ASIEN/SYRIEN - Nach dem Erdbeben: Patriarchen und Kirchenoberhäupter fordern Aufhebung von Sanktionen

Donnerstag, 9 Februar 2023 mittlerer osten   ostkirchen   erdbeben   naturkatastrophen   sanktionen   geopolitik  

Damaskus (Fides) - Nach dem Erdbeben, das am Montag, den 6. Februar, weite Teile Nordsyriens erschüttert hat, fordern die Patriarchen und Oberhäuptern der in Syrien ansässigen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften die umgehende Aufhebung der von westlichen Ländern und Institutionen gegen die Syrien verhängten Wirtschaftsembargos und Sanktionen.
Das Erdbeben hat in Syrien Tausende von Opfern gefordert, Zerstörung verursacht und das Leiden des syrischen Volkes vervielfacht, das bereits unter der Last des Krieges, der Pandemie, der Inflation und dem Mangel an natürlichen Ressourcen, Medikamenten und lebensnotwendigen Gütern leidet. Angesichts eines derart verwüsteten Landes appellieren die Patriarchen und die Oberhäupter der in Syrien vertretenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften an die Vereinten Nationen und aber auch direkt an die Länder, die seit Jahren Sanktionen und Wirtschaftsembargos gegen das von Bashar al Assad geführte Syrien verhängt haben. Sie bezeichnen diese Maßnahmen als "ungerecht" und Fordern die unverzügliche Aufzuhebung und gleichsam rasche humanitäre Initiativen, um der von Katastrophen überforderten syrischen Bevölkerung zu helfen.
Die Forderungen der christlichen Religionsvertreter sind einem Kommuniqué zu entnehmen, das unter anderem von Mar Ignatius Aphrem II., Patriarch von Antiochien der Syrisch-Orthodoxen, Yohanna X., Patriarch von Antiochien der Griechisch-Orthodoxen, und Youssef I. Absi, Patriarch von Antiochien der Griechisch-Katholischen Melkiten, unterzeichnet wurde. "Wir appellieren auch", heißt es in dem Kommuniqué, das auf Dienstag, den 7. Februar, datiert ist, "an die Menschen in der ganzen Welt, ihre Stimme zu erheben und ein Ende des Leidens des syrischen Volkes zu fordern und den syrischen Bürgern ein Leben in Würde zu ermöglichen, so wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht“.
„Das Erdbeben", so heißt es in dem Kommuniqué der Patriarchen und Kirchenoberhäupter in Syrien, "hat Gotteshäuser, Kliniken und Sozialeinrichtungen zerstört und die Zahl der Obdachlosen und Binnenvertriebenen gerade jetzt, wo der Winter am härtesten ist, weiter ansteigen lassen“.
In ihrer Erklärung versicherten die Patriarchen und Kirchenoberhäupter, sie beteten für die Erdbebenopfer und ihre Familien und um die Heilung der Verwundeten und seien auch allen, die an den Hilfsmaßnahmen beteiligt sind im Gebet verbunden. Regierungen, internationalen Institutionen und humanitären Organisationen, laden sie ein sich ungeachtet aller politischen Erwägungen und Berechnungen für das syrische Volk einzusetzen.
Die Sanktionen und Wirtschaftsblockaden, die die westlichen Länder seit Jahren gegen die Regierung in Damaskus verhängen und die bereits 2011 eingeführt wurden, werden immer wieder verlängert, um das System von Präsident Baschar al Assad zum Einsturz zu bringen. Im Laufe der Jahre haben kirchliche Gremien und einzelne Patriarchen und Bischöfe diese Bestimmungen, die schwerwiegende Folgen für das tägliche Leben von Millionen von Syrern haben, bei zahlreichen Gelegenheiten scharf kritisiert und ihre Aussetzung oder Abschaffung gefordert. "Die Sanktionen gegen Syrien aufrechtzuerhalten", sagte dazu Bischof Georges Abou Khazen, der damalige katholische Apostolischer Vikar von Aleppo, noch im November 2021 gegenüber Fides, "bedeutet, viele Menschen zum Tode zu verurteilen" (vgl. Fides 20/11/2021).
Nach dem Erdbeben fordert auch der ökumenische Rat der Kirchen im Nahen Osten (Middle East Council of Churches, MECC) "die sofortige Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien und den Zugang zu allen Ressourcen, damit die Sanktionen nicht zu einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden".
(GV) (Fides 9/2/2023)


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