ASIEN/INDIEN - Forum der Ordensleute für Gerechtigkeit und Frieden: “Standhaft im Glauben an der Seite der Armen”

Montag, 26 September 2022 gottgeweihtes leben   religiöse minderheiten   orden   gerechtigkeit   frieden  

Hyderabad (Fides) - Vom 22. bis 25. September waren in Hyderabad (im indischen Bundesstaat Telangana) Ordensleute aus 16 indischen Bundesstaaten zum Kongress des "Forums der Ordensleute für Gerechtigkeit und Frieden" zusammenkommen. Sie wollen "Propheten sein“, „standhaft im Glauben bleiben, verankert in Jesus Christus, inmitten der Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn man sich entscheidet, an der Seite der Armen und Unterdrückten zu stehen", betonen sie in ihrer gemeinsamen Schlussbotschaft, die Fides vorliegt, gleichsam wolle man "die Identität als Ordensleute zu vertiefen und auf die Zeichen der Zeit antworten", ausgehend vom Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus zum Jahr des Geweihten Lebens (21. November 2014).
Schwester M. Nirmalini, Präsidentin der "Konferenz der Ordensleute Indiens", erinnert daran, dass der Papst das geweihte Leben auffordert, "die Welt aufzuwecken", der Welt zu bezeugen, „dass es eine andere Art zu sein, zu handeln und zu leben gibt, eine prophetische Art zu leben". "Um die Welt zu aufzuwecken", erklärt sie, "müssen die Ordensleute aufmerksam sein für die Freuden und Schreie der Welt um uns herum und für den Ruf Gottes. Es kommt darauf an, wo wir sind, was wir sehen und wie wir hören. Wenn wir die Welt betrachten, werden wir nicht nur unglaubliche Liebe, Güte, Schönheit und Großzügigkeit sehen, sondern auch Menschen und die Erde, die unnötig leiden und um eine Antwort betteln“. Wir sind aufgerufen zu reagieren", so die Ordensfrau.
Dies ist die Analyse der aktuellen Situation in Indien, wie sie in dem von den Ordensleuten veröffentlichten Schlussdokument dargelegt wird: "Als Ordensleute, die sich für Gerechtigkeit und Frieden bringen wir unsere Besorgnis über die Verschlechterung der Lage unserer Nation an allen Fronten zum Ausdruck“, heißt es dort, „Globale Indikatoren weisen Indien heute auf eine Abwärtsspirale hin. Die Armen in Indien werden von Tag zu Tag ärmer, während die Reichen und Mächtigen weiterhin auf ihre Kosten profitieren und unverschämte Mengen an Reichtum anhäufen. Die Adivasi (Stammesangehörigen) werden ihres Landes beraubt. Dalits und anderen untergeordneten Gruppen werden immer noch Würde, Gleichheit und Gerechtigkeit verweigert. Religiöse Minderheiten (insbesondere Muslime und Christen) werden mit Hassreden und Verfolgung bedroht, während Politiker sie systematisch verunglimpfen und dämonisieren und dabei eine spaltende und gewalttätige Agenda verfolgen“, beklagen die Ordensleute. „Die Intoleranz ist auf dem Vormarsch. Verfassungswidrige Antikonversionsgesetze stehen heute im Mittelpunkt des Interesses. Die Arbeitsgesetze verstoßen gegen die Rechte der Arbeitnehmer und begünstigen profitorientierte Großunternehmen. Die Notlage der Wanderarbeitnehmer rückte in den Vordergrund, als die Abriegelung im März 2020 angekündigt wurde. Die Fischer in Kerala und anderen Teilen des Landes kämpfen gegen Unternehmen, die ihre Lebensgrundlage zerstören wollen. Die Arbeitslosigkeit und die steigende Inflation haben das Leben der Armen stark beeinträchtigt“, heißt es in dem Dokument weiter
"Die neue nationale Bildungspolitik richtet sich gegen die Armen und gegen Minderheiten“, heißt es in dem Text weiter, „Korruption ist weit verbreitet, Vetternwirtschaft ist weit verbreitet. Im Environmental Performance Index (EPI) 2022 belegte Indien den letzten Platz (von 180 Ländern). Darüber hinaus werden "Menschenrechtsaktivisten, die sich gegen die Regierung stellen, angegriffen, inhaftiert und sogar getötet (wie wir beim Tod unseres Mitbruders, des Jesuiten Stan Swamy, schmerzlich erfahren haben).
Die Ordensleute sind "zutiefst betrübt", weil "das demokratische, pluralistische und säkulare Gefüge unseres Landes zerstört wird" und fordern die Kirche auf, zu einer echten "Synodalität" zu gelangen, eine "klerikale und patriarchalische Mentalität" aufzugeben, die auch innerhalb der Kirche eine Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit praktiziert, und Mut und Transparenz zu zeigen.
Als "in Jesus verwurzelte Jüngerinnen und Jünger, die sich bewusst sind, dass persönliche Veränderung der erste Schritt zu sozialer Veränderung ist, und die bereit sind, die in der indischen Verfassung verankerten Werte zu verwirklichen", erklären die indischen Ordensfrauen und -männer: "Wir werden uns weiterhin bemühen, integrativere Gemeinschaften aufzubauen, die religiöse, kasten- und geschlechtsspezifische sowie ethnische Trennungen und alle Formen von Sektierertum überwinden", und betonen, "dass wir uns für das Leben der Armen und Ausgegrenzten, der Ausgebeuteten und Schwachen einsetzen. Dies wird uns in die Lage versetzen, wirksam und prophetisch auf die Zeichen der Zeit für eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft zu reagieren".
Schließlich will das Forum "mehr und jüngere Ordensmänner und -frauen ermutigen, sich für die Themen Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen".
(PA) (Fides 26/9/2022)


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