flipr
Lima (Fides) – Der Vorsitzender der peruanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Miguel Cabrejos Vidarte, hat die Regierung von Präsident Pedro Castillo aufgefordert, das von ihm am 4. April für die Städte Lima und Callao verhängte Ausgangssperre aufzuheben, da diese in "die Grundrechte der Bevölkerung eingreift".
In einer Erklärung am 5. April veröffentlichten Stellungnahme erklärt der Erzbischof, dass die Maßnahme, die nach Angeben der peruanischen Polizei infolge der komplexe Situation im Land ergriffen wurde, "unverhältnismäßig“ sei. Die Regierung müsse die Gründe für ihre Entscheidung transparent machen. „Es ist fast wie ein Belagerungszustand, der laut unserer Verfassung nur im Falle einer Invasion, eines ausländischen Krieges oder eines Bürgerkrieges gilt“, beklagt der Erzbischof. Diese improvisierte Maßnahme mache deutlich, „dass die Regierung nicht in der Lage ist, die sozialen Konflikte zu bewältigen, die in den letzten Tagen in vielen Teilen des Landes aufgetreten sind".
„Wir appellieren an die Regierung, diese Maßnahme nicht umzusetzen, da sie alle schwer trifft", heißt es in der Erklärung der Bischöfe, "vor allem aber die Ärmsten, die jeden Tag Nahrung für ihre Familien beschaffen müssen. Wir dürfen nicht vergessen, dass mehr als 70 % der Arbeitnehmer in Peru informell beschäftigt sind".
Unterdessen hat der peruanische Präsident Pedro Castillo die Ausgangssperre sieben Stunden vor deren Ablauf um Mitternacht des heutigen 6. April aufgehoben. Die Maßnahme war nach den Vorfällen der vergangenen Woche ergriffen worden, zu denen es am Rande eines Streiks der LKW-Fahrer und Landwirte gekommen war, die gegen steigenden Preise für Treibstoff und landwirtschaftliche Produkte protestieren. Die Ausschreitungen hatten zu Gewalt, Plünderungen und Aggressionen geführt (vgl. Fides 4/4(2022)).
Peru befindet sich seit geraumer Zeit in einer tiefen Krise, die durch die Pandemie verschärft wurde, und verschiedene Aspekte (politischer, ethischer, moralischer, sozialer und ökologischer Art) betrifft. Die Bischöfe hatten wiederholt um dringende und allgemeine Anstrengungen für die Wiederbelebung von Politik, Wirtschaft und Arbeit gebeten. Der linke Politiker Pedro Castillo hat am 6. Juni 2021 die Stichwahl um das Amt des Präsidenten mit wenigen Stimmen Vorsprung vor seiner Widersacherin Keiko Fujimori, einer Kandidatin der konservativen Rechten gewonnen (vgl. Fides 8/2/2022).
(SL) (Fides 6/4/2022)