AFRIKA/ÄGYPTEN - Äthiopisches Staudamm-Projekt: Kirchen wünschen gerechte Lösungen für alle Nilanrainerstaaten

Montag, 5 September 2022 ostkirchen   Ökumene  

CoptsToday

Kairo (Fides) - Die koptische und die orthodoxe Kirche Äthiopiens wollen ihre Bande der kirchliche Gemeinschaft weiterhin in den Dienst der laufenden politischen Verhandlungen zwischen Ägypten und Äthiopien über den umstrittenen Staudamm „Grand Ethiopian Renaissance Dam“ (GERD) stellen. In den vergangenen Tagen empfing der koptisch-orthodoxe Patriarch eine Delegation der orthodoxen Kirche von Äthiopien in Kairo und brachte bei dieser Gelegenheit seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Verhandlungen den legitimen Bedürfnissen aller Nilanrainerstaaten gerecht werden. Bei dieser Gelegenheit erinnerte Papst Tawadros an die engen historischen, kulturellen und sogar spirituellen Bande, die Ägypten und Äthiopien verbinden, Bande, die in gewisser Weise auch durch die gemeinsame Abhängigkeit der beiden Länder vom Wasser des längsten Flusses der Welt verkörpert werden.
Die Delegation der orthodoxen Kirche von Äthiopien, bestehend aus Abuna Yusef, dem Erzbischof von Bale, und einigen Klosteroberen, unternimmt zusammen mit einer Gruppe von Diakonen und Ordensleute eine Pilgerreise zu christlichen Orten und Stätten, die mit der koptischen Spiritualität verbunden sind. Während des Treffens lud Anba Yusef Papst Tawadros zu einem weiteren Besuch in Äthiopien ein.
Der Große Staudamm, der von Addis Abeba am Nil gebaut wird, ist nach Ansicht der Regierung in Kairo auch eine "lebenswichtige Angelegenheit" für Ägypten und seine Bevölkerung. Ziel der Verhandlungen ist es deshalb, ein rechtsverbindliches Abkommen zu erreichen, das Äthiopien die Möglichkeit gibt, sich zu entwickeln, während die Rechte Ägyptens gewahrt bleiben.
Der Damm ist das größte Wasserkraftwerk auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Das Projekt, mit dem das italienische Bauunternehmen Salini betraut wurde, wurde 2011 auf den Weg gebracht. Die Füllung des Stausees ermöglicht die Erzeugung von 6000 Megawatt Strom.
Die Entscheidung von Addis Abeba hatte von Anfang an zu Spannungen mit Ägypten und auch mit dem Sudan geführt. Diese Länder befürchten eine drastische Verringerung der Wasserressourcen, die für das Leben und die Wirtschaft ihrer jeweiligen Bevölkerung unerlässlich sind.
Die Orthodoxe Kirche von Äthiopien war bis 1959 an das koptische Patriarchat von Alexandrien gebunden, bis sie vom koptischen Patriarchen Kyrill VI. als so genannte „autokephale“ Kirche anerkannt wurde.
(GV) (Fides 5/9/2022)


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