ASIEN/HEILIGES LAND - Jerusalem: Angriff auf die Verurteilungskapelle

Freitag, 3 Februar 2023 mittlerer osten   jerusalem   heilige stätten   extremismus   sektierertum  

Jerusalem (Fides) - Die Serie von Angriffen und Einschüchterungsversuchen, die in den letzten Wochen gegen Kirchen und christliche Objekte in der Jerusalemer Altstadt verübt wurden, nimmt kein Ende. Am Morgen des heutigen Donnerstag, 2. Februar, drang ein Mann - von den israelischen Medien als "amerikanischer Tourist" bezeichnet – in die Verurteilungskapelle an der Via Dolorosa ein und zerstörte eine dort aufgestellte Jesusstatue, die er zunächst zu Boden warf, um danach mit einem Hammer auf sie einzuschlagen. Der Mann wurde festgenommen und an die israelische Polizei übergeben. Auf Videos von seiner Festnahme, die im Internet kursieren, ist zu hören wie er laut ruft: "In Jerusalem, der Heiligen Stadt, darf es keine falschen Götter geben".
Von der israelischen Polizei verbreitete und von den lokalen Medien weitergegebene Informationen bringen den Vandalismus mit angeblichen psychischen Problemen des Täters in Verbindung. Unterdessen war es in den letzten Wochen in den christlichen und armenischen Vierteln der Jerusalemer Altstadt zu einer Reihe von Einschüchterungsversuchen gegen Menschen und Gotteshäuser gekommen, während die Zahl der Opfer von Razzien, Angriffen und Repressalien, die seit Monaten in den besetzten palästinensischen Gebieten und in Israel zu verzeichnen werden, Tag für Tag steigt.
In einer von Kustos, Pater Francesco Patton, und Sekretär, Pater Alberto Joan Pari, unterzeichneten Erklärung bringt die Kustodie der Franziskaner im Heiligen Land nach dem Angriff auf die Verurteilungskapelle, "die Besorgnis und das Bedauern über die wachsende Zahl von schweren Hass- und Gewaltakten gegen die christliche Gemeinschaft in Israel zum Ausdruck". Die Kustodie spricht von "Hassverbrechen". "Es ist kein Zufall“, heißt es in der Verlautbarung weiter, „dass die Legitimierung von Diskriminierung und Gewalt in der öffentlichen Meinung und im aktuellen politischen Szenario Israels sich auch in Hass und Gewalt gegen die christliche Gemeinschaft niederschlägt".
Seit dem Amtsantritt der neuen israelischen Regierung unter Benjamin Netanjahu, die auch von ultranationalistischen antiarabischen Gruppierungen unterstützt wird, haben Gewalt und Einschüchterung gegen christliche Ziele in der Altstadt von Jerusalem zugenommen.
Ein Großteil der jüngsten Welle von Gewalt- und Einschüchterungsaktionen richtete sich gegen Orte und Bewohner des armenischen Viertels. Am 11. Januar wurden die Wänden mit Slogans wie "Tod den Armeniern" und "Tod den Christen" verschmiert. Am 26. Januar überfiel eine Gruppe von etwa vierzig jüdischen Siedlern ein armenisches Restaurant in der Nähe des Neuen Tors und rief frevelhafte Parolen gegen Jesus. In den folgenden Tagen wurden christliche Priester und Laien in den Straßen des armenischen Viertels bespuckt und mit Pfefferspray angegriffen.
Zu dem Angriff auf das armenische Restaurant hatten die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes eine Erklärung abgegeben, in der sie "die Gewalt" bedauerten, die "den Ladenbesitzern und den Bewohnern des christlichen Viertels sowie den Besuchern Angst einflößt", und hinzufügten, dass dieser Vorfall "die jüngste in einer Reihe von Episoden religiöser Gewalt ist, die sich gegen die Symbole der christlichen Gemeinschaft richtet, und nicht nur". Am vergangenen Freitag, den 27. Januar, hatte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, die Besitzer des angegriffenen Restaurants und der umliegenden Geschäfte im Zeichen der Solidarität besucht.
Der Verurteilungskapelle ist ein kleines Kirchengebäude an der Via Dolorosa in der Jerusalemer Altstadt und gehört mit der Geißelungskapelle im Hof des Franziskanerklosters zu den Station des dortigen Kreuzweges, der von Pilgergruppen begangen wird, die während ihres Besuchs in der Heiligen Stadt den Weg Jesu zum Kalvarienberg nachvollziehen.
(GV) (Fides 2/2/2023)


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