Bischkek (Fides) - "Kirgisistan ist ein kleines Land, das von sehr starken Nachbarn umgeben ist und sich stark verändert: Es war immer offen, was die religiösen Möglichkeiten betrifft. Im Allgemeinen haben wir die Freiheit, als Missionare zu arbeiten, auch wenn es immer noch vorkommt, wie zum Beispiel vor ein paar Wochen geschehen, dass ein junger Priester ohne jede Erklärung ausgewiesen wurde. Wir sind täglich mit zwei gegensätzlichen Ansätzen konfrontiert: einerseits mit dem Risiko, des Proselytismus bezichtigt zu werden, und andererseits mit dem Fehler, gar nicht zu evangelisieren. Die Kirche in Zentralasien wird oft mit einem Sprössling verglichen. Als ich über diese Worte nachdachte, wurde mir klar, dass es keine Pflanze gibt, die nicht etwas gibt, und sei es noch so klein: Pflanzen, die keine Früchte tragen, spenden trotzdem Schatten oder umgekehrt. In diesem Teil der Welt sind wir dazu berufen, in einer Glaubensgemeinschaft zu dienen, die so klein ist, dass sie fast unbekannt ist, was aber nicht bedeutet, dass sie keine Früchte tragen kann", so der apostolischer Administrator von Kirgisistan, Pater Anthony Corcoran (sj), gegenüber Fides.
Pfarrer Corcoran, der auch auf dem jüngsten Webinar "Die Mission der Evangelisierung in Zentralasien zur Zeit von Evangelii Gaudium: Kontext, Herausforderungen, Perspektiven" sprach veranschaulichte die Realität, in der die kirgisische Kirche tätig sein muss: "Die Gesamtbevölkerung beträgt etwa 6 Millionen Einwohner, von denen 34 % Jugendliche unter 15 Jahren sind, es ist also ein sehr junges Land. Neunzig Prozent der Bevölkerung sind Muslime, während etwa 8-10% Christen sind, wobei die Katholiken eine winzige Minderheit darstellen".
In diesem Zusammenhang, so erklärt der Jesuit, bedeutet die Verkündigung des Evangeliums vor allem, den bei den Menschen zu sein und das Evangelium zu bezeugen, insbesondere gegenüber den Armen, den Leidenden, den Kranken, den Menschen in Not oder in Verzweiflung: "Wenn wir darüber nachdenken, was es bedeutet, katholisch zu sein und in einem solchen Umfeld zu evangelisieren, haben wir verstanden, wie wichtig es ist, von der Freundschaft und der Erfahrung der Begleitung in Not auszugehen: denn dies ist eine interreligiöse Dimension, weil Jesus nicht nur uns Christen tröstet, und auch sehr praktisch, weil es etwas ist, das man nicht ablehnen kann. Wenn sie Trost finden, erkennen die Menschen ihn und nehmen ihn instinktiv an, erst dann versuchen sie zu verstehen, woher er kommt. Diese Arbeit ist besonders wichtig für junge Menschen, denn wenn sie über die Erfahrung der Nähe nachdenken, können sie beginnen, sich zu fragen, woher der Trost kommt, und so Christus entdecken".
In Kirgisistan gibt es derzeit drei katholische Pfarrgemeinden in den Städten Bischkek, Jalal-Abad und Talas, aber viele kleine Gemeinden sind in den ländlichen Gebieten des Landes verteilt. Die örtlichen Katholiken können auf die geistliche Unterstützung von sieben Priestern, einem Ordensmann und fünf Franziskanerinnen zählen. 1997 richtete Papst Johannes Paul II. die Mission sui iuris ein, wie dies auch in den Nachbarstaaten Zentralasiens der Fall war. Im Jahr 2006 erhob Papst Benedikt XVI. diese in den Rang einer Apostolischen Administratur.
(LF-PA) (Fides 2/12/2021)