ASIEN/MYANMAR - Gottesdienste im Wald und Hilfen für Flüchtlinge: Priester sind nahe bei den Menschen

Mittwoch, 10 Januar 2024 menschenrechte   vertriebene   bügerkrieg   priester  

Loikaw (Fides) - Zwei Jahre Bürgerkrieg, der sich allmählich verschärft hat, haben das Gesicht und den pastoralen Ansatz von Priestern, Geweihten, Katecheten und pastoralen Mitarbeitern in vielen Diözesen Myanmars geprägt, vor allem in den Gebieten, die am stärksten von den Auseinandersetzungen zwischen der Armee und den Rebellengruppen der Volksverteidigungskräfte betroffen sind, die sich mit den ethnischen Milizen zusammengeschlossen haben, die traditionell in den Grenzgebieten Myanmars aktiv sind. Die Situation ist gekennzeichnet durch massive Ströme von Binnenvertriebenen: Menschen, die gezwungen sind, ihre Häuser zu verlassen, um in den Wäldern, weit weg von der Gewalt, Zuflucht zu finden, wo sie begonnen haben, sich mühsam selbst zu versorgen; oder Familien, die in behelfsmäßigen Flüchtlingslagern Zuflucht suchen - die so gut es geht eingerichtet wurden, manchmal auch von katholischen Pfarreien. Um - in den Worten von Papst Franziskus - "wie Schafe zu riechen", um den Menschen nahe zu sein und die Nöte und Leiden des täglichen Lebens mit ihnen zu teilen, verlassen auch Priester, Ordensleute und Katecheten vorübergehend ihre Kirchen, um sich (für längere Zeit oder manchmal dauerhaft) an Orte zu begeben, wo die Vertriebenen unter prekären Bedinungen in Baracken, Hütten oder Zelten leben.
Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Diözese Loikaw, deren Gebiet sich über den Staat Kayah (Ost-Myanmar) erstreckt, wo der Bürgerkrieg andauert. Hier wurde sogar Bischof Celso Ba Shwe aus der Kathedrale vertrieben, die erst angegriffen und dann von der burmesischen Armee besetzt wurde, die sie zu ihrem Basislager gemacht hat (vgl. Fides 19/12/2023). Wie er gegenüber Fides bestätigte, erlebte der Bischof ein „Weihnachten unter Flüchtlingen“, indem er in die verschiedenen Gebiete und Pfarreien der Diözese reiste, die Sakramente feierte, Flüchtlingslager besuchte, Familien segnete und tröstete, die von Krieg und Elend geplagt wurden. "Der Herr hat mir eine Zeit des erzwungenen Unterwegsseins geschenkt“, sagt der Bischof. „Trotz des Schmerzes, die Kathedrale, alle Güter und Dokumente unserer Ortskirche verlassen zu müssen - wir wissen nicht, was wir vorfinden werden, wenn es vorbei ist -, nehme ich diese Gnade mit offenem Herzen an. Der Herr erlaubt mir, so vielen Menschen zu begegnen, den Menschen so nahe zu sein wie nie zuvor, zuzuhören und zu trösten". "Ich lebe selbst in absoluter Unsicherheit, doch es ist ein Geschenk, dass ich jeden Tag Brüdern und Schwestern, Priestern und Menschen begegnen darf. Es ist eine Erfahrung tiefen Vertrauens in die Vorsehung Gottes, die sich um mich und uns alle kümmert, die ich nie vergessen werde. Es ist eine besondere Zeit der Nähe und der Liebe zu Gott und zu en Mitmenschen ", sagt er und erzählt, wie er Weihnachten in einer hölzernen Kapelle mitten im Wald gefeiert hat.
Doch der Bischof ist nicht allein: auch Priester der Diözese gehen oft schwierige Wege und reisen durch sehr gefährliche Gebiete, in denen weiterhin gekämpft wird. Aber man sei sich bewusst, dass "die Menschen in Zeiten der Angst und Ungewissheit unsere Anwesenheit und Ermutigung brauchen", erklärt Pfarrer Paul, einer der Priester der Diözese Loikaw, und beschreibt die Situation: "Im Gebiet einer einzigen Pfarrei gibt es mehr als 20 Vertriebenenlager. Von den 35 Pfarreien der Diözese sind mehr als die Hälfte verlassen, weil die Priester und Ordensschwestern mit den Gläubigen in Lager im Dschungel geflohen sind. Die Sonntagsmesse wird im Freien oder in einfachen, von den Gläubigen gebauten Holzkapellen gefeiert. Die Menschen sind verängstigt und traumatisiert".
Priester, Ordensleute, Katecheten, Pastoral- und Caritasmitarbeiter "bewegen sich auf Messers Schneide, denn wenn sie den Flüchtlingen geistlichen Beistand und humanitäre Hilfe leisten, können sie vom Militär fälschlicherweise beschuldigt werden, den Widerstand zu unterstützen, und so verhaftet und ins Gefängnis gebracht werden", erklärt der Priester. Seit Beginn des Konflikts engagiert sich die Kirche in Loikaw in der humanitären Arbeit, auch unter prekären Bedingungen: Wenn die Frontlinie der Kämpfe wechselt, müssen die Vertriebenen oft umziehen. Unter diesen Umständen sind die Infrastrukturen für Unterkünfte, Wasserversorgung, Nahrungsmittel und der Versuch, Schulen zu organisieren, eine ständige Herausforderung. Die Kirche vor Ort hat, auch dank ausländischer Hilfe, mobile Kliniken, Nothilfepläne und Bildungsprogramme für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, die seit fast zwei Jahren nicht mehr regelmäßig zur Schule gehen, organisiert, immer mit dem Ziel, "den Menschen beizustehen".
"Wir hoffen und beten, dass die Menschen in diesem Land wieder in Frieden, in Menschenwürde und in wahrer Freiheit leben können. Wir beten jeden Tag für die Wiederherstellung von Frieden und Gerechtigkeit im Land, für die Versöhnung und Bekehrung unseres Volkes", bekräftigt Bischof Celso Ba Shwe.
Unterdessen bestätigen die Nachrichten der letzten Tage die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung: Bei einem Luftangriff am 7. Januar im Westen des Landes tötete die birmanische Armee siebzehn Zivilisten, darunter auch Kinder, und verwundete mehr als dreißig Menschen. Der Angriff fand während eines Gottesdienstes in der Stadt Kanan zwischen Khampat und Boukkan im Bezirk Tamu statt, der zur katholischen Diözese Kalay gehört. Bei dem Überfall wurden mehr als zehn Häuser, eine Schule und eine christliche Kirche zerstört. Durch solche Angriffe steigt die Zahl der Binnenflüchtlinge, allesamt Zivilisten, vor allem ältere Menschen, Frauen und Kinder, weiter an und hat im ganzen Land die Zahl von 2,5 Millionen überschritten.
(PA) (Fides 10/1/2024)


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