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Kairo (Fides) - Der umstrittene Fall eines Kindes, das einer koptischen christlichen Familie anvertraut wurde, hat in Ägypten die Debatte über den Entwurf eines Gesetzes über den persönlichen Status von Christen und das Familienrecht neu entfacht. Ein solches Projekt liegt dem Parlament seit langem vor vorliegt, wo es auf seine Annahme wartet.
Wie „watani.net“ berichtet hatte der Fall seinen Anfang vor vier Jahren, als ein Säugling auf der Schwelle einer Kirche in einer nicht näher bezeichneten Stadt in Ägypten ausgesetzt wurde. Der Pfarrer der Kirche beschloss, den Säugling einem kinderlosen koptischen christlichen Ehepaar anzuvertrauen, das dem Baby den Namen Shenuda gab und eine Geburtsurkunde für ihn ausstellte. Das Kind wurde getauft und wuchs vier Jahre lang bei seinen liebevollen Adoptiveltern auf, bis eine Verwandte des Ehemannes, die ihr Erbrecht auf das Grundstück des Paares gefährdet sah, beschloss, sie wegen illegaler Adoption anzuzeigen.
Das ägyptische Recht, das sich auf die Grundsätze des islamischen Rechts beruft, erlaubt derzeit keine Adoption durch christliche Paare. Nur eine Form der Pflegefamilie ist vorgesehen, was es den Kindern in der Obhut der christlichen Pflegeeltern jedoch nicht erlaubt, deren Nachnamen anzunehmen und Erben ihres Vermögens zu werden.
Nach der von der der Verwandten des Mannes eingereichten Beschwerde stellten das zuständige Büro der ägyptischen Justizbehörden fest, dass der kleine Shenuda nicht das biologische der liebevollen Pflegeeltern war. Trotz des anfänglichen Zögerns der Justizbehörden, drastische Maßnahmen zu ergreifen, wurde das Baby aufgrund der Beharrlichkeit der Verwandten und einiger Fehler der Adoptiveltern (der Ehemann hatte erklärt, dass er das ausgesetzte Baby gefunden hatte, ohne die Kirche zu nennen, in die das Baby gebracht worden war) dem Paar im vergangenen Februar das Kind weggenommen und in ein Waisenhaus gebracht. Die traurige Angelegenheit löste in den sozialen Medien eine Welle des Mitgefühls für die beiden von ihrem Adoptivkind getrennten Eltern aus. Viele Anwälte boten den beiden kostenlose Unterstützung an. Viele, sowohl Christen als auch Muslime, fordern nun eine Änderung der geltenden Vorschriften, die es christlichen Paaren faktisch unmöglich machen, in Ägypten Kinder zu adoptieren.
In Ägypten waren im Hinblick auf die Verabschiedung eines neuen Gesetzes über den Rechtsstatus von Christen bereits zahlreiche Schritte eingeleitet worden, insbesondere in Bezug auf familienrechtliche Fragen (vgl. Fides 11/5/2022).
Die langwierige Überarbeitung des Gesetzestextes zum Personenstand im ägyptischen Justizministerium wurde in der ersten Hälfte des Jahres 2021 abgeschlossen (vgl. Fides 6/7/2021). Für die Überarbeitung des Teils, der die Christen betrifft, waren insgesamt 16 Arbeitssitzungen erforderlich, die im Ministerium stattfanden und an denen Experten, Regierungsbeamte und Vertreter der verschiedenen christlichen Konfessionen teilnahmen, die von den Zivilbehörden einberufen wurden, um den Text zu verfeinern und den Konsens aller Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften über den Wortlaut aller Artikel des Gesetzes zu erreichen. In dieser ersten Phase wurde beschlossen, das potenziell kontroverse Thema der Adoptionen aus dem Gesetzentwurf herauszunehmen. Nun berichtet „coptstoday“ dass das Dossier wieder geöffnet werden soll um, um die Adoption für christliche Paare aufzunehmen. Die Initiative wird insbesondere von Najib Suleiman, ein Mitglied des parlamentarischen Ausschusses für religiöse Angelegenheiten, vorangetrieben, der in einer Erklärungen gegenüber der Zeitung „al Shorouk“ die Adoption von Minderjährigen durch christliche Eltern als voll und ganz mit den Regeln des Familienrechts vereinbar bezeichnete.
(GV) (Fides 17/9/2022)