apostolische Vikariat von Cochin-China sowie die Provinzen Zhejiang, Fujian, Guangdong, Guangxi und die Insel Hainan in China zugewiesen. Am 11. Juni 1660 wurde er in Paris zum Bischof geweiht.
Von Marseille aus schiffte er sich 1660 in Begleitung von zwei Missionaren, Jacques de Bourges und François Deydier, in den Orient ein. 1662 erreichte er nach zweijähriger Reise Juthia, die Hauptstadt Siams, wo er sich vorübergehend niederließ, da die Mission in Cochin-China damals unter Verfolgung stand.
Nachdem er die Situation der Missionen untersucht und den mangelnden Eifer der Missionare beobachtet hatte, die sich vor allem dem Handel widmeten, berichtete er dem Heiligen Stuhl davon und setzte sich damit der Feindschaft und den Schikanen der portugiesischen Zivilisten und Ordensleute aus. Mit der Ankunft von Bischof Pallu im Jahr 1664 verfasste er die "Instructiones ad munera apostolica" oder "Monita", in denen er den Missionaren Ratschläge zu Frömmigkeit, Klugheit und Verhalten sowie wertvolle Hinweise für die Organisation von Pfarreien und die Ausbildung und Leitung der einheimischen Priester gab. Der Heilige Stuhl schätzte dieses Werk sehr und ließ es 1669 zum ersten Mal drucken, später folgten zahlreiche Nachdrucke.
Bischof Lambert de La Motte wollte eine Gemeinschaft von Priestern, Ordensmännern und -frauen, die sich vielfältigen Praktiken der Frömmigkeit und Buße widmete. Am 13. Januar 1665 erhielt er die Jurisdiktion über Kambodscha, und nachdem er vom König von Siam, Phra-Naraï, ein Grundstück in Cochin-China erhalten hatte, errichtete er dort eine bescheidene Residenz, eine kleine Kapelle, die er dem heiligen Joseph weihte, und ein Gebäude, das als Priesterseminar dienen und die jungen Männer aufnehmen sollte, die aus China, Tonking und Cochin-China dorthin kommen mussten, um sich auf das Priesteramt vorzubereiten. Im Jahr 1668 weihte er die ersten beiden einheimischen Priester in Siam.
1670 hielt er in Dinh Hien in der Provinz Nam Dinhper eine Synode ab, auf der er die Mission in Kirchenbezirke einteilte und Priester und Katecheten an die Spitze der Bezirke stellte. Im selben Jahr, 1670, gründete er die "Kreuzliebenden Schwester", eine Kongregation, zu der heute noch 30 Gemeinschaften in Vietnam mit über 9.000 Frauen gehören.
Im Jahr 1671 begab sich Bischof Lambert nach Cochin-China und hielt sich in der Provinz Quang Ngai auf, wo er auch das Institut der Kreuzliebenden Schwestern gründete, wie er es in Tonking und in Siam tun würde. Im Februar 1672 reiste er nach Siam, in einer für ihn sehr schwierigen Situation aufgrund der Feindseligkeit der portugiesischen Kaufleute und Ordensleute, die ihm jeglichen Gehorsam verweigerten.
Nachdem er die offizielle Bestätigung des Heiligen Stuhls als Apostolischer Vikar erhalten hatte, setzte er seine pastorale und missionarische Arbeit fort. Im Jahr 1676 kehrte er nach Cochin-China zurück. Sein Aufenthalt ist nach Ansicht der Missionare eine der glücklichsten Perioden in der Geschichte des Katholizismus in diesem Land: "Niemals haben wir in so wenigen Tagen so viele Nichtchristen getauft, so viele Sünder bekehrt und so viele Gläubige durch den Empfang der Sakramente geheiligt gesehen", berichten sie. Die Chronik berichtet von zwei wundersamen Ereignissen: Dem Bischof wird das Wunder zugeschrieben, ein zehn Monate altes Mädchen, das bereits gestorben war, wieder zum Leben erweckt und eine besessene Frau befreit zu haben.
Er kehrte 1679 nach Siam zurück, erkrankte und starb am 15. Juni 1679. Da die Nachricht von seinem Tod Rom noch nicht erreicht hatte, wurde er 1680 zum Generaladministrator der Missionen in Siam, Cochin-China und Tonking ernannt. Seine Mitbrüder der Gesellschaft für die Außenmissionen und die einheimischen Priester erinnern sich an ihn „wegen seiner Entschlossenheit, seiner Gelassenheit, seiner Frömmigkeit, seines Geschicks und seines Glaubens, der seine Feinde stets entwaffnete".
(PA) (Fides 20 /01/2024)