ASIEN/PAKISTAN - Zwangsbekehrungen: UN-Sonderberichterstatter appellieren an Menschenrechtsrat

Donnerstag, 26 Januar 2023 konversion   religiöse minderheiten   religionsfreiheit  

Islamabad (Fides) – Dem jüngsten Appell an den UN-Menschenrechtsrat über das Phänomen der Entführung, Zwangsbekehrung und Zwangsverheiratung von Mädchen, die religiösen Minderheiten, insbesondere Christen und Hindus, schließen sich Vertreter der christlichen Gemeinden, Hindus und zivilgesellschaftliche Organisationen in Pakistan an. In einem am 16. Januar in Genf vorgelegten Appell hatte sich eine Gruppe unabhängiger Experten und Sonderberichterstatter, darunter die UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und die UN-Sonderberichterstatterin für Religions- und Glaubensfreiheit, „die zunehmenden Fälle religiöser Zwangskonvertierung von minderjährigen Mädchen und jungen Frauen, die religiösen Minderheiten angehören" in Pakistan angeprangert und "sofortige Maßnahmen zur Lösung dieser Fälle und Gerechtigkeit für die Opfer" geforderte
Es wurde festgestellt, dass Fälle von Entführungen von Mädchen, die zur Heirat und zum Übertritt zum Islam gezwungen werden, in dem Land zunehmen und religiöse Autoritäten, Sicherheitskräften und Justiz dies tolerieren. In der Tat billigen pakistanische Gerichte solche Praktiken häufig, indem sie "gefälschte Beweise" in Bezug auf das Alter der Opfer und ihre angebliche Bereitschaft, zu heiraten und zum Islam zu konvertieren, akzeptieren. Die Gerichte, so heißt es in dem Appell, "verwenden manchmal auch falsche Auslegungen religiöser Gesetze, um zu rechtfertigen, dass die Opfer bei ihren Angreifern bleiben", während die Polizei sich weigert, Beschwerden über Entführungen zu registrieren.
"Die Entführer zwingen ihre Opfer, Dokumente zu unterschreiben, in denen sie fälschlicherweise ihr gesetzliches Heiratsalter angeben, sowie zu heiraten und aus freien Stücken zur Religion überzutreten. Diese Dokumente werden von der Polizei als Beweis dafür angeführt, dass kein Verbrechen stattgefunden hat", obwohl es sich um gefälschte Dokumente handelt oder diese mit physischer und psychischer Gewalt erpresst wurden. "Es ist zwingend erforderlich, dass alle Opfer, unabhängig von ihrem religiösen Hintergrund, Zugang zur Justiz und zum gleichen Schutz vor dem Gesetz haben", heißt es in dem beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen vorgelegten Text, in dem die pakistanischen Behörden aufgefordert werden, "Gesetze durchzusetzen, die Zwangskonvertierungen, Zwangs- und Frühverheiratungen, Entführungen und Menschenhandel verbieten, und die internationalen Menschenrechtsverpflichtungen Pakistans zur Wahrung der Rechte von Frauen und Kindern einzuhalten".
Der Sekretär der Justitia-et-Pax-Kommission der pakistanischen Bischofskonferenz, Aftab Alexander Mughal, betont gegenüber Fides: "In den letzten Jahren haben zahlreiche christliche und hinduistische Familien ihre Töchter verloren. Diese Mädchen wurden entführt und zur Konvertierung gezwungen und dann mit ihren älteren Entführern zwangsverheiratet. Die meisten dieser Mädchen stammen aus armen Familien, und die mächtigen Entführer werden von konservativen religiösen Führern und Strafverfolgungsbehörden unterstützt. In der Folge sind diese Opfer häufig mit häuslicher Gewalt konfrontiert. Es ist eine wahre Gräueltat, die mit der Komplizenschaft des Systems geschieht". Der jüngsten Bericht weise „auf zahlreichen Verstöße sowohl gegen das pakistanische Recht als auch gegen die internationalen Verpflichtungen des Landes hin", stellt er fest.
Er beklagt, dass „weder die Regierung noch andere staatliche Institutionen oder die Justiz sich mit dem Phänomen befassen, weil sie Angst vor den einflussreichen islamischen religiösen Lobbys haben. So hat der Gouverneur der Provinz Sindh aus Angst vor breiten Protesten ein Gesetz zum Verbot der Konversion von Personen unter 18 Jahren noch nicht unterzeichnet, obwohl das Gesetz bereits 2016 von der Provinzversammlung von Sindh gebilligt wurde. Die Maßnahme sieht auch harte Strafen für Täter vor, die religiöse Zwangskonvertierungen vornehmen“.
"Heute", so hofft Mughal, "fordern wir einen leichteren Zugang zur Justiz für die Opfer und ihre Familien. Die derzeitige Regierung sollte die von der internationalen Gemeinschaft geäußerten Bedenken ernst nehmen und die gefährdeten Teile der Gesellschaft, die von gewalttätigen Männern unter dem Deckmantel der Religion ausgebeutet werden, schützen“.
Das Phänomen der Entführungen und Zwangskonvertierungen in Sindh ist auch Gegenstand des Dokumentarfilms "The Losing Side", der bei den Filmfestspielen von Cannes 2022 mit dem Preis in der Kategorie "Bester Menschenrechtsfilm" ausgezeichnet wurde.
(PA) (Fides 26/1/2023)


Teilen: