La Paz (Agenzia Fides) - Bolivien verfügt über die größten Lithiumvorkommen der Welt, die sich in der Hochebene der Anden befinden und als „Salar de Uyuni“ bekannt sind. Im Gegensatz zu den beiden anderen Ländern des so genannten Lithium-Dreiecks" (Argentinien und Chile) werden die 1976 entdeckten Vorkommen in Bolivien erst seit 2008 abgebaut, zunächst unter der Führung staatlicher Bergbauunternehmen. Damit unterscheidet sich Bolivien von Chile und Argentinien, die die Türen für private Unternehmen geöffnet haben.
Beim Lithiumabbau in Chile und Argentinien gibt es keine strengen Umweltschutzmaßnahmen, so dass der Boden in der Umgebung geschädigt und die Luft kontaminiert werden kann. Viele indigene Gemeinschaften in den Lithiumabbaugebieten Chiles wurden zur Abwanderung gezwungen. Durch die von beiden Ländern beschlossene Privatisierung der Wasserversorgung ist eine vorherige Konsultation der Gemeinden und anderer Interessengruppen nicht mehr erforderlich. Es sei daran erinnert, dass für den Lithiumabbau rund 500.000 Liter Wasser pro Tonne benötigt werden, wodurch große Wasserressourcen von anderen wirtschaftlichen Aktivitäten, einschließlich der Landwirtschaft, abgezogen werden.
Bolivien, das im Jahr 2000 Schauplatz eines so genannten "Wasserkriegs" war (der Protest der Bürger von Cochabamba gegen die Privatisierung ihrer knappen Wasserressourcen), ist das einzige Land im Lithiumdreieck, das über eine Gesetzgebung verfügt, die ein nachhaltiges und faires Abbauverfahren vorsieht. Die Exploration begann 2008 mit der Errichtung einer funktionierenden Pilotanlage, die eine wassersparende Verdampfungstechnik verwendet.
Ein Jahr später ratifizierten die bolivianischen Bürger eine neue Verfassung, die den Pakt des Staates mit seinen Bürgern in Wasserfragen neu gestaltete. Sie beinhaltet das Recht auf vorherige Konsultation bei Projekten, die indigene Gemeinschaften und deren Territorien betreffen, weist Wasser als grundlegendes Menschenrecht aus und legt das Recht der Bürger auf eine Kontrolle der Regierungsinitiativen von der Basis aus fest. Das bolivianische Recht schreibt außerdem vor, dass die staatlichen Einnahmen aus den natürlichen Ressourcen in Sozialprogramme, Bildung und die integrierte Entwicklung der indigenen Völker investiert werden. Die neue Verfassung verschärft auch die bereits bestehenden Anforderungen an sozioökonomische Umweltverträglichkeitsprüfungen. Das bolivianische "Mutter-Erde-Gesetz" von 2012 schuf zusätzliche Vorschriften, darunter die Verpflichtung, Umweltschäden zu verhindern und zu beheben.
Die Regierung in La Paz beabsichtigt außerdem, die wachsende weltweite Nachfrage nach Lithium zu nutzen, um ihre industrielle Basis auszubauen, indem sie sich nicht nur auf den Lithiumabbau und die Raffination konzentriert, sondern auch mit Ländern und Industrien, die an dem bolivianischen Mineral interessiert sind, über die Errichtung von Fabriken für Elektrobatterien im Lande verhandelt. Auf diese Weise soll auch der erwartete Nachfragerückgang bei Kohlenwasserstoffen wie Gas und Erdöl ausgeglichen werden, die bisher den wichtigsten Exportartikel der bolivianischen Wirtschaft darstellen.
Bolivien bildet auch Bündnisse mit anderen Kohlenwasserstoffproduzenten wie Mexiko und regionalen Partnern wie Argentinien, um über fossile Brennstoffe hinauszugehen und bei der Lithiumgewinnung zusammenzuarbeiten. Aufgrund des erklärten Interesses Boliviens an der Entwicklung der gesamten Wertschöpfungskette haben die bolivianische und die mexikanische Regierung gemeinsam angekündigt, dass ihre staatlichen Unternehmen bei der Produktion von Lithiumbatterien und dem Kauf und Export von Elektrofahrzeugen, einschließlich des bolivianischen Elektroautos Quantum, zusammenarbeiten werden. Und im Juli 2022 unterzeichneten die bolivianische und die argentinische Regierung ein Kooperationsabkommen zum Austausch von Technologien für die Produktion von Lithiumbatterien.
(LM) (Fides 18/7/2023)