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Dili (Fides) - Er ist der Enkel von José Abad Santos, der als philippinischer Held des Zweiten Weltkriegs gefeiert wird und 1942 von den japanischen Invasoren hingerichtet wurde. Aber für den Jesuitenpater und Arzt Martin Antonio Abad Santos, nahmen Tugenden wie Mut oder die Entscheidung, sein Leben zu opfern, eine andere Wendung: er entschied sich für das Evangelium, die Armen und Ausgegrenzten, denen er im Namen Jesu Liebe und Nähe schenken wollte. So ging Pater Martin vor 20 Jahren von den Philippinen aus in die Mission nach Osttimor, als das Land gerade seine Unabhängigkeit von Indonesien erlangte und damit die jüngste Nation Asiens wurde.
Die Unabhängigkeit Osttimors war keineswegs einfach: Neben dem von Gewalt geprägten Prozess musste Osttimor den Staat, seinen Apparat, seine Strukturen, seine Bürokratie und seine grundlegenden Dienstleistungen von Grund auf neu aufbauen. Seit 2002 hat die UNO den Aufbau des Staates und seiner komplexen institutionellen und sozialen Organisation von Grund auf begleitet. In diesem langen Prozess hat auch die katholische Kirche eine wichtige Rolle gespielt, die - in einem Land mit einer großen Mehrheit katholischer Gläubiger, einem Erbe der portugiesischen Kolonisation - ihren Beitrag zur sozialen, kulturellen, moralischen und spirituellen Entwicklung geleistet hat, vor allem indem sie die neuen Generationen begleitet und sich für sie engagiert hat.
Zu Beginn des Monats Oktober, den die katholische Kirche als "Monat der Weltmission" begeht, erzählt der Geistliche von seiner Erfahrung als Missionar: Nachdem er mit einem anderen Mitbruder, dem philippinischen Jesuiten Pater Samiel Dizon, auf der Insel angekommen war, ließ sich Pater Martin in der Mission in Railaco nieder, etwa 27 Kilometer von Dili entfernt, wo es eine blühende katholische Gemeinde gab, die Priester brauchte. Die Mission der beiden Jesuiten begann auf verschiedenen Ebenen: Dank seines medizinischen Berufs begann Pater Abad Santos, Gemeinden in abgelegenen Bergdörfern zu unterstützen, während Pater Dizon am Bau der Pfarrkirche und einer kleinen angrenzenden Schule beteiligt war, wo beide als Priester und Lehrer tätig waren. Als Pater Dizon aus gesundheitlichen Gründen und wegen seines hohen Alters auf die Philippinen zurückkehrte, blieb Pater Martin in Railaco, wo unterdessen ständige seelsorgerische Dienste, die Ausbildung von Kindern, die medizinische Versorgung in einer mobilen Klinik und bei Bedarf Nahrungsmittelhilfe für bedürftige Familien gewährleistet sind.
Zu den noch bestehenden Herausforderungen gehört die Hilfe für unterernährte Kinder in den abgelegenen Dörfern der Mission Railaco. Mit der Unterstützung einiger freiwilliger Mitarbeiter führt der Jesuit weiterhin medizinische und humanitäre Hilfsmissionen durch. Für seinen 20-jährigen bedingungslosen Einsatz wurde der Geistliche 2020 mit dem „Sérgio Vieira de Mello Human Rights Award“ ausgezeichnet, "für seine stillen, aber wirksamen Bemühungen, das Wohlergehen eines bedeutenden Teils der Gemeinschaft zu verbessern".
"Wir schenken ihnen die Aufmerksamkeit, die sie spüren lässt, dass sie nicht vergessen sind. Gemeinschaften, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, fühlen oft den Schmerz des Verlassenseins. Sie fühlen sich oft entrechtet und einfach von allem und jedem vergessen. Das Ernährungsprogramm dient dazu, diesen Menschen zu sagen, dass sie wertvoll sind, dass sie einen Wert haben, dass es sich lohnt, Essen zuzubereiten und sie zu besuchen, weil sie Söhne und Töchter Gottes sind und der Herr sie nicht vergisst", so der Jesuitenpater.
Unterernährung ist in Osttimor ein weit verbreitetes Phänomen und eine Folge allgemeiner Probleme wie schlechte Infrastruktur, Landwirtschaft, Vernachlässigung durch die Regierung und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten. "Eine einzige Mahlzeit löst das Problem nicht, aber sie wird im Namen der Liebe und der brüderlichen Fürsorge gegeben. Es ist eine Mahlzeit, die im Namen Christi zubereitet, verteilt und verzehrt wird. Auch wenn eine einzige Mahlzeit die Unterernährung nicht beseitigen kann, so ist sie doch eine konkrete Erinnerung an die Fürsorge. Ein Akt der Nächstenliebe, wie klein dieser auch sein mag, er bleibt nicht unbemerkt, denn, wie Jesus sagt, ‚ihr habt es mir getan‘. Es ist Teil unserer Mission des Trostes und der Fürsorge", erklärt der Ordensmann.
Ein weiteres Element der katholischen Mission in Osttimor ist das Engagement im Bildungsbereich: Wenige Kilometer von Dili entfernt befindet sich das „Collegio de Santo Ignacio de Loiola“, eine im Land sehr geschätzte Einrichtung. Angesichts der sozialen Notlage wollte die Gesellschaft Jesu ein konkretes Engagement im Bereich der Bildung für junge Menschen eingehen und gründete das Kolleg. Pater Isaias Caldas (sj) half vor zehn Jahren bei der Gründung des Instituts und reiste durch die Nachbardörfer, um die Eröffnung einer katholischen Schule anzukündigen. Nach den ersten Jahren des Betriebs hat sich das College zu einer der wichtigsten Schulen in Osttimor entwickelt, nicht nur in Bezug auf die Infrastruktur und die Einrichtungen, sondern auch auf die Qualität der Ausbildung. Der Campus umfasst inzwischen sechs Gebäude, Labors, große Lehrerzimmer, Büros, einen Verwaltungstrakt, eine Halle mit Platz für 1.000 Personen und eine Kapelle. Von etwa 30 Schülern im ersten Jahr ist die Schule heute auf etwa 800 Schüler angewachsen. "Wenn wir auf die ersten Jahre zurückblicken, können wir wirklich die Hand Gottes am Werk sehen. Gott hat uns Freunde geschickt, die uns geholfen haben, und wir sind dankbar für die Unterstützung vieler Wohltäter", sagt Pater Caldas, angefangen bei der Asiatisch-Pazifischen Jesuitenkonferenz und anderen Ordensprovinzen, die über die ganze Welt verstreut sind.
Gegenwärtig erhalten bis zu 30 Prozent der Schüler Teil- oder Vollstipendien: "Wir tun dies, um sicherzustellen, dass es eine Schule für alle ist, ob arm oder reich, um allen eine Chance zu geben", sagt der Ordensmann. Ziel sei es, "die Schüler in ihrem Studium und ihrer Entwicklung zu begleiten und sie zu guten Christen zu machen, zu Männern und Frauen, die nicht für sich selbst, sondern für andere leben, mit dem Geist des Gebens", sagt er. "Das Ziel ist, dass sie Bildung als Geschenk, aber auch als Verantwortung sehen, anderen zu helfen und das Land wachsen zu lassen. Wir hoffen, dass unsere Schule die Hoffnung hervorbringen kann, die unser Land braucht. Unsere Hoffnung sind unsere Schüler: Wir hoffen, dass sie eine leuchtende Präsenz in der osttimoresischen Gesellschaft sein werden“.
(PA) (Fides 2/10/2023)