Iskenderun (Fides) - Angesichts des Erdbebens, das Tausende von Menschenleben gefordert und ganze Städte und Ortschaften in der Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei in Schutt und Asche gelegt hat, mache die gemeinsame Trauer der verschiedenen Länder und Völker angesichts der Tragödie "noch deutlicher, falls es nicht schon klar genug war, dass wir nur dann etwas Sinnvolles tun können, wenn wir gemeinsam in dieselbe Richtung gehen“ und so könne eine Tragödie wie diese „wenn man sie mit Klarheit und Realismus betrachtet, zu einem paradoxen Ansporn für den Frieden werden". So der Apostolische Vikar von Anatolien, Bischof Paolo Bizzeti, nach dem verheerenden Erdbeben über dessen mögliche Auswirkungen auf das Geflecht von Spannungen, Gewalt, bewaffneten Übergriffen, Aufruhr und geopolitischem Kalkül, die gerade in den von der jüngsten Katastrophe im Nahen Osten betroffenen Gebieten eng miteinander verwoben sind.
Heute sind nach dem Einsturz der Gebäude die gemeinsamen verzweifelten Versuche, Überlebende zu retten, die gemeinsame Angst vor neuen Beben und der Ausbreitung von Epidemien zu sehen. Doch in den vom Erdbeben betroffenen Gebieten stehen sich seit Jahren die Machtansprüche von Damaskus, der anhaltende Widerstand von Oppositionsgruppen und islamistischen Milizen, kurdische Autonomieprojekte und türkische Militäreinfälle gegenüber.
„In diesem komplexen Kontext", so Bischof Bizzeti, "brauchen die vom Erdbeben betroffenen Menschen jetzt nur noch Hilfe, egal woher sie kommt. Die tragischen Umstände, die wir erleben, sollten, wenn wir die Dinge richtig betrachten, eine Gelegenheit für alle sein, zu erkennen, dass es sich lohnt, Mauern und Zäune, politische Trennungen, die der Bevölkerung letztlich nichts nützen, niederzureißen. Das Erdbeben ist auch eine Gelegenheit, unser Zusammenleben und unsere Politik zu überdenken und sie auf den Frieden auszurichten".
„In der Zwischenzeit", so der Apostolische Vikar von Anatolien, "erscheint die Situation vor Ort dramatisch, insbesondere in städtischen Zentren wie Iskenderun und Antakya, wo Gebäude und ganze Wohngebiete, die ohne jegliche Kriterien gebaut wurden, eingestürzt sind. In ländlichen Gebieten, wo die Häuser niedrig sind, ist die Situation weniger ernst. Wohltätigkeitsnetzwerke, die auf verschiedene Weise mit der katholischen Kirche verbunden sind - angefangen bei der Caritas - wurden aktiviert, um der betroffenen Bevölkerung zu helfen, und es besteht eine enge Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen. Aber das betroffene Gebiet ist sehr groß, und es war nicht möglich, rechtzeitig an allen Fronten zu intervenieren".
(GV) (Fides 9/2/2023)