Celam
Brasilia (Fides) – Bei den Wahlen am kommenden 2. Oktober werden in Brasilien ein neuer Präsident und den Vizepräsidenten, die Abgeordneten der Parlamentskammer und der Senat, sowie 27 Gouverneure der Bundesstaaten gewählt. Erhält keiner der Präsidentschaftskandidaten 50 % der Stimmen, findet am 30. Oktober ein zweiter Wahlgang statt. Die Wahllokale sind von 7.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Im Mittelpunkt des stark polarisierten Wahlkampfs steht die Wahl des neuen Präsidenten der Republik. Unter den 12 Kandidaten sind der scheidende Präsident Jair Bolsonaro von der extremen Rechten und der 76 Jahre alte Luiz Inácio Lula da Silva, von allen als "Lula" bekannt, der jahrzehntelang ein führender Vertreter der Linken war und von 2003 bis 2011 als Präsident amtierte und 2018 mitten im Wahlkampf, der zum Sieg Bolsonaros führte, verhaftet wurde. Im Jahr 2021 erklärte der Oberste Gerichtshof Brasiliens die Verurteilungen gegen ihn für null und nichtig. Jüngsten Umfragen der Agentur Datafolhaex zufolge könnte Lula 45 % der brasilianischen Wählerstimmen auf sich vereinigen kann, während 34 % für den scheidenden Präsidenten Bolsonaro stimmen würden.
Die bevorstehenden Wahlen finden in einem gespaltenen Land statt, das sich in einer schweren wirtschaftlichen und sozialen Krise befindet, die durch die Pandemie und ihr Missmanagement noch verschärft wird. Am Ende ihrer 59. Generalversammlung bezeichneten die katholischen Bischöfe des Landes die sozialen Rahmenbedingungen als "sehr ernst" und erinnerten an die Notwendigkeit "dringender Veränderungen", während sie dazu aufriefen, "an den Wahlen teilzunehmen und mit Gewissen und Verantwortung zu wählen" und die Programme von Kandidaten zu unterstützen, die sich für die Lebensschutz ohne dabei die menschlichen und sozialen Rechte und die Sorge um das gemeinsame Haus zu vergessen. "Alle Christen sind aufgerufen, sich durch den Dialog und die Kultur der Begegnung im Kampf für Gerechtigkeit und Frieden für den Aufbau einer besseren Welt einzusetzen" (vgl. Fides 30/04/2022).
In diesen Tagen hat die brasilianische Bischofskonferenz (CNBB) betonten die Bischöfe bei ihren Treffen mit den Kandidaten und Kandidatinnen für die Wahlen die Überparteilichkeit der Kirche und die Gleichbehandlung aller Kandidaten und Kandidatinnen sowie die völlige Autonomie der Gläubigen bei der Stimmabgabe. Die Bischöfe erläutern bei den Gesprächen die eigenen Positionen und Beiträge zum Aufbau eines gerechteren, solidarischeren und brüderlicheren Landes. Das erste Treffen zwischen dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Walmor Oliveira de Azevedo von Belo Horizonte, und dem Vizepräsidentschaftskandidaten Geraldo Alckmin fand am 13. September in Belo Horizonte statt.
Ein "Protokoll für das Treffen der Kandidaten und Bewerber für die Wahlämter im Jahr 2022" wurde vom CNBB mit Unterstützung von Politik- und Kommunikationsberatern ausgearbeitet, nachdem regionale Vorschläge gehört und im Ständigen Rat erörtert worden waren.
(SL) (Fides 15/9/2022)