ASIEN/PHILIPPINEN - Bürgerinitiative gegen Atomkraft: “Das Leben ist wichtiger als billige Energie”

Samstag, 21 Januar 2023 umwelt   laudato si'   erneuerbare energie   nachhaltige entwicklung  

Balangas (Fides) – Zur Überwindung der Energiekrise und der hohen Stromkosten liege die Lösung nicht in der Nutzung von Kernenergie, sondern in der Entwicklung erneuerbarer Energien: Diesen Standpunkt vertritt eine Bürgerinitiative in der Provinz Bataan, einer Halbinsel auf der philippinischen Insel Luzon. Das Forum wendet sich damit gegen den Plan, das in den vergangenen Jahrzehnten gebaute Kernkraftwerk in der Provinz mit der Hauptstadt Balangas in Betrieb nehmen. Die Bürger der Region machen sich Gedanken über die hohen Risiken und Kosten der Kernenergie ist. Obwohl die Kernenergie durch die Erzeugung billiger Energie billig erscheine, seien die Kosten für die Umwandlung, Aufrüstung und Wartung der Anlagen exorbitant hoch, argumentieren sie.
Auch Bischof Ruperto Cruz Santos von Balanga, schließt sich in einem Hirtenbrief, den Bedenken der Bürger, des Klerus, der Ordensleute und der Gläubigen an: "Wegen des Mangels an Elektrizität oder des Anstiegs des Ölpreises gibt es einige, die wieder einmal die Sanierung des Kernkraftwerks Bataan anstreben. Das ist weder fair noch gut".
Das Netzwerk weist auch auf die enormen Mengen an Atommüll hin, die jedes Jahr produziert werden, mit allen Problemen der Entsorgung und erinnert an die Gefahr von Unfällen wie in Tschernobyl und Fukushima. Deshalb betont der Bischof: "Wir wollen das Leben nicht in Gefahr bringen, und wir wollen keine Zukunft ohne die Gewissheit des Guten, der Sicherheit und der Schönheit. Wir wollen nicht, dass unsere Meere für Meereslebewesen unbewohnbar werden, was zur Zerstörung unseres Ökosystems führen würde. Wir wollen nicht, dass unsere Böden vergiftet werden und nicht mehr kultivierbar sind. Wir wollen nicht, dass unsere Lebensgrundlage zerstört wird". In dem Hirtenbrief, der an alle Pfarreien und Gemeinschaften verlesen wurde, heißt es: "Für uns ist das Leben wichtiger als der Profit oder das Geld für billigen Strom“.
Unter Berufung auf die Enzyklika "Laudato si“ fühlt sich die Ortskirche aufgerufen, "die Schöpfung des Herrn zu bewahren", und sensibilisiert daher für nachhaltige und erneuerbare Energiequellen, wobei sie sich insbesondere für Experimente mit Wind-, Wasser- und Sonnenenergie einsetzt.
Der Einstieg in die Kernenergie auf den Philippinen begann nach der Ölkrise von 1973, als die Regierung von General Ferdinand Marcos Sr. beschloss, ein Kernkraftwerk mit zwei Blöcken in Bataan zu bauen. Der Bau begann im Juli 1976 und wurde 1984 mit einem Kostenaufwand von 1,9 Mrd. USD abgeschlossen. Aufgrund finanzieller Probleme und aus Gründen der Erdbebensicherheit wurde die Anlage jedoch nie in Betrieb genommen. Nach dem Unfall in Tschernobyl im April 1986 beschloss die damalige Präsidentin Corazon Aquino, das Kraftwerk außer Betrieb zu nehmen.
Erst im April 2007 leistete die philippinische Regierung die letzte Zahlung für die Anlage und startete ein neues Projekt zur Untersuchung der Entwicklung der Kernenergie als Teil eines nationalen Gesamtenergieplans. Im Jahr 2008 stellte eine Mission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) fest, dass die Anlage in Bataan saniert und betrieben werden könnte, wobei die Kosten für die Sanierung und Nachrüstung auf rund 1 Mrd. USD geschätzt wurden.
Im Oktober 2016 richtete die Regierung von Manila ein spezielles Gremium ein, um die Umsetzung des Kernenergieprogramms (NEPIO) als langfristige Energieoption zu untersuchen und 15 mögliche Standorte für ein Kernkraftwerk auf dem Archipel zu ermitteln. Im Februar 2022 unterzeichnete Präsident Rodrigo Duterte die Durchführungsverordnung 164, mit der das Wirtschaftsministerium beauftragt wurde, ein Atomprogramm auf den Philippinen zu entwickeln und umzusetzen und dabei die Aktivierung und Nutzung des Kraftwerks Bataan aufzugreifen.
(PA) (Fides 21/1/2023)


Teilen: