Bagdad (Fides) - Im Zeitalter des Internets habe die Verbreitung von sozialen Netzwerken und die Zunahme von Blogs und digitalen Plattformen die Verbreitung kirchenkritischer Beiträge, unverhältnismäßig vervielfacht. Sie würden jedoch oft von Personen verfasst, die keine Vertrautheit mit der christlichen Lehre und kein authentisches Wissen haben und darauf abzielen, "die Fakten durch ihre neuen und kontroversen Ideen zu ersetzen". Der irakische Kardinal Louis Raphael Sako, Patriarch der chaldäischen Kirche, warnt erneut vor den verheerenden Auswirkungen dieses Phänomens auf das Leben der Kirche. In einer von den Medien des Patriarchats veröffentlichten Erklärung forderte er alle Christen auf, sich nicht von der Flut der im Internet kursierenden falschen Informationen über das Wesen und das Leben der Kirche beeinflussen zu lassen, und empfiehlt allen, "die Spreu vom Weizen" zu trennen.
In seiner Rede betonte der irakische Kardinal, dass ein Großteil der im Internet kursierenden Angriffe gegen chaldäische Gemeinden von Menschen stammen, die außerhalb des Iraks leben und die die Freiheit des Zugangs zu den Netzwerken nutzen, um Verwirrung unter den Menschen zu säen. Die vielen digitalen "Kommentatoren", die sich in innerkirchliche Kontroversen einschalteten - so der Patriarch - "kennt keine Gnade, nicht einmal mit dem Papst", und verfolgt oft ihre eigenen Machtinteressen. Dabei scheue man auch nicht davor zurück, die Kirche mit "einer politischen Partei oder einer Militärdiktatur" gleichzusetzen.
Seit einiger Zeit äußern sich einige Kirchen des Ostens – darunter die koptisch-orthodoxe Kirche - kritisch gegenüber denjenigen, die über die Begeisterung im Hinblick auf die Bedeutung der digitalen Netzwerke und der neuen Kommunikationsmittel auf die kirchliche Dynamik. Vor etwas mehr als einem Jahr bekräftigte der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. in einer Rede vor den Mitgliedern des ägyptischen Rotary Clubs (vgl. Fides 16.11.2020), dass es „sicherlich nicht die sozialen Medien sind, die den Männern und Frauen von heute die Tore zum Paradies öffnen können“. Er fügte hinzu, dass die digitalen Kommunikationsnetze "ein zweischneidiges Schwert" seien, das wie ein "Messer" richtig oder falsch eingesetzt werden könne und ein zerstörerisches Potenzial besitze, das den Einzelnen schaden und das kirchliche und soziale Gefüge zerreiße.
(GV) (Fides 23/11/2021)